Porträt

laut.de-Biographie

Seether

So richtig ins Bewusstsein der bundesrepublikanischen Öffentlichkeit dringen Seether erst, als eine gewisse Amy Lee zusammen mit ihnen den Song "Broken" aufnimmt, der wiederum auf dem Soundtrack zum Film "The Punisher" landet. Seether stammen aus Südafrika. Das Land am Kap feierte bis dato nur spärlich größere internationale Erfolge in musikalischen Gefilden.

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Heute bitten wir um eine Runde Dutzidutzi für Seether-Fronter Shaun Morgan und hoffen, dass Al Jourgensen endlich clean ist und bleibt.

Zumindest im westlich geprägten Sinne. Zwar ist die Kwaito-Szene in Nelson Mandelas Heimat auch im afrikanischen Ausland sehr populär, aber mit gemeiner Rock-Mucke riss noch kaum ein südafrikanischer Act etwas, von den leidlich erfolgreichen Watershed einmal abgesehen.

Angefangen haben Seether unter dem Namen Saron Gas. 1999 finden sich Sänger/Gitarrist Shaun Welgemoed, Drummer David Cohoe und Basser Dale Stewart in Johannesburg zusammen und spielen erst Songs ihrer Favorites Black Sabbath, Deftones, Creed und Silverchair nach. Wie diese heterogene Mischung klingen sie denn zu Beginn auch noch. Nach und nach bauen sie sich aber ein klareres musikalisches Profil auf. Auf den ersten Demo-Aufnahmen aus dem Jahr 1999 findet sich bereits der Track "69 Tea", der sich später zu ihrem ersten großen Erfolg in der Heimat auswachsen soll.

Radiostationen im ganzen Land spielen die Nummer hoch und runter, so gelangt der Song bis auf Platz zwei der südafrikanischen Charts. Klar, dass bald darauf Plattenfirmen Schlange stehen, um die junge Band unter Vertrag zu nehmen. Musketeer-Records erhalten im September 2000 den Zuschlag, und schicken die Band sofort mit Brian O'Shea ins Studio. Jener Knöpfchendreher produziert so ziemlich alles, das in Südafrika auch nur annähernd nach Rockmusik riecht. In acht Wochen frickeln sie gemeinsam das Debüt "Fragile" zusammen, das in der Kap-Republik nicht zuletzt dank der starken zweiten Single "Fine Again" ebenfalls sehr gut ankommt.

Saron Gas nutzen diesen Anfangserfolg geschickt. Ihr Management Frontline Entertainment verschickt die Scheibe an diverse internationale Plattenfirmen, in der Hoffnung, die Band auch außerhalb Südafrikas bekannt zu machen. Die Rechnung geht auf: Wind Up Records (Evanescence, Creed, Drowning Pool) schlägt zu und überredet die Band, zwecks weiterer Karriere-Planung in die Staaten überzusiedeln. Gesagt, getan. Der erste Schritt der Internationalisierung besteht darin, dass sich Sänger Shaun Welgemoed den Nachnamen 'Morgan' gibt. Beim holländisch-stämmigen alten Nachnamen brechen sich doch einige US-Amerikaner die Zunge.

Schlagwerker Dave Cohoe verträgt die räumliche Trennung von seiner Familie jedoch auf Dauer nicht gut und kehrt den Staaten und der Band bald den Rücken. Sein Nachfolger Nick Oshiro bleibt auch nur kurz, ihm folgt John Humphrey. Um den Live-Sound etwas druckvoller zu gestalten, holt sich die Combo mit Pat Callahen einen weiteren Klampfer an Bord. In dieser Besetzung spielen sie - mit gnädiger Unterstützung von Drummer-Legende Josh Freese (unter anderem A Perfect Circle/Vandals) - "Disclaimer" ein, das bereits unter dem neuen Bandnamen Seether erscheint.

In Südafrika fährt die Scheibe binnen kürzester Zeit Gold ein, in der restlichen Welt will die Chose jedoch einfach nicht so recht in Fahrt kommen. In Deutschland, wo "Disclaimer" bereits im Februar 2003 erscheint, geht das Album wohl vor allem wegen praktisch nicht vorhandener Promotion komplett unter. Die Band strampelt sich zwar so gut es geht ab, aber helfen will es nichts.

