Porträt

laut.de-Biographie

Bela B.

Bela B. ist der beste Schlagzeuger der ... nein, falsch: Bela B. ist der Schlagzeuger der Besten Band der Welt. So herum! Unter diesem Titel kennt ihn jedes Kind und das gilt natürlich gleichermaßen für seine Stammcombo Die Ärzte, die in Deutschland ungefähr seit 1985 (oder wann erschien nochmal die Single "Zu Spät"?) Kult-Status genießt. Doch wie seine beiden Bandkollegen findet auch Doktor B. reichlich Gefallen an Nebenschauplätzen.

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Bela heißt mit bürgerlichem Namen Dirk Felsenheimer und erblickt am 14. Dezember 1962 in Berlin-Spandau das Licht der Welt. Als Klein-Dirk fünf Jahre alt ist, lassen sich seine Eltern scheiden und er bleibt bei seiner Mutter und Zwillingsschwester Diana. Dank der Schulferien, die er oft bei seinem Vater in Köln verbringt, hat er genug Zeit, sich in aller Ruhe zwei Hobbys auszusuchen, ohne die er bald nicht mehr auskommt: Comic-Hefte und Rock'n'Roll. Da seine literarischen Vorlieben schwer in Richtung Horror tendieren, benennt er sich später nach dem Dracula-Darsteller Bela Lugosi. Das "B." im Nachnamen steht angeblich für seinen Spitznamen "Barney", der durch die Ähnlichkeit der Nachnamen "Felsenheimer" und "Geröllheimer" zustande kam.

Natürlich will Bela schon bald selbst Musiker werden. Die Liebe des Krawallmachers fällt prompt auf die Schießbude, und so dürften seine kindlichen Augen mächtig geglänzt haben, als er im Keller des Freundes seiner Schwester an ein echtes Kit sitzen darf. Ob damals ein Drum-Hocker gefehlt hat, wissen wir nicht, Tatsache ist aber, dass Bela bis heute zu den wenigen Schlagzeugern gehört, die ihren Job im Stehen verrichten. Später gesteht er, dies dem Stray Cats-Drummer abgeschaut zu haben. Ein Urlaub (haha) in London lässt ihn (wie auch den Farin Urlaub) endgültig zum Punkrocker mutieren. Da Bela als Kiss- und Ramones-Fan schon immer Gefallen am Auffallen fand, verführen ihn der rauhe Style und die kompromisslose Attitüde des Punk sogar dazu, sich noch während seiner Schulzeit ein erstes eigenes Schlagzeug zu besorgen. Die erste Band Empire ist da schon so gut wie gegründet.

Den Realschulabschluss in der Tasche, beginnt Bela eine Lehre als Dekorateur, nicht ohne vorher sogar kurz in die Ausbildung eines Polizisten reinzuschnuppern. Als der Jugendliche mit der pechschwarzen Mähne schließlich einen Nebenjob im Supermarkt ergattert, spricht sich sein punkiges Arbeitsoutfit schnell im Viertel herum, und die beiden Punks Hussein Kuthlucan und Bernd van Huizen schauen sich den "Neuen" genauer an. Die Interessen passen, schnell freundet man sich an und gründet 1979 die Band Soilent Grün, benannt nach dem Science Fiction-Klassiker "Soylent Green (Jahr 2022 ... die überleben wollen)" aus dem Jahr 1973.

Ebenfalls dabei: Roman Stoyloff, dessen Ex-Freundin später der Song "Ekelpack" gewidmet wird. Die Band bringt es zu regionaler Bekanntheit und veröffentlicht mit "Die Fleisch EP" einen 7"-Tonträger mit sechs Songs. Leider unveröffentlicht bleiben Songs mit den vielsagenden Titeln "Spitz wie Lumpi", "Die grünen Hampelmänner" oder das Slime-Cover "Polizei SA-SS".

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Als sich der SG-Gitarrist bei einem Gig seine Klampfe klauen lässt, ist es leider vorbei mit der Band-Eintracht und Bela erinnert sich an den blonden Punk Farin Urlaub, den er kurz zuvor im Ballhaus Spandau kennen gelernt hat. Obwohl Farin als Gitarrist ins Line Up rutscht, findet 1982 ein legendäres Abschiedskonzert von Soilent Grün im Berliner SO 36 statt, bei dem eine Düsseldorfer Band namens Die Toten Hosen (Ex-ZK) als Vorgruppe auftritt. Anschließend setzen sich Bela und Farin gemeinsam mit Bassist Sahnie (Ex-Frau Suurbier) zusammen und beginnen, deutsche Musikgeschichte zu schreiben.

Im Jahre 1988 trennen sich Die Ärzte und Bela gründet die Band S.U.M.P, die sich 1990 in Depp Jones umbenennt (Zwischendurch veröffentlicht er 1989 zusammen mit Satiriker Wiglaf Droste die Single "Grönemeyer kann nicht tanzen"). Von S.U.M.P erscheint 1989 die 10"-EP "Get Wise, Get Ugly, Get Sump" mit sechs Cover-Versionen (u.a. Europes "The Final Countdown") sowie zwei Bela-Songs. Mit dabei: Gitarrist (!) Rodrigo Gonzalez (Ex-Rainbirds), Basser Michael Beckmann und Drummer Atze Ludwig. Für Ludwig stößt später Olaf Kobold-Arend von Rubbermind Revenge zur Band.

