Porträt

laut.de-Biographie

Billy Corgan

Die einen bezeichnen ihn als exzentrischen und kontrollbesessenen Diktator mit übergroßem Ego, die andern preisen ihn als musikalisches Genie und Ausnahmekünstler. Wahrscheinlich ist er beides, der William Patrick "Billy" Corgan. Geboren am 17. März 1967 in Chicago, ist seine Kindheit geprägt von ständigen Wohnortswechseln und Herumschiebereien seiner geschiedenen Eltern. Mit einem Bluesgitarristen als Vater ist ihm das musikalische Talent sozusagen schon in die Wiege gelegt worden.

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Das als Rock-Oper konzipierte 12. Studioalbum namens "Atum" erscheint im April 2023, Billy Corgan begleitet den Release in einer Podcast-Serie.
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Trotzdem beginnt Billy erst im Alter von 14 Jahren, selbst Gitarre zu spielen, inspiriert von Künstlern wie Van Halen und Cheap Trick. 1985 gründet er seine erste richtige Band: Die Goth Metal-Gruppe The Market. Nach ein paar Auftritten im Raum Chicago, siedelt man ins sonnige Florida um. Der Umzug bringt der jungen Combo jedoch nicht den erhofften Erfolg. Nur ein paar Monate nach der Gründung beschließt man, das Projekt wieder aufzulösen.

Zurück in Chicago, findet Corgan Arbeit in einem Plattenladen. Dort lernt er den Kunststudenten und Gitarristen James Iha kennen: Die Geburtsstunde der Smashing Pumpkins hat geschlagen. Nachdem Bassistin D'Arcy das Bandgefüge ergänzt, beginnen die Pumpkins in Chicago und Umgebung erste Gigs zu spielen. Für die Beats sorgt anfänglich eine Drummaschine, die jedoch bald der ausgebildete Jazz-Schlagzeuger Jimmy Chamberlain ersetzt. Mit ihrer Mischung aus Rock, Metal, Psychedelia-Pop und Corgans melancholischen Texten treffen die Smashing Pumpkins den Nerv der Zeit und zählen schon früh zu den erfolgreichsten Alternative Rock-Acts des beginnenden Grunge-Zeitalters.

Nach erfolgreichem Kahlschlag avanciert der Lead-Gitarrist, Chef-Songwriter, Sänger, Frontmann und Glatzkopf Corgan neben Kurt Cobain und Eddie Vedder zu den Ikonen der 90er-Alternative Rockszene. Seine Tätigkeit als Bandleader scheint Corgan allerdings nicht auszulasten, so dass er auch Alben von anderen Künstlern produziert (u.a. Hole, The Frogs) und auch Songs für die Soundtracks von "Lost Highway" oder "Stigmata" beisteuert. 1999 kommt es nach einigen Querelen und Line Up-Änderungen zum Zerwürfnis innerhalb der Band. Ein Jahr später gibt Corgan die Trennung der Kultband bekannt.

William Patrick Corgan - Ogilala
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Latent dramatisch, also genau, wie man sich Billy Corgan wünscht.
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Verständlicherweise wartet anschließend alle Welt auf ein Soloalbum des als Kontrollfreak bekannten Allroundtalents, das sämtliche Smashing Pumpkins-Platten fast im Alleingang produzierte. Doch zunächst unterstützt Corgan bei einigen Shows seine Jugendhelden New Order als Gitarrist, und verkündet danach überraschenderweise, dass sein nächstes Projekt eine Band sein soll. 2001 stehen Zwan zum ersten Mal auf der Bühne. Neben Billy besteht die Band aus dem ehemaligen Pumpkins-Drummer Chamberlain, dem Ex-Chavez-Gitarristen Matt Sweeney und David Pajo an der Gitarre/Bass. Etwas später stößt die vormalige A Perfect Circle-Bassistin Paz Lenchantin zur Truppe und man macht sich an die Aufnahme des Debütalbums. Dieses erscheint Anfang 2003 unter dem Titel "Mary Star Of The Sea", und ist die erste und zugleich letzte Zwan-Veröffentlichung.

