Porträt

laut.de-Biographie

Francoise Hardy

Wenn Serge Gainsbourg so etwas wie Frankreichs größter Popstar war, dann ist Francoise Madeleine Hardy sein weibliches Gegenbild. Die am 17. Januar 1944 in Paris geborene Chanson-Sängerin ist nicht nur in ihrer Heimat ein Mythos. Die Liste ihrer Bewunderer ist lang; die Beatles schwärmten ebenso für sie wie Salvador Dali, Mick Jagger, David Bowie und Bob Dylan. Letzterer schrieb ihr sogar einen Song.

Francoise Hardy - L'Amour Fou
Francoise Hardy L'Amour Fou
Zum 50. Jubiläum ein Album aus eigener Feder.
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"Mick Jagger schnappte sich dann aber Marianne Faithfull und so bekam ich Jacques Dutronc ab. Aber ich möchte mich nicht beschweren", scherzte Hardy in einer TV-Dokumentation von 2005 über ihre große Zeit Ende der 60er Jahre, als die gesamte Männerwelt der schüchternen Chanson-Sängerin zu Füßen lag.

Mit dem Sänger und Schauspieler Dutronc ist Hardy ab 1967 ein Paar, 1973 kommt ihr gemeinsamer Sohn Thomas zur Welt und 1981 treten die beiden schließlich vor den Traualtar. Das Paar lebt in Paris und auf Korsika.

Entgegen der häufigen Annahme entstammt Francoise Hardy nicht dem französischen Bürgertum wie ihre Kollegin France Gall, sondern der Arbeiterklasse. Als Tochter einer Buchhalterin erlebt sie eine unglückliche Kindheit, die einiges zur ihrem scheuen Wesen beiträgt.

Ihr Vater lässt die Familie früh im Stich, so dass sich die Mutter alleine um Hardy und ihre jüngere Schwester Michèle kümmern muss. Nach eigenen Worten habe sie sich als junges Mädchen immer geschämt, keinen Vater zu haben. Die dominante Persönlichkeit ihrer Großmutter steigert Hardys Komplexhaftigkeit in ungeahnte Höhen.

An der Pariser Universität Sorbonne studiert sie Germanistik und nimmt nebenbei Gesangsunterricht. Bereits als Teenager schreibt Francoise ihre ersten Songtexte, beeinflusst von den großen Idolen Paul Anka und Charles Trenet. Während ihre Mutter auf die Uni-Laufbahn drängt, bewirbt sich die 17-Jährige auf mehrere Annoncen von Plattenfirmen, die junge Talente suchen.

Ende 1961 hat sie Erfolg: Das Vogue-Label, das eine weibliche Antwort auf Teenie-Star Johnny Hallyday sucht, sieht in ihrer großen, dünnen Statur, den langen Haaren und ihrem melancholischen Blick das kommende Pop-Idol. Gleich mit ihrem ersten Auftritt im Fernsehen singt sich das zurückhaltende Mädchen mit dem traurigen Lächeln in die Herzen der Nation.

"Tous Les Garçons Et Les Filles" wird nicht nur ihr erster Hit, sondern die Hymne einer ganzen Generation. Auch in Deutschland schafft es der Song in die Charts. Fortan führt Hardy die "Yé-Yé"-Bewegung an, wie in Spanien und Frankreich die neue Popmusikwelle genannt wird. Unter dem Titel "Tous Les Garçons Et Les Filles" erscheint 1962 auch ihr Debütalbum und macht sie über die Landesgrenzen hinaus bekannt.

1963 startet Hardy für Monaco (!) beim Grand Prix d'Eurovision de la Chanson mit "L'amour s'en va" und erreicht den fünften Platz. Kurz darauf widmet ihr das deutsche Fernsehen eine ganze Sendung mit dem Titel "Francoise Hardy, ein Portrait in Musik", die ihre Popularität weiter steigert. Filmangebote lassen nicht lange auf sich warten (u.a. "Masculine Feminine" von Jean-Luc Godard) und vor Model-Aufträgen kann sich Hardy ohnehin nicht mehr retten.

1968 schreibt der Bewunderer Gainsbourg für sie den Hit "Comment Te Dire Adieu", der später von Jimmy Somerville gecovert wird. Hardy, die seit Beginn ihrer Karriere von starkem Auftritts-Lampenfieber heimgesucht wird, absolviert nun auch Konzerte in Australien sowie in Südafrika.

Ihrer Beliebtheit in Frankreich kann auch der Entschluss nichts anhaben, aufgrund ihrer Bühnenangst ab den frühen 70er Jahren nicht mehr auf Tournee zu gehen. Stattdessen konzentriert sie sich voll auf die Familie. Ihre Studioalben verkaufen sich nach wie vor gut. Mit "Message Personnel" landet sie noch einmal einen großen Hit.

1988 kündet die inzwischen 44-Jährige ihr Album "Décalages" als letztes Album an. Schon in jungen Jahren schwor sich Hardy, im Alter von 50 Jahren nicht mehr zu singen. Fans reagieren jedoch eher enttäuscht über das Werk, an dem neben Dutronc auch William Sheller und Popstar Etienne Daho mitwirken.

Ungeachtet ihrer früheren Aussagen feiert sie 1996 ein Comeback und erfreut sich größerer Beliebtheit denn je. Blur laden die Grand Dame des Chamsons für ihre Ballade "To The End" ins Studio ein und auch Punk-Großmeister Malcolm McLaren lässt für sein Soloalbum bitten.

Für "Tant de belles choses" (2004) sucht sie die Kollaboration mit Songwritern wie Alain Lubrano und Benjamin Biolay. Das Album wird von der Kritik ebenso begeistert aufgenommen wie "La Pluie Sans Parapluie" (2010) und "L'Amour Fou" (2012), für die Hardy wieder alle Texte selbst schreibt.

2015 erhält sie die Diagnose Krebs. Nachdem sie die Krankheit besiegt hat, entsteht unter der Führung Erick Benzis mit "Personne D'Autre" ein zurückgenommenes und intimes Album, das im April 2018 in die Läden kommt. Für ihre Karriere wäre das Werk ein würdevoller Schlusspunkt. In einem Interview mit dem ZEITMagazin stellt sie in Aussicht: "Ich bin leer geschrieben, das war es nun." Mittlerweile lebt sie zurückgezogen in der Nähe der Champs-Élysées und widmet sich alltäglichen, ganz unspektakulären Dingen. Für aufrichtige Bescheidenheit steht sie aber ohnehin wie kaum eine andere Sängerin.

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