Porträt

laut.de-Biographie

Jenny Wilson

Wer im Jahr 2006 Jenny Wilsons Homepage besuchte, fand dort eine Rubrik namens "Freunde und Inspiration". Dort stieß man auf solch illustre Namen wie Kate Bush, Grace Jones, Nina Simone, Missy Elliott, Yoko Ono, Devendra Banhart oder Sebastien Tellier, also vorwiegend auf starke Frauen und verspulte Soundtüftler.

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Dies verrät einiges über Wilsons eigene Herangehensweise an Musik: Mut, stilistische Offenheit und reichlich Melodiefreude. Ein Ziel, das die Künstlerin in Bezug auf ihr erstes Soloalbum "Love And Youth" folgendermaßen formuliert: "Kreiere etwas, das du noch nie erschaffen hast. Mach dir keine Sorgen, wie das gehen soll, tu's einfach."

Tatsächlich bringt "Love And Youth", das im Januar 2006 erscheint, ein eigenwilliges Stück Pop ans Tageslicht, das keine Querverweise scheut und dennoch frisch und unverbraucht klingt. Im Zentrum steht Wilsons helle, zwischen sanft und durchdringend changierende Stimme, die einen schon mal an Kate Bush oder Roisin Murphy denken lässt, während in ihren Songcollagen elektronische und akustische Sounds recht funky aufeinander prallen. Wilson spielt alle Instrumente selbst ein und fungiert als Sängerin, Komponistin und Produzentin.

Eine Debütantin auf dem musikalischen Sektor ist Jenny Wilson allerdings nicht. Mit der Band First Floor Power, der auch ihre große Schwester angehört, veröffentlicht die 1975 im südschwedischen Dorf Blekinge geborene Sängerin zwischen 2001 und 2003 bereits zwei Studioalben. Die Truppe macht sich aber nur in der Heimat und in Frankreich einen Namen. 2003 leiht Wilson dem Elektro-Projekt The Knife ihre Stimme für den Song "You Take My Breath Away" und schreibt ein instrumentales Theatermusikstück, bevor sie sich entschließt, ihre eigenen Ideen abseits basisdemokratischer Hürden umzusetzen.

Eine gewisse Vorliebe dafür, Dinge alleine zu entwickeln, ist schon ihrem Lebenslauf zu entnehmen: Im Alter von 17 Jahren reißt Jenny von zuhause aus, in Panik geraten angesichts der Zukunftsaussichten, "als Krankenschwester, Lehrerin oder Bäuerin" zu enden. In der nächstgrößeren Stadt Malmö treibt sie ihr Wunsch, Schriftstellerin zu werden, in einen Autorenkurs. Als 1993 PJ Harveys "Rid Of Me"-Album in ihr Leben tritt, ist schnell klar: Texte müssen vertont werden und "von Schlangen, Blut und Körperteilen handeln". 1997 startet sie ihre Bandkarriere mit First Floor Power, 1999 schreibt sie sich für zwei Jahre in der Stockholmer Kunsthochschule ein, bevor sie ab 2001 als Illustratorin arbeitet. Im selben Jahr wird ihr Sohn geboren, dem 2006 ein Geschwisterchen folgt.

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Im Gegensatz zum überschaubaren Erfolg mit First Floor Power geht Wilsons Soloalbum 2005 in Schweden durch die Decke. Musikzeitschriften wie Tageszeitungen tragen die Solo-Debütantin auf Händen und die Geehrte hetzt von einem Konzert zum nächsten. Während sie in Deutschland noch jahrelang als Geheimtipp gehandelt wird, avanciert Wilson in ihrer Heimat in den Folgejahren endgültig zum Star. "Hardships!", ihr 2010er Album, bringt Wilson zunächst mit einem Gospelchor auf Theaterbühnen. Die Popmusik darauf zeigt sie zu gleichen Teilen mutig, eingängig, versponnen-verspielt und zeitlos.

Der Weg der Sängerin und Produzentin, längst als Indie-Königin Schwedens neben Lykke Li gefeiert, geht weiter steil nach oben. Für ihr 2013er Album "Demand The Impossible", das hierzulande mit zweijähriger Verspätung erscheint, hagelt es drei schwedische Grammys, darunter die Kategorie "Album Of The Year". Viele Songs darauf behandeln ihren Kampf mit Brustkrebs.

Für den Nachfolger "Exorcism" (2018) gründet sie ihr eigenes Label Gold Medal Recordings. Wieder ist das Thema unangenehm: Wilson bringt ihre traumatischen Erfahrungen eines sexuellen Übergriffs und dessen Folgen zu Papier. Danach wird es künstlerisch stiller um sie, das in ihrer Landessprache eingespielte Album "Mästerverket" erscheint 2021 ausschließlich in Schweden. Wilson nennt es "eine Selbstprüfung". "Mästerverket" ist ihr siebtes Studioalbum und ihr zweites auf schwedisch.

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Jenny Wilson - Exorcism: Album-Cover
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2018 Exorcism

Kritik von Michael Schuh

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