Porträt

laut.de-Biographie

Heltah Skeltah

Brooklyn bildet seit jeher einen hervorragenden Nährboden für Underground-Hip Hop. Seit 1992 operieren hier die Streiter der Boot Camp Clik, die im selben Jahr erste auf Vinyl gebannte Erwähnung auf "Enta Da Stage" erfahren. Das Debüt von Black Moon markiert lediglich den Anfang einer Crew-Geschichte, die weit stärker Idealismus und eine loyale Fangemeinde prägen denn kommerzielle Erfolge.

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Aus den Boot Camp Clik-Reihen steigt 1996 ein Duo empor, das (lange vergessen geglaubt) beinahe zehn Jahre später eine fulminante Reunion feiert. Nach einem gemeinsamen Auftritt auf Sadat X' "Experience & Education" stehen Heltah Skeltah Ende 2005 wieder gemeinsam auf der Bühne.

Bis hierhin haben beide Herren, gebürtige New Yorker einer wie der andere, weite Wege zurück gelegt. Ruck und Rock gehören der Formation Fab Five an, die mit "Leflaur Leflah Eshkoshka" in der Brooklyner Szene einen Hit für sich verbucht. Den Blick fest auf zu realisierende Einzelprojekte gerichtet, trennen sich Fab Five 1996. The Originoo Gun Clappaz, kurz O.G.C., gibt mit "Da Storm" sein Solo-Debüt.

Ruck und Rock sind weiterhin zusammen unterwegs, verpassen sich den Namen Heltah Skeltah und werfen im Juni 1996 mit "Nocturnal" ein Album auf den Markt, das einen wahren Hype lostritt: Allein in der ersten Woche verkaufen sich über 40.000 Einheiten - für eine Produktion eines aus dem Nichts kommenden Doppelpacks: phänomenal. Im Hause Duck Down/Priority Records gratuliert man sich mit Recht zu einem guten Fang. Selbstverständlich hat auch das komplette Boot Camp seinen Auftritt.

Heltah Skeltah gelten als innovativ und doch unbestritten hardcore. Die von Da Beatminerz produzierte Single "Operation Lockdown" schlägt wie eine Bombe ein. 1997 sind Heltah Skeltah auf dem Boot Camp Clik-Album "For The People" zu hören. Der Erfolg erweist sich allerdings als nicht von Dauer: 1998 legen Ruck und Rock, diesmal ohne Unterstützung der Beatminerz, "Magnum Force" nach - und scheitern.

Die Singleauskopplung "I Ain't Havin' That" (die das gleiche Break verwendet wie A Tribe Called Quest für "Hot Sex") läuft noch ganz gut, insgesamt betrachtet erfüllt "Magnum Force" aber weder die Ansprüche der Kritiker noch die Erwartungen des Labels. Wie gewonnen so zerronnen: Priority Records streichen Heltah Skeltah aus ihrem Künstler-Katalog. In den nächsten Jahren bleibt es, abgesehen von einigen wenigen Maxis, ruhig um die beiden.

Rock, auch bekannt als Rockman The Rockness Monstah, trennt sich aufgrund von Unstimmigkeiten von Duck Down Records und wechselt zum Label von Limp Bizkits DJ Lethal. Ende 2001 veröffentlicht er hier die Single "Walk Like A G"; Scott Storch zeichnet für die Produktion verantwortlich.

Für sein Solo-Debüt "Planet Rock" plant Rock Gastvocals von Fred Durst, den Outlawz sowie der Killer-Kombination Method Man & Redman ein. Lethal, Rockwilder, Shok und Scott Storch sagen Produzentendienste zu, daneben sind Timbaland und The Neptunes im Gespräch. Hochtrabende Pläne, die nach dem Zusammenbruch von Lethal Records in der Schublade verschwinden.

