Porträt

laut.de-Biographie

Simple Minds

Wer hätte das gedacht: Die erfolgreiche Popband Simple Minds hat ihre Wurzeln in der Punkband Johnny And The Self Abusers. Diese 1977 von John Milarky gegründete Band besteht neben John aus Sänger Jim Kerr, Charlie Burchill (Gitarre), Brian McGee (Drums), den Kerr noch aus der Schule kennt, und einigen Leuten aus Milarkys Umfeld. In dieser Formation entstehen eigene Punksongs und diverse Coverversionen von The Velvet Underground oder den Doctors Of Madness. Nach einer Single, löst man sich allerdings wieder auf.

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Außerdem neu am Freitag: Simple Minds, Avantasia, Helene Fischer, Architects, Carly Rae Jepson, Jean-Michel Jarre, Loyle Carner, Brutus, Labrinth etc.

John, Charlie und Brian klauen sich daraufhin von einem Bowie-Song den Titel Simple Minds, schnappen sich 1978 Basser Tony Donald und finden in Duncan Barnwell, als zweiten Gitarristen und Mick MacNeil an den Keys, tatkräftige Unterstützung. Die alten JATSA-Songs bleiben vorerst noch im Set, doch man schreibt jede Menge neue Stücke, die auf einem Demo landen und einen Deal mit Zoom einbringen. John wird derweil durch Derek Forbes (Ex-The Subs), und auch Duncan nimmt seinen Hut.

Obwohl "Life In A Day" nicht schlecht abschneidet, sind sich die Simple Minds darüber im Klaren, dass die Parallelen zu Bowie, Genesis und auch Roxy Music zu deutlich sind. Das Label ist von der folgende Scheibe "Real To Real Cacophony"-Album geradezu entsetzt, da der eher poppige Stil des Debüts fast völlig fehlt. Die Tour mit Kraftwerk durch weite Teile Europas und einen Abstecher in die USA nutzt Kerr als Inspirationsquelle für "Empires And Dance".

Die Plattenfirma bleibt weiterhin skeptisch und weigert sich zuerst, die Platte überhaupt zu pressen. Der Ärger geht so weit, dass die Band kurz vor dem Split steht, Arista willigt jedoch ein, den Vertrag zu lösen. Die Rechte an den Alben bleiben aber beim Label. Als sich kurz darauf Peter Gabriel als Fan der Band outet und diese mit auf Tour nimmt, ist klar, dass es weiter geht.

Virgin Records schlagen schließlich zu, und die Minds gehen mit Producer Steve Hillage ins Studio. Die Zusammenarbeit pendelt irgendwo zwischen Genialität und Wahnsinn - man steht letztendlich mit Unmengen von Songs da, will aber keinen verwerfen. Hillage liefert sich zwischenzeitlich gar selbst ins Krankenhaus ein, da er unter dem Stress fast zusammen bricht. Auch Drummer Derek wird es zu viel, er steigt nach den Aufnahmen aus.

Das Ergebnis ("Sons And Fascination" und "Sisters Feeling Call") wird zuerst im Doppelpack verkauft, später separat. Für die Tour, die die Jungs auch nach Kanada und Australien führt, sitzt Kenny Hyslop hinter den Kesseln. Nach der Rückkehr entsteht die Single "Promised You A Miracle", die überraschend gut abschneidet, bevor mit insgesamt drei Drummern "New Gold Dream (81,82,83,84)" eingespielt wird - für manche eines der besten New Wave-Alben überhaupt. Trommler Mike Ogletree gibt auf der Platte ein kurzes Gastspiel, wird aber noch während der Aufnahmen von Mel Gaynor abgelöst.

Nachdem die Herren mit U2 im selben Jahr die Bühne teilen, schnappen sie sich deren Produzenten Steve Lillywhite für "Sparkle In The Rain". Das Album geht direkt auf Eins in den englischen Charts und die Simple Minds spielen acht Nächte hintereinander im ausverkauften Hammersmith Odeon.

Neben Japan stehen wieder die Staaten auf dem Tourplan und Jim heiratet in New York City in aller Heimlichkeit Chrissie Hynde (Pretenders). Als eines Tages Keith Forsey an die Band herantritt und bittet, den Track "Don't You (Forget About Me)" für den Film "Breakfast Club" einzuspielen, ist die Begeisterung eher mäßig. Dass ausgerechnet dieser Song, die amerikanischen Charts knacken wird, erwartet keiner.

