Porträt

laut.de-Biographie

Peter Tosh

"Everyone is crying out for peace/None is crying out for justice. I said, everyone is crying out for peace/I said, none is crying out for justice. But there will be no peace/Till men get equal rights and justice!" Wenn Bob Marley der Martin Luther King jr. des Reggae war, dann war Peter Tosh sein Malcolm X. Immer unangepasst, kompromisslos und für einen heftigen Affront gegen das Establishment gut. Als der Sänger, wegen seines hitzigen Temperaments auch "The Stepping Razor" genannt, 1987 gewaltsam zu Tode kommt, hinterlässt er ein beeindruckendes musikalisches Erbe und (mindestens) zehn Kinder.

Bunny Wailer: Reggae-Legende mit 73 Jahren gestorben
Bunny Wailer Reggae-Legende mit 73 Jahren gestorben
Bunny Wailer war neben Bob Marley und Peter Tosh das dritte Gründungsmitglied der Wailers.
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Winston Hubbert McIntosh kommt am 19. Oktober 1944 in Church Lincoln, West Moreland, Jamaica zur Welt, einem Gebiet, dem man nachsagt, das beste Ganja der Welt hervorzubringen. Er wird dort von einer Tante groß gezogen und zieht mit ihr über die Zwischenstation Savanna-La-Mar ca. 1957 in die Hauptstadt Kingston, wo sie in Denhamtown wohnen. Als er 15 Jahre alt ist, stirbt seine Tante. Ein Onkel nimmt ihn auf und so landet er schließlich in Trenchtown. Er beginnt sich, wie so viele jugendliche Kingstoner dieser Zeit, für den amerikanischen
Rhythm And Blues und alles Neue, das aus den Transistorradios und Jukeboxes dröhnt, zu begeistern.

Anfang der 60iger lernt er durch Joe Higgs, seinen Mentor an der Gitarre, Bob Marley und Bunny Livingston kennen. Zusammen gründen sie mit einem gewissen Jr. Braithwaite und den Backgroundsängerinnen Beverley Kelso und Cherry Smith die Wailing Wailers. Angetrieben von Higgs arbeiten die Wailers recht fleißig an Arrangements. Higgs kapiert schnell, dass er eine der talentiertesten Gesangsgruppen der Insel unter seinen Fittichen hat. Von ihm angespornt landen die Wailers schließlich 1963 für einen Vorsingtermin bei Clement 'Sir Coxsone' Dodd in dessen Studio One.

Natürlich macht der schlaue Coxsone Dodd Aufnahmen mit der Gruppe. Im Februar 1964 haben die Wailers mit "Simmer Down" einen Nummer 1 Ska-Hit in Jamaika. Etliche
erfolgreiche Releases auf Studio One folgen, bis Jr. Braithwaite und die beiden Backgroundsängerinnen die Wailers verlassen. Dennoch bleiben die Wailers die erfolgreichste Gruppe der Insel, bis die Zusammenarbeit mit Coxsone Dodd um das Jahr 1970
schließlich ein Ende findet. In dieser Zeit verändert sich der Beat vom Ska über Rocksteady
hin zu dem, was als Rootsreggae in die Musikgeschichte eingeht.

Somit ist die nächste Station für Peter Tosh, Bob Marley und Bunny Livingstone eine extrem wichtige und inspirierende. Sie beginnen, mit dem Produzenten Lee 'Scratch' Perry zusammenzuarbeiten. Auch der Deal mit Perry zahlt sich, wie schon zuvor bei Coxsone, finanziell nicht richtig aus, aber die Zusammenarbeit mit dem unglaublich innovativen und experimentierfreudigen Perry bringt alle drei musikalisch immens weiter. Als wirklich große Titel aus dieser Zeit sind u.a. "Duppy Conqueror", "400 Years", "Small Axe" oder
"Soul Rebel" zu nennen. Die gemeinsamen Wege mit Perry trennen sich 1972. Es kommt zu einer Begegnung die gleichzeitig den großen internationalen Erfolg der Wailers, wie auch den Zerfall der Original Wailers bedeutet: Sie lernen den Engländer Chris Blackwell kennen. Blackwell führt das junge Island Label und ist willens, mit den Wailers ein Album aufzunehmen und dieses international zu veröffentlichen und zu promoten. Noch heißen Sie einfach nur Wailers und sowohl Peter als auch Bob und Bunny haben jeweils ihre eigenen Parts als Leadsänger.

