Porträt

laut.de-Biographie

Young Marble Giants

Es gibt Bands, deren Lebensdauer sich umgekehrt proportional zu ihrem Einfluss auf die Musikgeschichte verhält. Die Young Marble Giants aus dem walisischen Cardiff gehören in diese Kategorie. 1978 gegründet, veröffentlichen sie ein Album und eine EP und sind bereits 1981 wieder getrennt. Dennoch hinterlässt das Trio bei einigen Indie-Bands späterer Jahre einen nachhaltigen Eindruck, etwa bei Sonic Youth, Belle And Sebastian, Stereolab und sogar bei Nirvana-Sänger Kurt Cobain. Von der Begeisterung, die ihr Debütalbum 1980 in der damaligen Szene entfachte, ganz zu schweigen.

Sängerin Alison Statton, ihr Freund und Bassist Philip Moxham und dessen Bruder Stuart (Gitarre, Orgel) treffen sich 1978, als die britische Punk-Bewegung als Sound der Stunde gerade vom New Yorker New Wave-Orkan links überholt wird. Bands wie Blondie oder die Talking Heads sind den Walisern aber nicht nur geographisch fern. Die Musik, die bei den Young Marble Giants im Proberaum entsteht, weist einen für damalige Hörgewohnheiten radikal introvertierten Charakter auf.

Alison Stattons helle Stimme klingt auch bei vollem Einsatz noch sanft und schüchtern, während bei Gitarre und Bass der gedämpfte Ton überrascht. Der stets präsente Orgelsound verhilft der Band schließlich zu ihrem Trademark-Sound: düsterem Post Punk-Elektropop. Erst knapp 20 Jahre später sollte das Genre-Etikett "Quiet Is The New Loud" erdacht werden, für das die Young Marble Giants Pate stehen.

Zur Bandgründung kommt es, nachdem Gitarrist Stuart Moxham aus Deutschland nach Süd-Wales zurückkehrt und seinen Bruder Phil überredet, verschiedenen Coverbands beizutreten. Als sie die bei True Wheel im Background singende Alison treffen, beschließen sie, sich selbständig zu machen. Der Bandname ("Junge marmorne Giganten") rekurriert dabei auf griechische Statuen der Antike, die die Jugend symbolisierten.

Nachdem das Trio ein Demo aufnimmt, platziert man schnell zwei Songs auf dem Sampler "Is The War Over?" (Oktober 1979), der verschiedene Cardiffer Bands ohne Plattenvertrag vorstellt. Diese Songs fallen wiederum Spürnase Geoff Travis in die Hände, der gerade sein Label Rough Trade aus dem Boden gestampft hat, auf dem später noch The Smiths und The Fall, sehr viel später Belle And Sebastian und Maximo Park veröffentlichen sollten.

Das für läppische 1000 britische Pfund aufgenommene, 15 Songs starke Debüt "Colossal Youth" erscheint 1980 und zur Überraschung aller Beteiligten trifft der besänftigend-ruhige Ton der Kompositionen den Nerv der Zeit. Zusammen mit dem The Slits-Album "Cut", dem Fall-Album "Slates" und den ersten beiden Pere Ubu-Platten gilt "Colossal Youth" als Referenzwerk des Post Punk. Zudem mausert sich das unkommerzielle YMG-Debüt mit einem Albumcover, so trist und schwarzweiß wie ein Joy Division-Werk, schnell zu einem der bestverkauften Alben der gerade entstehenden Rough Trade-Geschichte.

Für Stuart Moxham ist die Musik seiner Band nichts weniger als "eine Reaktion auf alles Erfolgreiche von heute" (Sounds). 1980 geht eine erfolgreiche Tour durch England über die Bühne, schon kurz darauf begleiten Young Marble Giants die Synthie Pop-Avantgardisten von Cabaret Voltaire in den Vereinigten Staaten. Obwohl sich auch dort relativ schnell eine Fan-Szene bildet, führen interne Streitigkeiten noch während der Tour zum Split.

Als die Band nach Europa zurück kehrt, bleibt Rough Trade nichts anderes übrig, als die verbliebenen instrumentalen Aufnahmen 1981 auf der EP "Testcard" zu veröffentlichen. Außerdem existiert eine Aufnahme einer Peel Session vom August 1980. Nach der Trennung verfolgen die Bandmitglieder weiter musikalische Ziele. Stuart gründet zunächst die Band The Gist, konzentriert sich nach einem Motorrad-Unfall aber aufs Homerecording.

Sängerin Statton versucht sich im Projekt Weekend mit Philip Moxham und zwei weiteren Kollegen an Bossa Nova-lastigen Klängen. Ende der 80er arbeitet sie mit Ian Devine zusammen, dem Ex-Gitarrist der Post-Punkband Ludus. Philip Moxham spielt nach dem Weekend-Projekt u.a. bei den Communards und Everything But The Girl Bass.

Courtney Love verhilft der Band 1994 zu Bewegung auf dem Tantiemenkonto, da sie auf dem Hole-Album "Live Through This" den YMG-Song "Credit in the Straight World" covert. Aus einer geplanten Nirvana-Version des Songs wird nichts mehr.

2004 treffen alle drei YMG-Bandmitglieder erstmals seit 1980 wieder zusammen. Grund ist eine BBC-Dokumentation über die musikalischen Errungenschaften aus ihrer Jugend. Zusammen mit Drummer Andrew Moxham spielt die Band einige Songs in den Radiostudios ein. Im selben Jahr erscheint die Live-CD/DVD "Live At The Hurrah", eine Aufnahme des YMG-Konzerts im New Yorker Hurrah! Club vom 21. und 22. November 1980.

Im Mai 2007 kommt es beim walisischen Hay Festival zum ersten gemeinsamen Konzert seit 1980. Das Konzert auf dem vor allem als literarisches Happening seit 1988 bekannten Festival in der Bücherstadt Hay-on-Wye begleitet die europaweite Wiederveröffentlichung des Debütalbums "Colossal Youth" auf Domino Records. Die Doppel-CD "Colossal Youth & Collected Works" beinhaltet das Debütalbum, die "Testcard"-EP, die "Final Day"-Single, einen Song der "Is The War Over"-Compilation und das Raritäten-Album "Salad Days" von 2000.

Die Limited Edition besteht sogar aus drei CDs, die noch sechs weitere Songs featuret, die die Band 1980 bei John Peel gespielt hat. Abgerundet wird die Fan-Veröffentlichung mit einem 32-Seiten-Booklet.

Alben

Surftipps

  • Young Marble Giants

    Offizielle Homepage mit einigen Infos.

    http://www.youngmarblegiants.com/
  • Titel der Seite

    Komplette Diskographie.

    http://mitglied.lycos.de/RaFuchs/musik/ymg/index.htm
  • MySpace

    Songs, Videos, Infos.

    http://www.myspace.com/youngmarblegiants

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