Bela ergeht es mit Depp Jones aber nicht besser als dem King Kong-Projekt seines Ex-Kollegen Farin: Nach zwei erfolglosen Alben und einer Mini-LP hat die Plattenfirma 1992 genug vom ehemaligen Ärzte-Zugpferd und kündigt den Vertrag mit Depp Jones. Kurz darauf, nach kleinen Drumming-Auftritten bei den Bands Crashland und Pearl Harbour, erliegt er den Überredungskünsten Farins, Die Ärzte wiederzubeleben und bringt Rodrigo gleich mit.

Über die Jahre hinweg wächst auch Belas Begeisterung für die Schauspielerei. Schon Anfang der 80er spielt er in Horror-Kurzfilmen seines Freundes Jörg Buttgereit (u.a. "Der Todesking") mit. Neben dem intern verhassten Frühwerk "Richy Guitar" (1985), in dem auch Farin und Sahnie mitspielen, erweitert der Drummer seine Filmographie in den 90ern u.a. um "Over The Rainbow" (1999), "Kaliber Deluxe" (2000), "Ein Göttlicher Job" (2001), "Honey Baby" (2004, Mika Kaurismäki) und einen Auftritt im bayerischen Tatort "Die Kunstfabrik" (2003). Auch die RTL-Serie "Alarm für Cobra 11" schmückt sich zweimal mit Auftritten des Rockstars.

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Der Streifen "Nass" von Felicitas Korn, in dem Bela den betrogenen Freund der Hauptperson spielt, erhält 2001 eine Nominierung für den deutschen Kurzfilm-Preis. Seine erste richtige Hauptrolle bekommt er schließlich im Film "Die Edelweißpiraten" (2003), der die wahre Geschichte jugendlicher Widerstandskämpfer im Köln des Zweiten Weltkriegs erzählt. Mittlerweile hat Belas Leidenschaft auch dazu geführt, Schauspielunterricht zu nehmen.

Mit der Gründung seines eigenen Horror-Comicverlages EEE (Extrem Erfolgreich Enterprises) erfüllt sich Zombie-Fan Bela zunächst einen Kindheitstraum und veröffentlicht unter anderem den Comic "Die Ärzte: Angriff der Fett-Teenager". Im geschääftlichen Bereich erweist sich der Verlag allerdings als absolut unrentabel, weshalb er ihn nach ein paar Jahren wieder einstellt.

2004 liest Bela mit Thomas D das Goethe-Hörbuch "Faust Vs. Mephisto" ein, selbstredend mit ihm in der Rolle des Teufels. Auch dem Kult-Ratgeber "Das Handbuch - der schnelle Weg zum Nr. 1 Hit" von KLF leiht er seine Stimme. 2005 beteiligt er sich anlässlich des Schillerjahres an einer 24-stündigen Lesung in Berlin und nimmt sich zwei Stunden lang verschiedenen Werken des 1805 verstorbenen deutschen Dichters und Dramatikers an. Im März desselben Jahres feiert er die Veröffentlichung seines ersten Fanclub-Magazins "Extrem Morlocs #1" im Kolonnadensaal des Leipziger Volkshauses.

Auch vor ungewöhnlichen Kollaborationen auf musikalischer Ebene macht Bela selten Halt. So arbeitete er u.a. bereits mit Diane Lemonbaby, Heike Makatsch und für einen Turbonegro-Tribute-Sampler sogar mit Blümchen zusammen (allerdings versteckt sich das zarte Pop-Pflänzchen hinter dem Aka Denim Girl).

Der Solokünstler Bela B. wird im Jahr 2006 geboren. Für "Bingo" schart er neben Freunden wie Mad Sin-Kontrabasser Holly und Ex-Gluecifer-Drummer Danny Young auch die damals 76-jährige Country-Legende Lee Hazlewood sowie Charlotte Roche um sich. Die Liebe zu Kollaborationen kommt auch auf dem 2009er Nachfolger "Code B" nicht zu kurz.

Nachdem sich die Ärzte mit "auch" für die nächsten Jahre wieder in den Vordergrund drängen, dauert es ganze fünf Jahre, bis 2014 Belas drittes Solo-Album in den Läden steht. Für "Bye" mutiert Herr Felsenheimer zum Cowboy und schnürt zusammen mit Smokestack Lightnin', Peta Devlin, Walter Broes und weiteren Gästen den Sattel ganz fest. Erstmals trennt er sich vom Sound seiner Hauptband und entwickelt mit einer Country-Platte ein eigenes Profil zwischen Outlaw, Bluegrass und Nashville.

