Porträt

laut.de-Biographie

Chris Cornell

Der Musiker Chris Cornell ist in erster Linie als Sänger der Grunge-Legenden Soundgarden bekannt, mit denen er bis 1997 weltweit Erfolge feiert. Als Christopher John Boyle erblickt er am 20. Juli 1964 in einem Vorort von Seattle das Licht der Welt. Chris ist der Sohn von Ed Boyle, einem Apotheker und der Buchhalterin Karen Cornell, und wächst in einem gutbürgerlichen Haushalt mit fünf Geschwistern auf. Eine Urgroßmutter stammt aus Deutschland.

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Schon früh erhält er Klavierunterricht und verschlingt nebenbei sämtliche Schallplatten, die ihm in die Hände fallen. Mit neun Jahren entdeckt er in einem leer stehenden Haus alte Beatles-Scheiben und bleibt den Fab Four zwei Jahre lang treu. Mittlerweile bearbeitet Chris auch lieber das Drumkit als das Klavier.

Parallel erweitert sich der Musikgeschmack, und der Nachwuchsmucker erwärmt sich nunmehr für Rush oder Yes. Die Änderung seines Nachnamens geht im Zuge der Scheidung seiner Eltern über die Bühne. Wie seine Geschwister nimmt Chris den Namen der Mutter an.

Zu der Zeit leidet er an Depressionen, die seine Jugend vermiesen. Er verlässt sogar über ein Jahr lang kaum das Haus und drischt lieber auf Schlagzeug und Gitarre herum. Nachdem die dunkle Zeit überwunden ist, geht Chris nach draußen und sammelt erste Erfahrungen mit der Coverband The Jones Street Band, die sich quer durchs Repertoire von Rush, AC/DC, Sex Pistols und den Ramones muckt. Hier stellt er überraschend fest, dass ihm der Job hinter dem Mikro liegt.

Er zieht ins Herz von Seattle um, arbeitet u.a. als Koch und schließt sich der Band The Shemps an, die zwar nicht lange Bestand hat, aber aufgrund diverser inzestuöser Verbindungen und Bekanntschaften über gemeinsame WGs schließlich in Soundgarden mündet. Zur Urformation gehören neben Cornell - der ganz zu Beginn noch als Schlagzeuger fungiert - Hiro Yamamoto (Bass) und Kim Thayil (Gitarre). Nach einem kurzen Gastspiel von Scott Sundquist, kommt Matt Cameron ans Kit und Chris wechselt ans Mikro, was er als neue Herausforderung betrachtet - die Weltkarriere kann kommen.

Neben seinem Job als Frontmann bei Soundgarden ist Cornell auch Bestandteil der Grunge-Supergroup Temple Of The Dog, die 1991 das gleichnamige Album veröffentlichen, auf dem auch Pearl Jams Eddie Vedder zu hören ist. Die zehn Songs der Scheibe sind ein Tribute an Cornells an einer Überdosis Heroin verstorbenen Freund und Mother Love Bone-Sänger Andy Wood.

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Chris Cornell No One Sings Like You Anymore
Chris covert Prince, Lennon, Joplin und Guns N' Roses.
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Cornells erster offizieller Solotrack hört auf den Namen "Seasons" und ist auf dem Soundtrack zum Film "Singles" (1992) zu hören. Danach folgen unter dem Pseudonym MACC ein Cover des Hendrix-Tracks "Hey Baby (New Rising Sun)" sowie Songwriter-Aufträge für so unterschiedliche Acts wie Flotsam And Jetsam und Alice Cooper. Des Weiteren produziert er "Uncle Anesthesia" (Screaming Trees).

Screams hat Chris ebenso drauf wie sanftes Säuseln. Die Dauerbelastung ruiniert zeitweise aber fast seine Karriere: 1994 müssen zahlreiche Soundgarden-Gigs der "Superunknown"-Tour ausfallen, da er seiner Stimme zu viel zugemutet hat. Nach dem Split der Band 1997 dauert es zwei Jahre ehe Cornell mit seinem ersten Soloalbum um die Ecke kommt. "Euphoria Morning" zeigt ihn von einer anderen, eher ruhigen, introvertierten Seite. Privat durchlebt er eine dunkle Phase mit Depressionen, die teilweise auf die Soundgarden-Trennung zurück zu führen ist. Wegen Alkoholabhängigkeit lässt er sich in eine Entzugsklinik einweisen.

Als es Cornell wieder besser geht, erreicht ihn ein Anruf von Rick Rubin, der ihm empfiehlt, mit den drei verbliebenen Rage Against The Machine-Mitgliedern zu jammen. Das Trio verfolgt den Plan, ohne ihren Ex-Shouter Zack De La Rocha weiterzumachen. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten steigt Cornell 2002 endgültig ein. Die neue Supergroup-Combo nennt sich Audioslave und veröffentlicht bis 2006 drei Studioalben.

