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Kate Nash

"Könntet ihr bitte so freundlich sein und aufhören zu sagen, Kate Nash wäre die neue Lily Allen, Kate ist eine sehr begabte Songwriterin, aber ihre Musik klingt absolut nicht wie meine, ... und es muss ihr echt auf die Nerven gehen, andauernd mit mir verglichen zu werden! Dankeschön."

Vorchecking: Macklemore & Ryan Lewis, Lordi
Vorchecking Macklemore & Ryan Lewis, Lordi
Außerdem ab Freitag im Plattenladen: How To Destroy Angels, Kate Nash, Long Distance Calling, DMX, Autechre, Dido, etc.
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Am 13. Januar 2007 schreibt Lily Allen das in ihren MySpace-Blog, der sie so berühmt machte und der angeblich auch die ihr so ähnliche Kate Nash an die Oberfläche des immer wässriger werdenden Musikangebots im Social Networking-Dschungel spült.

Richtig ist, dass Lily gerne mal ein Wort für Kate einlegt und sie MySpace-Freunde sind. Richtig ist aber auch, was Lily anmerkt: Kate legt den Schwerpunkt ihrer Musik weit mehr auf Gitarren und poppige Indie-Hooklines, die sie auf ihrem Klavier spielt. Nur der extrem britische Akzent und ihre Erzählweise verbindet die beiden.

Bei Kate beginnt alles am 1. April 1987 in Harrow, einem Stadtteil Londons - weit draußen in Zone 5. Keine coole Gegend, eher Vorstadtidylle, wo sie als Tochter eines Londoners und einer Krankenschwester aus Dublin zur Welt kommt. Die Eltern prägen das Mädchen mit 60s Folk-Songs und starkem Zusammenhalt.

Wie es in Mittelklasse-Familien häufig der Fall ist, lernt auch die kleine Miss Nash in ihrer Jugend ein Instrument: Bei einem Nachbarn bekommt sie Klavierstunden. Mit 15 gelangt sie an den Punkt, an dem sie ihre eigene Musik machen möchte. Sie schreibt Songs, die davon handeln, dass die Welt nicht in Schwarz und Weiß aufgeteilt ist. Kurze Zeit später meint sie, die Farben dazwischen im Punk und Welt-Rettungs-Eifer (sie wollte sogar Missionarin werden) zu finden.

Doch ihr musikalischer Ehrgeiz hält nicht lange vor. Zwar meldet sich Kate an der Arts Brit School an (die auch schon Amy Winehouse, Katie Melua und Luke von den Kooks besuchten), doch traut sie sich nicht, den Musikkurs zu belegen.

"Ich dachte, ich sei dafür nicht clever genug", gesteht sie später in einem Interview. Stattdessen belegt sie den Theater-Kurs, lernt Method Acting und Drehbuchschreiben. Doch trotz eines überdurchschnittlich guten Abschlusses wartet sie vergebens auf eine Zusage der Bristol Old Via Theatre School.

Kate Nash - Girl Talk
Kate Nash Girl Talk
Mit Lippenstift und Petticoat knietief im Indierock.
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Ironischerweise bricht sie sich am Tag der Theater-Absage den Fuß (auf dem Weg ins Kino, wo sie "Brokeback Mountain" sehen wollte). Dieser Umstand fesselt Kate ans Bett und zwingt sie, eine Weile nicht fürs Theater zu proben. Als Ausgleich und zur Aufheiterung schenken die Eltern ihrer Tochter eine E-Gitarre mit Verstärker.

Kate bekommt wieder Lust aufs Singen, nimmt sich ihre alten Songs vor und schreibt neue. Hinzu kommt, dass sich auf ihrem Computer mit Hilfe von "Garage Band" ganz neue Möglichkeiten des Songwritings auftun. Das Ganze macht ihr so viel Spaß, dass sie sich selbst einen Gig in einem Pub bucht. Im Februar 2006 steht sie das erste Mal auf der Bühne.

Kurze Zeit später finden sich ihre Songs auf MySpace. Eben dort wird Lily Allen auf Nash aufmerksam, packt sie in ihre Top Friends-Liste und lässt hier und dort den Kommentar fallen, Kate sei ihrer Meinung nach das Next Big Thing. Das hilft der Londonerin nicht nur, Fans zu finden, sondern auch einen Manager.

Gemeinsam buchen sie mehr Gigs, sie spielt auf Antifolk-Festivals, in Pubs und bei Poetry-Abenden. So wird ein Label auf sie aufmerksam: Moshi Moshi Records veröffentlicht im Februar 2007 ihre erste Single "Caroline's A Victim / Birds". Da ist Kate 19 Jahre alt.