Rocks Markenzeichen, seine charakteristische tiefe Stimme, öffnet ihm dennoch Türen. "Man weiß beim ersten Ton sofort, mit wen man es zu tun hat", befindet nicht nur DJ Lethal. Redman bittet Rock für sein platingekröntes Album "Muddy Waters" zu einem Gastauftritt. Daneben ist er auf Frankie Cutlass' "Politics And Bullshit", diversen Samplern und etlichen Mixtapes aus der Werkstatt von Tony Touch zu hören.

Rock spielt in den Hip Hop-Movies "Hip Hop Witch", "All Or Nothing" und "Boriqua Bond" mit, schart seine Crew Brazy Bunch um sich und startet das Label Bed Rock Entertainment. Unter den Titeln "The Best Of Rock - The AWOL Soldier" und "The Best Of Rock Volume 2 - Veteranz Day" veröffentlicht Rock zwei eigene Mixtapes. Weitere sowie später ein Solo-Album ("Shell Shock") sollen folgen.

Heltah Skeltah - D.I.R.T. (Da Incredible Rap Team) Aktuelles Album

Ruck bleibt in der Zwischenzeit ebenfalls nicht untätig. Unter seinem Geburtsnamen Sean Price nimmt er zwischen 2001 und 2004 eine ganze Reihe von Singles auf, darunter "Don't Say Ruck" und "Telemundo". Mit "Rising To The Top" ist er auf dem Soundtrack des Videospiels "Grand Theft Auto 3" vertreten.

Daneben taucht Ruck auf dem Boot Camp Clik-Album "The Chosen Few" sowie auf Black Moons "Total Eclipse" auf. Auch er hat seine Momente auf verschiedenen Mixtapes. Das Solo-Debüt "Monkey Barz" erscheint 2005 immer noch bei Duck Down und erntet gute Kritiken. Die Verkaufszahlen sind trotzdem nur mäßig und liefern möglicherweise den Anlass, das Musikerglück wieder in der Duo-Formation zu suchen.

2005 tauchen Heltah Skeltah wieder gemeinsam auf: Mit "The Great Diamond D" auf Sadat X' "Experience & Education" hört die Welt den ersten Track seit Jahren, in dem beide MCs an den Start gehen. Mit Doujah Raze im Vorprogramm beweisen Heltah Skeltah im Winter 2005 auch dem europäischen Publikum, dass ihre Live-Shows nach wie vor eins bedeuten: Ruck'n'Roll.

Im folgenden Sommer kann man sich davon auch on wax überzeugen. Gemeinsam mit den alten Kollegen wirken Ruck und Rock auf dem Posse-Album "The Last Stand" der Boot Camp Clik mit. Im Falle von Rock ist das nach der Trennung von Duck Down eine handfeste Überraschung. Die Streitereien zwischen Künstler und Label sind offensichtlich aus der Welt. Die Fans können sich freuen.

Zum Rapgame gehören neben dem Hip Hop bekanntlich auch die Frauen. Gerüchten zufolge betätigt sich Rock als Hobby-Zuhälter. Im Januar 2008 wird er nach einer Schießerei festgenommen: Im Streit mit einem Pimp-Kollegen um die Zuständigkeiten einer seiner Damen soll er diesen ins Genick geschossen haben.

Das Opfer, Mitglied der Blood Gang, bleibt gelähmt, 50 Prozent von Heltah Skeltah wandern wegen versuchten Mordes hinter Gitter. Wider Erwarten greift The Rockness Monstah trotzdem bald erneut zum Mic: Gegen eine Kaution in Höhe von 125.000 Dollar darf er das Gefängnis kurze Zeit später wieder verlassen.

Zehn Jahre nach "Magnum Force" meldet sich "D.I.R.T. (Da Incredible Rap Team)" zurück, ohne auch nur einen Hauch seiner alten Mächtigkeit eingebüßt zu haben: Wenn Sean Price und das Rockness Monstah von der Bühne brüllen, brüllt der Saal zurück. Heltah Skeltah eben.

Der August 2015 macht allerdings unerwartet jede Hoffnung zunichte, dies jemals wieder erleben zu dürfen: Im Alter von 43 Jahren stirbt Sean Price in seinem Apartment in Brooklyn im Schlaf.

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