Der Ärzte-Star lebt heute nicht mehr in Berlin, sondern seit längerem in Hamburg, wo es zum Stadion des FC St. Pauli schließlich auch näher ist. Die Identifikation mit seiner Wahlheimat verpackt er auch mal in musikalisches Engagement: Um seinem Ärger über die Hamburger Innenpolitik von Senator Ronald Schill Luft zu machen, schreibt Bela 2003 in Kooperation mit Fettes Brot den Song "Schill To Hell", der als Gratis-Download verfügbar gemacht wird.

Belas Kooperation mit der Band Smokestack Lightnin' geht über reine CD-Produktionen hinaus. 2016 arbeiten sie gemeinsam an der Hörspiel-Vertonung des 70er Jahre-Spaghetti-Westerns "Sartana – noch warm und schon Sand drauf". Mit Synchronsprecher und Schauspieler Oliver Rohrbeck und Geräuschakrobat Stefan Kaminski nimmt Bela eine Hörspiel-Studioversion auf und geht damit auf Tour. Die Songs, die hierfür mit der Band entstehen, münden in sein neues Album "Bastard", das am 17. Februar 2017 erscheint.

Interviews

News

Alben

Bela B. (Feat. Peta Devlin & Smokestack Lightnin') - Bastard: Album-Cover
  • Leserwertung: 3 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2017 Bastard

Kritik von Sven Kabelitz

Warum kochen Chinesen in Western immer Bohnen mit Speck? (0 Kommentare)

Bela B. - Bye: Album-Cover
  • Leserwertung: 3 Punkt
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2014 Bye

Kritik von Sven Kabelitz

Endlich raus aus der Ärzte-Zwangsjacke. (0 Kommentare)

Bela B - Code B: Album-Cover
  • Leserwertung: 4 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2009 Code B

Kritik von Michael Schuh

Der Ärzte-Drummer findet zu seiner eigenen Stimme. (0 Kommentare)

Fotogalerien

2010 auf dem Area 4 Bela B. auf der Mainstage 2010.

Bela B. auf der Mainstage 2010., 2010 auf dem Area 4 | © laut.de (Fotograf: Tobias Herbst) Bela B. auf der Mainstage 2010., 2010 auf dem Area 4 | © laut.de (Fotograf: Tobias Herbst) Bela B. auf der Mainstage 2010., 2010 auf dem Area 4 | © laut.de (Fotograf: Tobias Herbst) Bela B. auf der Mainstage 2010., 2010 auf dem Area 4 | © laut.de (Fotograf: Tobias Herbst)

Live im E-Werk Köln 2009 Bela B. auf Solotour in Köln.

Bela B. auf Solotour in Köln., Live im E-Werk Köln 2009 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Bela B. auf Solotour in Köln., Live im E-Werk Köln 2009 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Bela B. auf Solotour in Köln., Live im E-Werk Köln 2009 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Bela B. auf Solotour in Köln., Live im E-Werk Köln 2009 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Bela B. auf Solotour in Köln., Live im E-Werk Köln 2009 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Bela B. auf Solotour in Köln., Live im E-Werk Köln 2009 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Bela B. auf Solotour in Köln., Live im E-Werk Köln 2009 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Bela B. auf Solotour in Köln., Live im E-Werk Köln 2009 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Bela B. auf Solotour in Köln., Live im E-Werk Köln 2009 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Bela B. auf Solotour in Köln., Live im E-Werk Köln 2009 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Bela B. auf Solotour in Köln., Live im E-Werk Köln 2009 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Bela B. auf Solotour in Köln., Live im E-Werk Köln 2009 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Bela B. auf Solotour in Köln., Live im E-Werk Köln 2009 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Bela B. auf Solotour in Köln., Live im E-Werk Köln 2009 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Bela B. auf Solotour in Köln., Live im E-Werk Köln 2009 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Bela B. auf Solotour in Köln., Live im E-Werk Köln 2009 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig)

Live in Köln 2006 Der Herr der Finsternis auf seiner Herbsttournee.

Der Herr der Finsternis auf seiner Herbsttournee., Live in Köln 2006 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Der Herr der Finsternis auf seiner Herbsttournee., Live in Köln 2006 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Der Herr der Finsternis auf seiner Herbsttournee., Live in Köln 2006 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Der Herr der Finsternis auf seiner Herbsttournee., Live in Köln 2006 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Der Herr der Finsternis auf seiner Herbsttournee., Live in Köln 2006 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Der Herr der Finsternis auf seiner Herbsttournee., Live in Köln 2006 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Der Herr der Finsternis auf seiner Herbsttournee., Live in Köln 2006 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Der Herr der Finsternis auf seiner Herbsttournee., Live in Köln 2006 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Der Herr der Finsternis auf seiner Herbsttournee., Live in Köln 2006 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Der Herr der Finsternis auf seiner Herbsttournee., Live in Köln 2006 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Der Herr der Finsternis auf seiner Herbsttournee., Live in Köln 2006 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Der Herr der Finsternis auf seiner Herbsttournee., Live in Köln 2006 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig)

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