Auf "Once Upon A Time" tritt erstmals John Giblin in Erscheinung, er steht auf der Tour für Amnesty International am Bass. In der folgenden Pause wird das Doppel-Live-Album "Live In The City Of Light" veröffentlicht, und MacNeil/Burchill arbeiten an einer Instrumentalplatte, die "Aurora Borealis" heißen soll. Die Arbeiten fließen aber in das politisch motivierte "Street Fighting Years" ein. Die Scheibe steigt in UK wieder auf Platz Eins ein. Songs wie "Biko" und "Mandela Day" über die Situation in Südafrika erhalten auch in Deutschland viel Radio-Airplay. Dagegen wird die nachdenkliche und für die Simple Minds ungewohnt ruhige Platte von US-Kritikern und Publikum aber deutlich weniger geschätzt.

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Simple Minds "Und plötzlich war es Business ..."
Er liebt Europa, vom Nordkapp bis Sizilien, von Polen bis nach Spanien. Jim Kerr, Gründer und Leadsänger der Simple Minds, lud zum Interview nach Zürich ins Marriott.

Die anschließende Tour machen Giblin und Gaynor nicht mehr mit, sie werden durch Malcolm Foster und Manu Katché ersetzt. Auch Kerrs Ehe geht in die Hose, und nachdem man den Manager vor die Tür setzt, kündigt auch noch MacNeil seinen Ausstieg an.

Burchill übernimmt nun selbst gemeinsam mit Pete Vitesse die Keyboards für "Real Life", live steht aber Mark Taylor an den Tasten. Danach sieht es tatsächlich so aus, als ob Simple Minds bald Geschichte werden - eine längere Auszeit folgt. Zwar beginnen 1993 die Arbeiten an "Good News From The Next World", das Ergebnis liegt aber erst 1995 vor. Dieses zeigt die Band als das, was sie nun ist: ein Duo (Stimme und Gitarre).

Damit endet die Zusammenarbeit mit Virgin. Die Simple Minds unterzeichnen daraufhin bei Chrysalis. Derek Forbes kehrt zwar zur Truppe zurück, und Kerrs zweite Ehe mit Patsy Kensit (1992) endet wie die erste. 1997 kehrt auch Mel Gaynor zurück.

Neben "Néapolis" erscheint 1998 "Early Years 77-78", eine Zusammenstellung aus den Demos von Johnny And The Self Abusers und den frühen Simple Minds. 2001 folgt mit "Neon Lights" eine Huldigung an Bands, die die Simple Minds beeinflusst haben. 2002 liefert "Cry" neuen Studio-Output. Dabei erwartet den Zuhörer kein fetziges Rockalbum mit krachenden E-Gitarren, sondern eine sehr abwechslungsreiche Mischung aus getragenen Songs und peppigeren Synthie-Gitarren-Nummern.

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Anfang 2005 folgt ein erneuter Labelwechsel. Via Sanctuary steht "Black & White 050505" in den Läden, das bei Fans und Kritikern gleichermaßen gut ankommt und quer durch Europa obere Chartsplatzierungen beschert.

2008 feiern die Simple Minds ihr 30-jähriges Bandjubiläum mit ausverkauften Konzerten. Die Band spielt auch zu Ehren Nelson Mandelas 90. Geburtstag im Londoner Hyde Park und wechselt von Sanctuary zu Universal. Aus einer geplanten Reunion in Originalbesetzung wird nach einem kurzen Treffen im Studio nichts.

Parallel schreiten die Arbeiten an "Graffiti Soul" voran. Songs und Produktion entstehen u.a. in Rom (Charlies Domizil), Sizilien (Jim sieht man hier öfter), Glasgow und Los Angeles. Eingespielt wird sie in den Rockfield-Studios, Wales - an demselben Ort, wo die Band einst "Real To Real Cacophony" (1979) und "Empires And Dance" (1980) einkloppte. In UK steigt die Platte auf Zehn ein - für die Simple Minds die erste Top Ten-Platzierung seit 14 Jahren.

2010 veröffentlicht Kerr unter dem Alias Lostboy! AKA eine Solo-Platte, die er auch auf einigen Terminen live vorstellt, bevor er wieder mit den Simple Minds auf Tour geht. Eine "Greatest Hits", ein Box-Set ("5x") und ein Live-Album ("5X5 Live") später erscheint mit "Big Music" (2014) ein weiteres Studioalbum, Nachfolger wird im Februar 2018 "Walk Between Worlds". Dazwischen geht das Quintett 2016 auf 'Unplugged'-Tour und veröffentlicht auf "Acoustic" Neueinspielungen der größten Hits.