1972 erscheint "Catch A Fire", ein Jahr darauf "Burnin'". Die beiden Alben heben Reggae
auf eine neue Stufe. Sie machen so das Genre einer internationalen Hörerschaft zugänglich die Alben kommen verdammt frisch auf die Plattenteller. Doch trotz des Erfolges und dem priviligierten Status, den die Wailers durch ihren Deal mit Island genießen, kommt keine dauerhafte Freude auf. Peter fühlt sich finanziell übergangen, ist über die Absichten
Blackwells, Bob als Kopf der Gruppe aufzubauen, erzürnt und reagiert bissig. Blackwell
heißt bei ihm nur noch 'Whiteworst'. Er bezichtigt den Engländer, Bob, Bunny und ihn auseinanderbringen zu wollen. Schließlich verlässt er die Gruppe.

Im gleichen Jahr hat er einen schweren Autounfall, bei dem seine Lebensgefährtin
stirbt und er selbst schwerste Kopfverletzungen davon trägt. Es heißt, er sei danach
ein noch größerer Hitzkopf als zuvor.
Nach seiner Genesung beginnt Peter Tosh allmählich wieder an eigenem Material zu arbeiten, schart Musiker um sich und startet sein eigenes Ding. Zwar dauert es drei Jahre, bis es zur ersten Albumveröffentlichung kommt. Die aber hat es in sich. "Legalize It" heißt das Werk und man sieht Tosh auf dem Cover mit einer Pfeife in einer Ganjaplantage hocken. Der gleichnamige Titeltrack preist die Legalisierung von Marihuana als zwingend erforderlichen Akt an. Auch sonst geht Tosh textlich in die vollen. Für sein aufrührerisches Verhalten und den Besitz von Cannabis wird er in den folgenden Jahren mehrmals von der jamaikanischen Polizei halb tot geprügelt, wegen des Titels "Legalize It" erhält er Jahre später in Bayern Auftrittsverbot, Babylon united sozusagen.

Die Tatsache, dass er wegen seiner Texte und Auftritte Repressalien ausgesetzt ist, ficht ihn im weiteren Verlauf seiner Karriere nicht an. Stoisch, zäh und kompromisslos geht er seinen Weg und im Vergleich zu dem Bob Marleys ist es der steinigere. 1977 erscheint mit "Equal Rights" ein Rootsreggae-Longplayer, gespickt mit aufrührerischen Inhalten. 1978 bringt er auf dem Rolling Stones Label "Bush Doctor" heraus auf dem er zusammen mit Mick Jagger "Don't Look Back" singt. Im selben Jahr ist er beim Start der Stones-Tour als Opener mit von der Partie. Sein nächstes Album erscheint wiederum auf Rolling Stones, allerdings kommt es mit den Herren aus England aus verschiedenen Gründen zum Zerwürfnis. Tosh gibt nie klein bei, er ist 'The Stepping Razor'. Vielleicht steht er sich für eine noch größere Karriere manchmal selbst im Wege. Schade für einen, der mehrere Instrumente exzellent beherrscht und von dem es heißt, kein geringerer als Eric Clapton habe ihn gebeten, ihn auf einer Tournee zu begleiten und ihm Reggaerhythmen beizubringen.

Für seine unmissverständliche Kritik an den jamaikanischem Verhältnissen und seine Art
des 'Straight Talk' genießt der Rasta allerdings den Ruf des Unbeugsamen, den Ruf des Mannes, der Babylon und die 'Forces Of Evil' nicht zur Ruhe kommen lässt. Er veröffentlicht von 1981 bis 1984 drei weitere Roots-Alben. Mit seiner Band, in der sich unter anderem Sly Dunbar und Robbie Shakespeare tummeln, führt er mehrere überaus erfolgreiche Tourneen durch die USA und Europa, bis er 1987 sein letztes Album "No Nuclear War" herausbringt.

Eine Woche nach dessen Veröffentlichung wird er am 11. September 1987 spät abends von einem durchgedrehten, stadtbekannten Strolch namens 'Leppo' in seinem Haus am Rande von Kingston wie ein Hund abgeknallt. Allerdings scheinen die Umstände des Verbrechens nicht 100% geklärt, die Verurteilung des mutmaßlichen Täters wegen Mordes war angeblich die schnellste in der Geschichte der jamaikanischen Strafjustiz (15 Minuten).

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Surftipps

  • Peter Tosh

    Super Site mit einer riesigen Auswahl an Songtexten, Bildern, Interviews und mehr.

    http://www.geocities.com/RainForest/Andes/3454/petertosh/index2.html
  • Thetalkingdrum – Peter Tosh

    Sehr ausgiebige Biographie des Stepping Razor.

    http://www.thetalkingdrum.com/tosh.html

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