Die Publikumsreaktionen sind größtenteils vernichtend, was nicht allein mit dem großen Erbe von Corgans Back Catalogue zu erklären sein dürfte. Auch der Chef selbst scheint nicht ganz happy mit seinem jüngsten Kind zu sein, und löst die Allstar-Gruppe im September 2003 kurzerhand wieder auf. Nun scheint die Zeit plötzlich reif zu sein, um auf Solopfaden zu wandeln. Bevor er jedoch seinen ersten musikalischen Alleingang auf den Markt bringt, veröffentlicht Corgan einen Gedichtband mit dem Titel "Blinking With Fists".

Nach diesem kurzen Ausflug in die Welt der Poesie ist es im Juni 2005 so weit: Billys erstes Solowerk "The Future Embrace" entert die Plattenläden. Das Album beinhaltet elf Songs inklusive einer Bee Gees-Coverversion von "To Love Somebody", bei der er Robert Smith von The Cure als Gastsänger engagieren konnte. Auch Chamberlain ist wieder mit von der Partie und unterstützt seinen ehemaligen Bandkollegen auf dem Stück "DIA".

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Soundtechnisch ist weniger eine Rückkehr zu alter Rock-Melancholie, denn eine Vorliebe zu elektronischem Lo-Fi-Homerecording zu beobachten, wie man es in ähnlicher Form 2001 von John Frusciante genießen durfte. Kurz nach der Veröffentlichung überrascht der Kürbiskopf mit einer Anzeige in der Chicago Tribune, in der er seine Pläne bekannt gibt, die Smashing Pumpkins wiederzubeleben. Seine Smashing Pumpkins, wie Corgan zu verstehen gibt, ohne ein Wort über die anderen Bandmitglieder zu verlieren: "Ich will meine Band zurück, meine Songs und meinen Traum". Bei den Aufnahmen zu "Zeitgeist" ist außer Corgan mit Jimmy Chamberlin nur ein weiteres Ur-Mitglied mit von der Partie. Das Album erscheint im Sommer 2007.

Nachdem Corgan dann als Gastsänger bei den Hannoveranern Scorpions auf deren Album "Humanity - Hour 1" in Erscheinung tritt, geht es plötzlich künstlerisch bergab. Ohne Chamberlin startet er unter dem Smashing Pumpkins-Banner das Online-Projekt "Teargarden By Kaleidyscope", ein Konzept-Album aus 44 Liedern, das er umsonst und häppchenweise ins Internet stellt. Das Publikum reagiert verhalten. In den Folgejahren veröffentlicht er weitere neue Pumpkins-Alben ohne Originalmitglieder und remastert alte Klassiker ("Gish", "Siamese Dream", "Mellon Collie").

Erst Ende 2017, als alle Welt nach den kursierenden, selbst von Corgan persönlich befeuerten Gerüchten eigentlich nur noch auf eine Pumpkins-Reunion in Originalbesetzung wartet, erscheint das zweite Soloalbum des Sängers. "Ogilala" ist das Ergebnis einer Studioarbeit mit dem legendären Hollywood-Produzenten Rick Rubin, der auch bei jungen Popstars wie Taylor Swift noch hoch im Kurs steht. Reduziert auf seine Stimme, Gitarre, Klavier sowie ein paar Streicher ruft das Werk teilweise wieder Erinnerungen an die ganz großen Songwriting-Zeiten des William Patrick Corgan. Vielleicht druckte der Musiker deshalb seinen vollen Geburtsnamen aufs Cover.

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William Patrick Corgan - Ogilala: Album-Cover
  • Leserwertung: 3 Punkt
  • Redaktionswertung: 3 Punkte

2017 Ogilala

Kritik von Tom Küppers

Latent dramatisch, also genau, wie man sich Billy Corgan wünscht. (0 Kommentare)

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