Dort noch nicht enthalten ist zum Beispiel die akustische Fassung von "Big Sleep", die sie auf "Live In The City Of Angels" nachreichen. Die 40 Songs umfassende Aufzeichnung stammt aus Los Angeles. Der Albumtitel spielt auf "Live In The City Of Light" an, eine Konzertplatte der Simple Minds mit Aufnahmen aus dem Pariser Sommer '86.

Während die 70er-Jahre im L.A.-Live-Repertoire nicht vorkommen, deckt das 4-CD-Boxset alle Alben aus den 80er Jahren mit jeweils mehreren Songs ab, außer "Street Fighting Years". Letzteres ist überhaupt nicht vertreten. Aus den 90er-Alben tauchen vor allem die Chart-Erfolge auf. Die Alben der 00er-Jahre finden sich in Spurenelementen wieder.

Dagegen nehmen die letzten beiden Alben "Walk Between The Worlds" und "Big World" mit jeweils fünf Songs großen Raum ein. "World" scheint ein wichtiges Wort in den Titeln der Simple Minds zu sein, und ein bisschen machen sie ja sogar 'Worldmusic'. Dies fällt etwa im Cover von "Dirty Old Town" auf. Diesen Klassiker des schottischen Liedguts aus der Feder des Dichters Ewan MacColl fügen Simple Minds seit 2003 immer wieder mal in Konzerte ein. Rod Stewart und The Pogues sorgten für die Bekanntheit des Songs. Von U2 über The Specials bis Tom Waits reichen die unterschiedlichen Cover-Interpeten. Jim Kerr und Kollegen gestalten das Stück mal anders und weniger dick aufgetragen als viele Versionen, dafür schlicht und direkt.

Ein breiter Abschnitt der Box "Live In The City Of Angels", zu hören auf CD 3, spielt sich in einer angenehmen Balance aus Progressive und heimelig ab, wohingegen auf vielen anderen Songs die Keyboards dominieren und den Simple Minds-typischen Pop-Rock auf den Punkt bringen. Im Frühjahr 2020 stehen 15 Konzerte in Deutschland auf dem Spielplan. Nach Umbesetzungen an Rhythm Guitar, Bass und Schlagzeug sind sie immer noch "Alive And Kicking"!

Nach dem durchwachsenen Studioalbum "Direction Of The Heart" feiern Kerr & Co. alte Hits und Album-Cuts noch mal neu, genauer gesagt: das gesamte Album "New Gold Dream". "Someone, Somewhere (In Summertime)" aus der 1982er-LP hat sich bis in die 2020er gut gehalten, aber welche Diamanten verwahrt der Album-Llassiker noch? Gemeinsam mit Background-Edel-Kehlchen Sarah Brown singt Jim die Scheibe vor Publikum neu ein, Cherisse Osei trommelt, Ged Grimes zupft den Bass und Gordy Goudie jammt die Rhythmusgitarre. Der Mitschnitt erscheint im Herbst 2023 zwar nicht als "'New' New Gold Dream", aber unter dem Titel "New Gold Dream - Live At Paisley Abbey".

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Comeback 2006 Die 80er-Helden zu Gast in Düsseldorf.

Die 80er-Helden zu Gast in Düsseldorf., Comeback 2006 | © laut.de (Fotograf: Tobias Herbst) Die 80er-Helden zu Gast in Düsseldorf., Comeback 2006 | © laut.de (Fotograf: Tobias Herbst) Die 80er-Helden zu Gast in Düsseldorf., Comeback 2006 | © laut.de (Fotograf: Tobias Herbst) Die 80er-Helden zu Gast in Düsseldorf., Comeback 2006 | © laut.de (Fotograf: Tobias Herbst)

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  • Dream Giver

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2 Kommentare

  • Vor 7 Jahren

    Kriegen die auch nen Meilenstein? Mindestens so gut wie Bono und seine Crew. Was sagt denn U2-Fanboy Kabelitz dazu? :)

  • Vor 7 Monaten

    7 Jahre nach der Frage sieht es nicht danach aus ;) Dabei haben die Simple Minds mit Empires and Dance und den 2 nachfolgenden Scheiben Sons and Fascination/Sister Feelings call 1980 und 1981 drei Alben produziert, die zu den besten Postpunk Alben zählen und man wehmütig im Rückblick betrachtet, wie es mit dieser Band spätestens nach 1984 weiterging.