Porträt

laut.de-Biographie

Whitesnake

Der Bandname Whitesnake ist untrennbar mit Sänger David Coverdale verbunden, der in der unsteten Lineup den einzigen Fixpunkt bildet. Zur Welt kommt er am 22. September 1951 im kleinen Städtchen Saltburn in England. Die Affinität zur Musik legen ihm seine Eltern, Eigentümer eines Musikclubs, in die Wiege. Während seiner Jugendzeit studiert er am Art College in Middlesborough.

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Zu dieser Zeit - Ende der Sechziger - spielt und singt er in einigen Bands, die aber nicht über den Amateurstatus hinaus kommen. Lediglich die von ihm gegründete Gruppe The Fabulosa Brothers ist eine ernstzunehmende Angelegenheit. Von ebenjenen verabschiedet er sich jedoch recht schnell, nachdem er davon Wind bekommen hat, dass die Rockgiganten Deep Purple einen Ersatz für ihren ausgestiegenen Sänger Ian Gillan suchen. Coverdale schickt der Band kurzerhand ein Demo der Fabulosa Brothers und wird engagiert.

Mit Deep Purple, denen er von 1973 bis 1976 angehört, nimmt er die Platten "Burn", "Stormbringer", "Come Taste The Band" und die Live-Scheibe "Made In Europe" auf, die allesamt Duftmarken setzen, aber nicht unbedingt zu den Glanzlichtern der Purple-Geschichte zu zählen sind. Coverdale muss sich danach ein neues Betätigungsfeld suchen, denn die Band löst sich vorübergehend auf. Solo veröffentlicht er zwei Platten ("David Coverdale's Whitesnake" und "Northwinds"), die jedoch alles andere als Kassenschlager sind.

1979 erscheint zum ersten Mal unter der Bezeichnung Whitesnake der Longplayer "Snakebite". Produziert wird das Album von Martin Birch, der später aufgrund seiner Arbeit mit der Metal-Legende Iron Maiden Meriten sammeln wird. Der einzige Knaller, den das Album auszeichnet, ist ein Remake des Bobby "Blue" Bland-Songs "Ain't No Love In The Heart Of The City".

Jener Track zählt jedoch fortan zu den Standards des Live-Programms der Band und scheint Coverdale wie auf den Leib geschneidert, bringt er doch dessen ausdrucksstarke Bluesstimme hervorragend zur Geltung. Die Songs für "Snakebite" entstehen jedoch nicht im Bandkontext, sondern sind Überbleibsel von Davids vorherigen Solo-Sessions.

Somit ist der zweite Streich eigentlich der erste richtige. "Trouble" erblickt einen Monat nach "Snakebite" im Februar 1978 das Licht der Welt und markiert den ersten wirklichen Schritt vorwärts. Das Songwriting ist gestrafft, alles klingt ein wenig kompakter - abgesehen von Ausrutschern wie "Belgian Tom's Hat Trick".

Mit an Bord sind nun neben Coverdale Bernie Marsden und Mick Moody (den er noch aus jungen Jahren kennt) an den Gitarren, Neil Murray (Bass), Ex-Purple Keyboarder Jon Lord, sowie David Dowle am Schlagzeug.

Der Nachfolger "Love Hunter" setzt die Reihe logisch fort: Bluesiger harter Rock mit Ecken und Kanten. Erwähnenswert sind hier vor allem das Coverartwork mit nackter Frau und Riesenschlange - nicht umsonst sieht sich Coverdale in Zukunft dem Vorwurf ausgesetzt, ein ausgemachter Sexist zu sein - und die Nummer "We Wish You Well", die, wer hätte es gedacht, zum Konzert-Rausschmeißer avanciert.

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Auf der folgende Live-Scheibe "Live - In The Heart Of The City" spielt Ian Paice bereits einige Parts am Schlagzeug ein, der ebenso wie Jon Lord zum ehemaligen Line Up von Deep Purple zählt und auf dem 80er Release "Ready An' Willing" zum festen Mitglied wird. Der Song "Fool For Your Loving" bedeutet für Whitesnake der Durchbruch in Großbritannien. Ursprünglich war das Lied für Blueslegende BB King gedacht, aber Coverdale überlegt es sich anders - zum Glück.