Der Song mit seinen elektronischen Beats ist zwar überhaupt nicht typisch für Nash, trotzdem stehen die Großen Schlange. Obwohl sie laut eigener Aussage "Anti-Corporate" eingestellt ist, unterschreibt sie beim Cure-Label Fiction ... und damit beim Major Universal.

Gemeinsam mit Björk-Producer Valgier Sigurosson nimmt sie Songs für ihr Debüt auf. Die erste Single zum Album, "Foundations", legt einen Blitzstart im United Kingdom hin. Von allen Seiten völlig unerwartet schnellt der Song auf Platz 2 der Charts, hält sich dort über Wochen und verpasst den ersten Platz immer nur um ein paar verkaufte Platten.

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Kate Nash "Es geht nur um Oberweiten"
Kate Nash über ausgestopfte Tiere, Internet-Hater und gebrochene Persönlichkeiten.

Die Plattenfirma entschließt sich, das dazugehörige Album "Made Of Bricks" so schnell wie möglich zu veröffentlichen. Das unglaubliche passiert: Am 6. August erscheint der Longplayer. Die Woche drauf steht er auf Platz eins der britischen Bestenliste.

Kate Nash bleibt nicht viel Zeit, das zu verdauen. Gemeinsam mit ihren Kumpels Jack Penate, den Maccabees und anderen britischen Indie-Kids steht sie auf den Festivalbühnen und zieht das Publikum und die großen Magazine magisch an. Zwischendurch ist sie solo unterwegs.

In Deutschland erscheint das Debüt im Oktober 2007. Im selben Jahr liiert sie sich mit dem The Cribs-Frontman Ryan Jarman.

Nach dem Rummel um den Erfolg ihres Erstlings zieht sich Nash erst einmal zurück, die Medien sprechen von Burn-Out. "Ich habe mir eine Auszeit genommen, um mal wieder ganz normale Dinge zu tun, habe mit Freunden abgehangen, Filme gesehen, Bücher gelesen", sagt Nash dem Daily Star.

Im darauffolgenden Jahr steigt Kate Nash bei der Punk-Band The Receeders ein, bei der sie Bass spielt.

Lena Meyer-Landrut, die Gewinnerin von Unser Star für Oslo, covert Anfang 2010 Kate Nashs Songs vor einem Massenpublikum – und kurbelt damit auch die Verkäufe von "Made Of Bricks" noch einmal an: Das Album erhält 2010, drei Jahre nach der Veröffentlichung, Goldstatus in Deutschland.

Im April 2010 erscheint der zweite Longplayer der Engländerin: "My Best Friend Is You", neue Songs stellte sie schon zwei Jahre zuvor auf ihrer Tour vor. Produziert hat der Ex-Suede-Gitarrist Bernard Butler, der auch schon bei Duffys "Rockferry" hinter den Reglern saß. Doch die richtig starken Songs fehlen diesmal.

2012 sorgt Nash mit einem im Internet veröffentlichten Song für allerlei Aufregung und für die richtigen Schlagzeilen zum bevorstehenden Comeback gleich mit. "Wer möchte die alte Kate Nash zurück?" postet der Blogger Heat erregt. Der Stein des Anstoßes? In "Under-Estimate The Girl" tauscht Nash das Klavier gegen E-Gitarren und ihr süßes Pop-Stimmchen gegen das einer Rock-Röhre.

Die kurz darauf veröffentlichte "Death Proof" EP macht genau dort weiter. Bis auf das Gespür für eingängige Pop-Melodien und die gewohnt bissigen Texte ist die alte Kate tatsächlich verschwunden, egal, wer sie zurück will. Das beweist endgültig das 2013 erscheinende dritte Album "Girl Talk". Punkrock, Rock und Riot Grrrlism heißen die neuen Eckpfeiler im Hause Nash. Und doch: Etwas brav bleibt das Ganze. Und auch in der bissigsten Nummer scheint hier und da nach wie vor Nashs Händchen für zuckersüßen Pop durch.

Auch außerhalb des Studios und der Bühne fängt Nash an, die Bahnen eines 08/15-Popsternchens zu verlassen. Mit ihrem Rock'n'Roll for Girls After School Music Club reist sie von Schule zu Schule und ermutigt Mädchen, in einer Band zu spielen. Sie zeigt sich erschüttert vom geringen Selbstwertgefühl vieler junger Mädchen: "Die meisten sagten, sie fühlten sich zu hässlich um in einer Band su spielen. Ich war schockiert."

Für ihr eigenes Selbstwertgefühl - vor allem aber für ihre eigene Unabhängigkeit, und um andere Künstler zu unterstützen - gründet sie ihr eigenes Label Have 10p Records. Zum Lily Allen-Vergleich meint Kate nur: "Es ist eigentlich vor allem eine Sache, die sich in den Medien abspielt: 'Da sind zwei Mädels aus London', also sind wir schon deshalb offensichtlich genau gleich. Girl Singer-Songwriter sind plötzlich cool."