Da kommt Label-Kollegin Amy Lee gerade recht. "Broken" erscheint im Zuge des "Punisher"-Soundtracks als Duett und bringt Seether ins Gespräch. Joe Baumgardner mixt das Album nochmals ab, die Band nimmt weitere vier Songs auf, die unter dem Titel "Disclaimer II" im Juli 2004 das Licht der Welt erblicken.

Zwei Jahre und eine erfogreiche Tour mit Audioslave später veröffentlichen Seether "One Cold Night", ein CD/DVD-Package, das sehr viel grungiger klingt. Aufgenommen wird es in einem Club in Philadelphia Anfang 2006. "One Cold Night" soll die letzte Veröffentlichung sein, auf der die Musiker mit Gitarristen Patrick Callahan zu hören sind. Dieser geht ab Anfang Juni eigene Wege. Die Jungs entschließen sich, erst einmal als Dreierpack weiter zu machen.

Shauns Bezeiehung zu Amy Lee geht derweil in die Brüche (von ihr auf "The Open Door" eindrücklich vertont), weil der Junge einfach die Finger nicht von den Drogen lassen kann. Musikalisch ist so etwas eigentlich immer ein wahrer Jungbrunnen, doch es dauert noch bis Ende Oktober 2007, ehe mit "Finding Beauty In Negative Spaces" das neue Album erscheint. Im Anschluss an die Veröffentlichung geht es mit Three Days Grace und Breaking Benjamin auf ausgedehnte Tour durch die Staaten.

Anfang 2008 schließt sich Gitarrist Troy McLawhorn der Band als zweiter Gitarrist an. Pikantes Detail dabei: Troy war zuvor noch bei Evanescence als Gitarrist tätig, steigt aber nach diversen Touren fest bei Seether ein. Der Erfolg der Truppe hält an und wächst sogar noch, weswegen sie bis 2010 quasi ununterbrochen unterwegs sind. Die Aufnahmen zum nächsten Album ziehen sich ebenfalls in die Länge. Vor seinem Erscheinen hat Troy schon wieder seine Koffer gepackt.

Entgegen der Aussage von Morgan, dass Troy direkt wieder zu Evanescence gehen würde, hält der sich aus dem ganzen Trubel einfach heraus. Ein bisschen Aufregung um die Mitte Mai anstehende Veröffentlichung "Holding Onto Strings Better Left To Fray" hätte allerdings nicht geschadet: Ein Meisterwerk ist die Scheibe nicht geworden.

Im März 2014 stößt Bryan Wickmann als Tourgitarrist zur Band. Noch im selben Jahr kommt die solide Platte "Isolate And Medicate" auf dem Markt, für die er auch das Cover gezeichnet hat. 2017 wirft er trotzdem das Handtuch. Seinen Posten übernimmt Clint Lowery von Sevendust.

Im Mai veröffentlichen Seether das Album "Poison The Parish", bei dem Shaun Morgan seine Fähigkeiten als Produzent unter Beweis stellt. Neuerungen bietet auch diese Scheibe nicht, sie klingt aber dafür wieder etwas druckvoller und härter als die Vorgänger. Eine anschließende Welttournee folgt. Ein Teil der Gelder geht an die Rise Above Fund, die größte Organisation für Suizidprävention in den USA.

Neben ihrem sozialen Engagement stehen Seether also auch nach mehreren Jahrzehnten im Rock-Business für musikalische Verlässlichkeit.

2018 kehrt Clint Lowery zu Sevendust wieder zurück, um mit ihnen zu touren und ihr nächstes Album zu promoten. Dafür gewinnen Seether seinen Bruder Corey Lowery (Ex-Stuck Mojo) an der Leadgitarre. Der steigt 2019 zum vierten vollwertigen Bandmitglied auf, kurz bevor ihre gemeinsame Europa-Tournee mit Nickelback endet. Vergleiche mit den Kanadiern muss sich die Band schon ihre gesamte Karriere lang gefallen lassen. Mit "Si Vis Pacem, Para Bellum" streift sie diese dank ungewohnter Spielfreude und gesanglicher Frische ein Jahr danach endgültig von sich ab.

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