Porträt

laut.de-Biographie

Nosliw

Schon im Mutterbauch mit Reggae von Peter Tosh, Jimmy Cliff und Konsorten beschallt, hat Nosliw als Deutscher einen besonderen Bezug zur ursprünglich jamaikanischen Musik. Jedoch bleibt Rap in den ersten 15 Lebensjahren immer die Hauptsache für den gebürtigen Bonner. Seit 1992 mit Hip Hop verschworen, rockt Nosliw zu dieser Zeit mit Scheiben wie Public Enemys "Fear Of A Black Planet" und "Live In Concert" von der 2 Live Crew ab.

Rootdown Festival: Reggae/Dancehall satt mit Nosliw, Symbiz Sound, Jaqee u.v.a.
Rootdown Festival Reggae/Dancehall satt mit Nosliw, Symbiz Sound, Jaqee u.v.a.
Das Festival zum Label: neun Acts, zwei Locations in einer Nacht. Stärker als jeder Glühwein!
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Seinen Alias bastelt sich Nosliw aus seinem bürgerlichen Namen Eric Wilson. Rückwärts gelesen und im Stil des Sportartikelherstellers Wilson gedruckt, gibt sein Nachname ein erstklassiges Etikett ab.

Der gelernte Installateur, der später eine Ausbildung zum Logopäden nachschieben soll, und sein Freund Teedee beginnen, mit einem Synthesizer, den Nosliw zur Konfirmation bekam, und von CD eingespielten Samples eigene Tracks auf Englisch aufzunehmen. Später gründet Nosliw im Raum Bonn die Band D.U.G. (Die Unendlichen Gedichte), bis er über die Kombo 1998 seinen späteren Freund Nattyflo kennen lernt. Dieser macht ihn mit Reggae und Dancehall vertraut.

Erstmals einen Reggae-lastigen Track nimmt der unter Freunden als Pedant bekannte Nosliw aber erst bei Rootdown auf. Die langsameren Nummern und stressfreieren, positiveren Vibes scheinen ihm geeigneter, seine Anliegen in der Musik auszudrücken. Er kritisiert, viel zu wenige deutsche Danehall-Interpreten setzten sich politisch oder sozial für eine Sache ein.

Nosliw lässt sich von einer ganzen Bandbreite an Künstlern inspirieren und fixiert sich dabei nicht auf ein bestimmtes Genre. So haben es ihm Peter Tosh, Nattyflo, Tracy Chapman, Rio Reiser, Heinz Erhardt, Capleton, Luciano, Glen Washington, Gentleman, Busta Rhymes, Prince und selbstverständlich Bob Marley angetan. Nosliw selbst übernimmt bei seinen Reggae-Stücken aber keine typisch jamaikanische Themen. Seine deutschsprachigen Lyrics bringen Missstände, die im eigenen Land vorliegen, zur Sprache.

Immer schon sozial engagiert, unterstützt er mit einem Projekt namens Radius Bonn Rhein-Sieg Jugendliche, die Musik machen wollen. Denn: Nosliw steht nicht auf den Nonsense, der von vielen Bands praktiziert wird: "Während unsere Welt zugrunde geht, lassen die Leute sich mit Scheiße vollsülzen. Zum Beispiel Scooter stehen für diese Musikergruppe, die die Charts mit Hirnlosigkeit füllt."

Der 1976 Geborene vertritt die Ansicht, dass "gerade in den Zeiten, in denen wir leben, wo ein Präsident sein eigenes Land, die ganze Welt verarscht, irgendwo tausend Kriege passieren in der Welt, Hungerkatastrophen, Aids, Pest, ... , Conscious-Musik in die Charts gehört, Protestlieder gegen Armut, gegen Korruption, gegen Wirtschaftsverbrechen!" Eine Einstellung, die über die Jahre ihre Aktualität nicht verliert.

Nach etlichen Tunes von Nosliw auf Various Artist-Platten und einigen gemeinsam mit Freund Nattyflo aufgenommenen Songs, gewinnt der Ruhrpottler an Bekanntheit. Nicht zuletzt, da er 2002 mit Dancehall-Acts wie Seeed die Konzerthallen füllt. Mit der Single "Wie Weit" auf dem Crystal Woman-Riddim stürmt er die Hitlisten, das dazugehörige Musikvideo entwickelt sich auf den Musikkanälen zum Dauerbrenner.

Nosliw - Heiss & Laut
Nosliw Heiss & Laut
Dancehall - zu 100 Prozent radiokompatibel und tanzbar.
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Die EP "In Vollen Zügen" von 2003 erweist sich lediglich als Appetithäppchen: Schon im Jahr darauf wird das Debüt in voller Länge nachgelegt. Max Herre und natürlich wieder einmal Nattyflo stehen ihm hilfreich und stimmgewaltig zur Seite. Nosliw steht plötzlich "Mittendrin" im deutschen Dancehall-Geschehen. Kaum ein Riddim verlässt von seiner Stimme unberührt die blühenden hiesigen Reggae-Schmieden, Nosliw glänzt durch beständige Bühnenpräsenz.

Bis zum nächsten Album ist allerdings ein wenig Geduld angesagt. Erst im April 2007 schickt "Mehr Davon" seine Boten voraus. Dann nämlich erscheint mit "Immer Wieder Hören" die erste - wie so oft von Teka produzierte - Single-Auskopplung: Eine wahre Ode an die Soundsystem-Kultur, die mittlerweile auch in Deutschland Fuß gefasst hat. Pünktlich zum Album-Release begibt sich Nosliw, unterstützt von den Magnetics, auf Tour, denn: Die Leute wollen es immer wieder hören.

Das gilt ganz offensichtlich nicht nur für Reggae- und Dancehall-Freunde: Auch Jungle-Veteran Bassface Sascha und sein Kompagnon Franksen haben einen Narren an dem Tune gefressen und stecken ihn kurzerhand in ein wummerndes Drum'n'Bass-Kleid. Das Resultat straft die weit verbreitete Rede, deutsche Lyrics funktionieren in dieser Szene nicht, Lügen. Auch hier ist der Ruf "Rrrrewind, Selecta!" vorprogrammiert.

Weil's so schön war, setzen die beiden gleich noch einen drauf und unterziehen auch die zweite Auskopplung, den Titeltrack "Mehr Davon" einer basslastigen Frischzellenkur. Bei Christian Lenz' Label Have-a Break Recordings verpasst man dem Ganzen das einzig wahre Format: Ab März 2008 sind die beiden Tracks gepresst auf DJ-freundliches Zwölfzoll-Vinyl zu haben. "Nomma von vorn, bitte!"

"Heiss & Laut" kommt wenig später der nächste Gang auf den Plattenteller: Anlass für Sozialkritik liefert das Leben auch Anfang 2009 noch. Über all den Dramen vergisst Nosliw das Feiern aber immer noch nicht: "Seid ihr noch wach, seid ihr dabei, seid ihr bereit, habt ihr noch Energie im Leib, gebt mir ein 'Ey Jau!'" Wie antwortet die Massive? Genau: "Ey Jau!"

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Nosliw - Mehr Davon: Album-Cover
  • Leserwertung: Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2007 Mehr Davon

Kritik von Dani Fromm

Positive Grundstimmung ohne dümmliche Kiffertexte. (0 Kommentare)

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