Im Zuge der Veröffentlichung spielt sie unter anderem auf dem Coachella- und Lollapalooza-Festival und verlegt ihren Wohnsitz nach Los Angeles. Dort gründet sie mit der Girl Gang ein feministisches Netzwerk, außerdem verdingt sie sich als Co-Autorin für Rita Oras 2015er-Hit "Poison". So weit, so gut. Kurz darauf muss sie jedoch feststellen, dass ihr Manager Gary Marella sie um eine beträchtliche Summe Geld betrügt, was sie an den Rand der Pleite befördert. So muss sie in Los Angeles in einem Comicladen arbeiten und verkauft sogar ihre Klamotten, um über die Runden zu kommen.

2016 erscheinen dann mit "Good Summer" und "My Little Alien" zwei Singles, ehe sie eine Crowdfunding-Kampagne startet, die ihr nächstes Studio-Album "Yesterday Was Forever" finanziert. Das erscheint 2018, davor baut sich Kate ein weiteres beruflichess Standbein auf und wechselt kurzzeitig ins Schauspielfach. Die Enstehung ihres Albums wird in der Dokumentation "Kate Nash: Underestimate The Girl" festgehalten. Während der Covid-Pandemie liegt aber dann sowohl die Schauspielerei als auch die Musik auf Eis. Erst im Mai 2021 erscheint mit "Misery" eine neue Single, gefolgt von "Horsie" im September. 2022 schreibt sie für die Netflix-Serie "The Baby-Sitters Club" das Stück "Imperfect" und veröffentlicht mit "Wasteman" eine weitere Single. Derweil gehen die Arbeiten an ihrem fünften Album weiter, das unter dem Titel "9 Sad Symphonies" im Juni 2024 das Licht der Welt erblickt.

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Kate Nash - Girl Talk: Album-Cover
  • Leserwertung: 4 Punkt
  • Redaktionswertung: 3 Punkte

2013 Girl Talk

Kritik von Hardy Funk

Mit Lippenstift und Petticoat knietief im Indierock. (0 Kommentare)

Fotogalerien

Fotosession, 2013 Kate Nash vor und während unseres Interviews 2013.

Kate Nash vor und während unseres Interviews 2013., Fotosession, 2013 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Kate Nash vor und während unseres Interviews 2013., Fotosession, 2013 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Kate Nash vor und während unseres Interviews 2013., Fotosession, 2013 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Kate Nash vor und während unseres Interviews 2013., Fotosession, 2013 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig)

Live bei Rock Am Ring Kate Nash live bei Rock Am Ring (2008)

Kate Nash live bei Rock Am Ring (2008), Live bei Rock Am Ring | © laut.de (Fotograf: Tobias Herbst) Kate Nash live bei Rock Am Ring (2008), Live bei Rock Am Ring | © laut.de (Fotograf: Tobias Herbst) Kate Nash live bei Rock Am Ring (2008), Live bei Rock Am Ring | © laut.de (Fotograf: Tobias Herbst) Kate Nash live bei Rock Am Ring (2008), Live bei Rock Am Ring | © laut.de (Fotograf: Tobias Herbst) Kate Nash live bei Rock Am Ring (2008), Live bei Rock Am Ring | © laut.de (Fotograf: Tobias Herbst) Kate Nash live bei Rock Am Ring (2008), Live bei Rock Am Ring | © laut.de (Fotograf: Tobias Herbst) Kate Nash live bei Rock Am Ring (2008), Live bei Rock Am Ring | © laut.de (Fotograf: Tobias Herbst) Kate Nash live bei Rock Am Ring (2008), Live bei Rock Am Ring | © laut.de (Fotograf: Tobias Herbst)

Live In Berlin 2007 Die 20-jährige Kate Nash zu Gast in der Hauptstadt.

Die 20-jährige Kate Nash zu Gast in der Hauptstadt., Live In Berlin 2007 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Die 20-jährige Kate Nash zu Gast in der Hauptstadt., Live In Berlin 2007 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Die 20-jährige Kate Nash zu Gast in der Hauptstadt., Live In Berlin 2007 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Die 20-jährige Kate Nash zu Gast in der Hauptstadt., Live In Berlin 2007 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Die 20-jährige Kate Nash zu Gast in der Hauptstadt., Live In Berlin 2007 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Die 20-jährige Kate Nash zu Gast in der Hauptstadt., Live In Berlin 2007 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Die 20-jährige Kate Nash zu Gast in der Hauptstadt., Live In Berlin 2007 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Die 20-jährige Kate Nash zu Gast in der Hauptstadt., Live In Berlin 2007 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig)

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