Porträt

laut.de-Biographie

Mark Knopfler

Ein genau datiertes Ende der Dire Straits gibt es nicht. Für vier Soundtracks nimmt Mark Knopfler noch während der Hochphase der Band Aufträge an, "Local Hero", "Cal", "The Princess Bride" und "Last Exit To Brooklyn". Ein weiteres Nebenprojekt, während die Dire Straits noch Stadien füllen, werden ein Album lang die Notting Hillbillies.

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Doch zu Beginn der 90er Jahre verlieren sich die Wege der Straits-Mitglieder endgültig. Auch Marks Bruder David folgt Solopfaden - und kommt oft zu einem verblüffend ähnlichen Resultat wie Mark. Beide werden mit den Jahren in ihrer Musik stilistisch immer ruhiger.

Ihren Platz in den Annalen der Rockgeschichte macht ihnen keiner mehr streitig. "Es war herrlich", blickt der 1949 in Glasgow geborene Knopfler zurück, "aber ich habe immer gefühlt, dass ich auf anderen Wegen weitergehen wollte". Als Kopf der Rock-Giganten hatte er mit seinem virtuosen Gitarrenspiel entscheidenden Anteil am Weltruhm. Der angeblich überraschend kam: "Ich war niemals kommerziell motiviert", sagt Mark Knopfler.

Ganz unprätentiös bringen es die Dire Straits auf weltweit 118 Millionen verkaufte Platten und Downloads (Stand März 2018). Das "Brothers In Arms"-Album mit alleine 45 Millionen führt die Liste an. Von all seinen Solo-Platten knüpft daran vor allem eine an, "Sailing To Philadelphia" (mit gut drei Millionen), während viele andere Werke seiner Leidenschaft folgen und keine kommerziellen Rekorde erzielen.

Als ein Spezial- und Nischenprojekt arbeitet Knopfler instrumental für den Soundtrack zu "Local Hero" (1983). Der amerikanische "Rolling Stone" überschlägt sich in Lob: So müssten Soundtracks sein, damit Filme im Gedächtnis blieben. Das explosive E-Gitarren-Fragment "Freeway Flyer" nimmt Satriani vorweg. Den gesungenen Track "The Way It Always Starts" bewahrt Gast Gerry Rafferty mit seiner Stimme vor zu viel Mittelmäßigkeit. Der überwiegende Teil des Soundtracks funktioniert nicht ohne den Film zu sehen, weil alles ruhigen Lounge-Charakter hat.

Auch für "Cal" (1984) erarbeitet Knopfler einen atmosphärischen Film-Score, der unter dem Einflus keltischer Musik steht. Die von ihm selbst gespielte akustische Gitarre dominiert, begleitet von ruhigen Keyboard-Flächen. Dire Straits-Kollege Guy Fletcher steuert sie bei. Daneben prägt ein traditionelles irisches Instrument, die Uilleann Pipes (eine Art kleiner Dudelsack), die Platte und auch die Stimmung des Films. Zudem sind Mandolinenklänge zu hören. Der Bayerische Rundfunk sucht zu dieser Zeit für eine Radio-Kirchen-Rubrik, die ins Rock- und Popprogramm eingestreut läuft, eine Erkennungsmelodie - und wählt "The Long Road", das markanteste Stück aus "Cal". Auch über dreißig Jahre später bleibt die zeitlose Melodie im Programm, und Pfarrer sprechen ihre Texte darüber.

Auch - fast - pur instrumental, jedoch schwülstig gestaltet Knopfler den "The Princess Of The Bride"-Film-Score (1987). Zu deutsch heißt der Film "Die Braut des Prinzen", ein Piraten- und Ritterfilm mit Märchenansätzen. "The Friends' Song" und auch andere Tracks verwirren zwar aufgrund kompositorischer Nähe zu Verdi und Puccini, jedoch mit Synthesizern aufgenommen: nicht gerade das, was man vom Dire Straits-Mann erwartet. Doch "The Swordfight", die Untermalung eines Schwerterduells, zählt zu den Highlights in der Geschichte von Soundtracks. Den einzigen gesungenen Titel, "Storybook Love", produziert Knopfler, jedoch hat ihn Willy DeVille verfasst, und der trägt ihn selbst vor.

Eine dezente Rolle in der zweiten Reihe nimmt Knopfler auch für die Filmmusik zur Bernd Eichinger-Produktion "Last Exit To Brooklyn" (1989) ein. Er komponiert alles, jedoch spielt er kein Instrument. Lediglich Orchester-Sound, mit Keyboards und Geigen im Vordergrund, ist zu hören. Der Film handelt von Drag Queens und Prostituierten. Wie Knopfler dazu getextet und gesungen hätte - ein interessantes Gedankenspiel. Jedoch schweigt er. Im Nachhinein erweist sich der Track "Tralala" als sehr reizvoll.

Parallel verfolgt der Country-Liebhaber Knopfler auch ein Projekt namens The Notting Hillbillies. Der originelle Name der Band ergibt sich aus einem Wortspiel mit der Stilbezeichnung Hillbilly (Sub-Genre von Country) und dem Londoner Stadtbezirk Notting Hill. Auf das einzige Album, "Missing... Presumed Having A Good Time" (1990) packen Knopfler und Fletcher mehrere Traditionals und schmiegen sie einer Fusion aus schottischem Folk und Bluesrock an. Während manche Songs süßlich geraten, stechen "Your Own Sweet Way" und "Bewildered" als überraschende Beweise der Blues-Kompetenz Knopflers heraus. Zwischen 1986 und '93 tritt das Septett immer wieder auf, jedoch nur in England.