Nach dem Titelsong zum James Bond-Film "Casino Royale" ("You Know My Name", 2006) steigt Chris Cornell Anfang 2007 bei Audioslave aus, um sich erneut seiner Solokarriere zu widmen. Der mittlerweile zum zweiten Mal verheiratete und dreifache Vater wohnt nun auch in Paris, führt ein Edelrestaurant und kommt kurze Zeit später mit "Carry On" um die Ecke, das wegen mancher Riffplattitüden nicht auf ungeteilte Begeisterung stößt.

Für Aerosmith und Linkin Park eröffnet er dennoch einige ihrer Welttour-Gigs. Eine Solotour schließt sich an. Das gelungene Cover von Michael Jacksons "Billie Jean" taucht 2008 bei "American Idol" auf - Cornell komponiert die Single "Light On" des späteren Siegers David Cook mit.

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Viele Fragezeichen bei der Fangemeinde hinterlässt die Entscheidung, für das dritte Soloalbum den angesagten Clubproducer Timbaland zu verpflichten - der spricht im Zuge des Releases von seiner bis dato besten Arbeit. Das elektronische "Scream" erscheint im März 2009 und spaltet Cornells Anhängerschaft wie nie zuvor. Erneut hat der Musiker seinen Fokus verschoben - oder in Timbalands Worten ausgedrückt: "Der erste Rockstar im Club" - auf Tour gehts dann mit Band doch wieder rockiger zur Sache. Doch schon im Folgejahr fühlen sich auch die Enttäuschten wieder wohl: Soundgarden verkünden ihre kaum für möglich gehaltene Wiederauferstehung. Nach gefeierten Liveshows rauft man sich auch im Studio wieder zusammen und es entsteht 2012 das Comeback-Album "King Animal".

Dennoch forciert Cornell weiter seine Solokarriere: Mit "Songbook" folgt 2011 ein Livealbum - in purster Form sozusagen, nur Cornells Stimme und Gitarre. Fast möchte man schon von einer akustischen Entschuldigung für den Ausflug mit Timbaland sprechen. Mit "Higher Truth" schlug Chris schon durch die Wahl des Studios eine Brücke zur Vergangenheit: aufgenommen wurde in den Henson Studios, wo früher A&R Records beheimatet war - und Soundgarden zu ihrem Höhenflug ansetzten. Hatte man bei Cornells ersten Solo-Alben immer ein wenig das Gefühl, dass die Produktionen überbemüht wirkten, schien der Amerikaner mit "Higher Truth" bei sich selbst angekommen zu sein, auch wenn man noch nicht wusste, dass dies sein Abschiedswerk sein würde.

Chris Cornell stirbt am 17. Mai 2017 auf Tournee mit Soundgarden in Detroit völlig überraschend. Wie ein Sprecher des Detroit Police Departments erklärt, wird er nach Mitternacht mit einer Schlinge um den Hals auf dem Boden des Hotel-Badezimmers aufgefunden. Er wurde sofort für tot erklärt. Chris Cornell hinterlässt seine zweite Ehefrau Vicky Karayiannis, mit der er zwei Kinder hat (Toni, 12 und Christopher, 11). Aus der Beziehung zu seiner ersten Frau Susan stammt die 16-jährige Tochter Lillian Jean.

Chris Cornell wird für sein bluesgetränktes, unverwechselbares Organ in Erinnerung bleiben, das mühelos aus jeder Produktion heraus zu hören ist und ihm einen Ehrenplatz im Alternative Rock-Kosmos sichert. Ein würdevolles Abschiedswerk ist das Boxset "Chris Cornell", das 2018 erscheint und noch einmal alle künstlerischen Stationen des Ausnahmemusikers über den Zeitraum von 30 Jahren nachzeichnet.

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2015 Higher Truth

Kritik von Markus Brandstetter

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    http://www.chriscornell.com/
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1 Kommentar mit 3 Antworten

  • Vor 6 Jahren

    RIP Chris Cornell...
    Habe gerade gelesen ,daß er mit 52 Jahren gestorben ist.
    Wie es heißt sei er "überraschend" und "plötzlich und unerwartet“ gestorben. Es wird jetzt die Todesursache untersucht.
    Ich habe Soundgarden erst mit Black Hole Sun kennengelernt. Ich habe mir dann nach und nach alle Alben davor gekauft. Aber auch seine Solo-Alben haben mir gut gefallen. Schade das wieder jemand so früh gehen musste.
    Das macht mich schon traurig.

    • Vor 6 Jahren

      Alter, im Ernst?

      Fuck! Bei allem Mumpitz welchen er ab ca. 2000 fabriziert hat, großartiger Sänger in großartigen Bands, allem vorweg natürlich Soundgarden. Sehr traurig.

    • Vor 6 Jahren

      Ja..leider..ist überall zu lesen..Sein Manager hat bekannt gegeben das er gestorben ist...
      (╯︵╰,)
      und JA..er war ein toller Sänger, mit einer unverwechselbaren Stimme. Schade ist das ihn viele nur wegen Black Hole Sun kennen. Soundgarden hatte noch eine Menge sehr guter Songs.

    • Vor 6 Jahren

      btw: meinte oben seinen Solo-Output, nicht Audioslave, das hat mir getaugt. Ja, sehr viele gute Songs!!