laut.de-Biographie
Jean & Solé
"Es sind 'New Kids On The Block', oh mein Gott. Sonny bounct den Beat, wir sind gesignt bei EGJ." Das einst stolze ersguterjunge-Imperium bröckelte vor sich hin. Nachdem 2019 auch Capital Bra und Samra dem Rap-Label im Streit den Rücken gekehrt hatten, schien das Ende besiegelt. Zwei Jahre später zog Bushido zwei Kopien seines jüngeren Ichs aus dem Hut. Jean und Solé hatten sich recht erfolglos im Umfeld von JuliensBlog bewegt, bis Zweitgenannter in "Hast Du Bars", dem Twitch-Wettbewerbs seines späteren Chefs auffiel: "Mein Leben war am Arsch und auf einmal schrieb Bushido."
Mit "New Kids On The Block" präsentiert Bushido Anfang 2021 die beiden Rapper als seine neuen Künstler. Ihr erstes reichweitenstarkes Video stellen Jean und Solé ganz in den Dienst ihres Brötchengebers. Fler erhält ebenso seinen üblichen Seitenhieb wie noch erfolgreichere Genre-Größen: "Fick auf Savas, fick auf Sido." Die Reaktionen fallen unterdurchschnittlich aus. Es sei "komplett unnötig", Kool Savas zu attackieren, befindet PA Sports. Der Song habe etwas "Nostalgisches", aber "auch wirklich was Cringiges". Es funktioniere nicht, den "Film von 2002" nach zwei Jahrzehnten zu wiederholen.
Sie verstehe nicht, "wie man das 2021 noch machen" könne, stimmt auch Wasabi dem Essener zu. In ihrem gemeinsamen Podcast mit Falk Schacht nennt sie "New Kids On The Block" "langweilig und peinlich". Ihr Kollege wiederum findet es "interessant", dass Bushido im Grunde versuche, "sich selbst und Fler zu singen". Sowohl musikalisch als auch inhaltlich erinnere das Modell "wahnsinnig stark an 'CCN'." Wie zur Bestätigung teilen Jean und Solé in "Koks In Den Shox" gegen Samra, RIN und Manuellsen aus und reichern "Need For Speed" mit Zitaten aus "Vom Bordstein Bis Zur Skyline" an.
"Der Deal ist unterschrieben und sie platzen vor Neid. Du wärst auch gern' gesignt, doch dein Schwanz ist zu klein", rappen Jean und Solé halbstark in "En Masse". So ganz scheint Bushido der kommerziellen Zugkraft seines dynamischen Duos noch nicht zu trauen. Ihr erstes Album "K.I.D.S." erscheint am Jahresende 2021 als Box-Beilage zu "Sonny Black II". Ganz im Sinne des Vorbilds setzen sie auf möglichst aggressiven Straßenrap mit Breitseiten gegen MOK, Bozza, CashMo, Sinan-G, Bass Sultan Hengzt oder Kasimir1441. Vor allem Fler nimmt die Rolle des Lieblingsgegners ein.
Neues Jahr, neue Beefs: Um die Veröffentlichung von Liz' viel beachtetem Album "Mona Liza" registrieren Boulevardmedien eine besonders weit unter die Gürtellinie zielende Zeile auf "Bustercall": "Ich wünsch' mir, dass sich Bogy eine Überdosis spritzt, frag' die Hero-Nutte, warum endet 'Syphilis' auf Liz?" Die Offenbacherin reagiert abgeklärt: "Anscheinend haben die ein Mega-Ego-Problem, dass über mich mehr geredet wird als über die". Während Solé anschließend etwas vom Radar verschwindet, arbeitet Jean an seinem Solodebüt, das zu Weihnachten unter dem Titel "Biohazard" erscheint.
Die breite Kritik an ihren Songs animiert Solé zu einem Verteidigungsstatement, in dem er sich als Überzeugungstäter offenbart. "Ich hab' 15 Jahre lang geträumt. Mein ganzes Leben bestand nur darin, an diesem einen scheinbar angreifbaren Traum festzuhalten", schreibt der Rapper auf Instagram, "Wie oft saßen Jean und ich da und haben unsere Köpfe gefickt bis morgens um 5 Uhr? Die ganze Stadt schlief, während wir beide bei mir im Kinderzimmer saßen und uns in den Schlaf gearbeitet haben." Nun seien sie bei ihrem "absoluten Jugendidol" unter Vertrag.
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