Vollkommen dem Country verpflichtet sich der britische Gitarrist in einem Duett-Album mit der Nashville-Legende Chet Atkins. Einen Song, "Neck And Neck", schreibt Knopfler für das gemeinsame Album selbst, "The Next Time I'm In Town". "Golden Heart" (1996), das erste Solo-Album mit durchweg eigenen und gesungenen Tracks, ist eine ruhige Platte. Traditionelle schottische Musik findet Eingang (zum Beispiel im Song "A Night In Summer Long Ago"), auch New Orleans-Swamp Rock ("Cannibals", "Je Suis Désolé"), und alles wird von der unverkennbaren Gitarrenkunst des "Swinging Mark" zusammengehalten.

Mark Knopfler - Down The Road Wherever
Mark Knopfler Down The Road Wherever
Ein insgesamt eher beschauliches Album mit einigen Highlights.
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Zur Polit-Satire "Wag The Dog" über Politiker, die im Wahlkampf zu Marionetten von Spin Doctors werden, steuert Knopfler 1997 einige Songs bei. In der Summe reichen sie nur für EP-Länge, schließlich kommt der turbulente Film mit Dustin Hoffman und Robert DeNiro in den Hauptrollen ganz gut ohne viel Musik aus. Doch die wenigen Töne fügen sich gut ein. Für den Soundtrack zu "Metroland" (1999) covert Knopfler mit seiner Gitarre Songs von Françoise Hardy, Django Reinhardt, The Stranglers, Hot Chocolate und Elvis Costello - und singt sie zum Teil auch.

Dem Folge-Album "Sailing To Philadelphia" (2000) geht mit "What It Is" eine Single voraus, die viel Radio-Airplay erreicht, in Italien gar Platz drei der Charts. Mark Knopfler hat endlich wieder einen eingängigen Song komponiert, der sofort zündet. Das zugehörige Album bringt ebenfalls Chart-Erfolge – in Deutschland und der Schweiz rangiert es auf Platz eins.

Zwar spöttelt 2001 eine Zeitung in Köln, dass er mit seinem roten T-Shirt aussehe "wie ein in die Jahre gekommener Sozialarbeiter, der immer noch an das Gute im Menschen glaubt". Auf "The Ragpicker's Dream" (2002) glaubt er insbesondere an das Gute der USA, wo Cowboy Bush als frisch gebackener Präsident gerade fast an einer Brezel erstickt und Massenvernichtungswaffen auf der "Achse des Bösen" sucht. Knopfler spiegelt das amerikanische Liedgut des 20. Jahrhunderts dagegen in harmonischsten Tönen und in vielen Facetten. Die Platte bildet Country, Western, Blues und Ragtime ab. Das Gesamtkonzept und die durchweg schönen Songs (herausragend "You Don't Know You're Born" und "Daddy's Gone To Knoxville") bescheren der CD in Deutschland und der Schweiz einen Platz unter den Top 5. An dieser Stelle scheint er den innersten Kern seines eigenen Musikgeschmacks getroffen zu haben.

Alles, was danach über die Jahre folgt, wirkt vor allem routiniert, perfekt und entspannt, jedoch nicht allzu wagemutig. Auf "Shangri-La" (2004) betritt Knopfler stilistisch die Pfade von Santana, Tom Petty und Bob Dylan. Er erklimmt in Deutschland Platz drei. Auf den folgenden Alben wie auf dem gemeinsam mit Emmylou Harris aufgenommenen "All The Roadrunning" (2006) und "Kill To Get Crimson" (2007) lässt sich eine Tendenz zu akustischen Klängen feststellen.

Für "Get Lucky" (2009) stellt er sogar einmal seine Fender Stratocaster beiseite: "Je älter ich werde, desto größer wird dieser Drang, neue Songs zu schreiben. Wer weiß, ob das nun daran liegt, dass ich befürchte, mir könnte die Zeit davonlaufen; ich weiß es nicht. Das alles erfüllt mich jedenfalls mehr denn je – das Schreiben der Songs, die Studioarbeit, die Auftritte, ich genieße jeden einzelnen Aspekt davon. Und ich hab so viele Songideen herumfliegen, dass man fast schon aufpassen muss, wo man hintritt."

Nach "Privateering" zieht er mit Bob Dylan auf Tour. Zum ersten Todestag des von ihm verehrten J.J. Cale beteiligt sich Knopfler im Sommer 2014 an einem von Slowhand Clapton initiierten Tribute-Album. Das nächste Solo-Werk, "Tracker", pendelt 2015 zwischen Irish Pub und gelegentlichem Country-Funk.

Von Ausnahmen wie dem Song "Heavy Up" abgesehen, zeichnet sich "Down The Road Wherever" (2018) durch ruhiges Treiben aus. Der Schwerpunkt auf Country- und Western-Rock bleibt erhalten. Das Stirnband hat der einstige Bandana-Träger mittlerweile zwar abgelegt, der Wille live zu spielen, bleibt über die Jahre aber ungebrochen.

Im Januar 2024 meldet sich der Brite mit neuem Material zurück und kündigt mit der Single "Ahead Of The Game" ein neues Album an. "One Deep River" erscheint am 12. April.

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Alben

Mark Knopfler - Tracker: Album-Cover
  • Leserwertung: 4 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2015 Tracker

Kritik von Kai Butterweck

Die Tour mit Bob Dylan hat ihre Spuren hinterlassen. (0 Kommentare)

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