Nach dem guten Album "Come An' Get It" (1981), das mit einigen Krachern wie "Don't Break My Heart Again", "Wine Women And Song" und "Child Of Babylon" aufwartet und dem kommerziell noch erfolgreicheren "Saints & Sinners" (unter anderem mit dem Evergreen "Here I Go Again"), muss Coverdale eine Zwangspause einlegen. Seine kleine Tochter ist ernsthaft erkrankt und ihr Überleben steht auf der Kippe.

Nachdem wieder alles im Lot ist, schielt David auf den US-Markt, den er mit seiner Combo trotz guter Alben noch nicht geknackt hat. Das ändert sich mit dem Nachfolger "Slide It In" (1984), der sich bis in die Top 40 vorkämpft. Ein Markenzeichen der Band wird hier bereits bemerkbar: Eigentlich ist es ziemlich wurst, wer neben Coverdale auf der Bühne steht, das Sagen hat sowieso nur er.

Das verhindert jedoch nicht, dass "Slide It In" zum ersten Platinerfolg von Whitesnake mutiert. Nach Konzertreisen rund um den Globus trifft Coverdale erneut ein Schicksalsschlag. Wegen den Auswirkungen einer Stirnhölenentzündung steht seine Sängerkarriere auf des Messers Schneide.

Doch 1987 melden sich Whitesnake mit einem Paukenschlag auf der musikalischen Landkarte zurück. Das schlicht "1987" betitelte Album wird das erfolgreichste der Bandhistorie mit gleich drei Top Hits ("Still Of The Night", "Is This Love" und dem Remake von "Here I Go Again"). Am Ende stehen zehn Millionen verkaufte Einheiten zu Buche. Diesen Status kann Coverdale mit "Slip Of The Tongue" zwei Jahre später annhähernd halten, aber die starke Konzentration auf den damals in Mode gekommenen Heavyrock lässt die Platte sehr einseitig ausfallen.

Trotz des begnadeten Gitarristen Steve Vai ist der Blues jetzt vollkommen aus dem Sound gewichen, was sich nicht gerade positiv auf das Gesamtbild auswirkt. Schmachtballaden ("The Deeper The Love" und "Now You're Gone"), die so klingen, als wären sie nur für die Charts geschrieben, tun das ihre dazu.

Das Konzept der Heavy-Schlange scheint ausgereizt. Für die nächste Veröffentlichung geht Coverdale mit Led Zeppelins Gitarren-Legende Jimmy Page ins Studio. Heraus kommt 1993 ein gutes, aber nicht überragendes Album, das auch kommerziell nicht das bringt, was die Namen im Vorfeld vielleicht versprochen haben.

Es dauert dann noch bis 1997, ehe die weiße Schlange wieder als solche in Erscheinung tritt. Zusammen mit Adrian Vandenbergh - einziges Überbleibsel aus vergangenen Whitesnake-Tagen - nimmt Coverdale "Restless Heart" auf, das jedoch in keiner Weise an alte Erfolge anknüpft. Mit dem Unplugged-Album "Starkers In Tokyo" erklärt Coverdale die Akte Whitesnake offiziell für geschlossen. 2000 versucht er es noch einmal Solo, aber "Into the Light" floppt gnadenlos.

2003 veröffentlicht Emi eine neue Best Of-Zusammenstellung, und auch eine Tour wird in Angriff genommen. Bei den Auftritten lässt Coverdale eifrig die Kamera mitlaufen. Das Ergebnis hört auf den Namen "Live - In The Still Of The Night" und erscheint im Januar 2006.

In Deutschland treten Whitesnake als Headliner auf dem Bang Your Head-Festival auf, liefern dort jedoch nur Dienst nach Vorschrift ab und verschwinden nach einer guten Stunde wieder von der Bühne. Doch allem Anschein nach gab es genügend Konzerte in diesem Jahr, dass am Ende auch noch eine Live Doppel-CD abfällt.

Ende der Fahnenstange? Nein! Pünktlich zum 30. Jahrestages des Beginns von Coverdales Solokarriere veröffentlichen Whitesnake das erstaunlich starke Album "Good To Be Bad". Die Lineup zu diesem Zeitpunkt besteht aus Doug Aldrich und Reb Beach (Gitarren), Uriah Duffy (Bass), Timothy Drury (Keyboards) und Chris Frazier (Schlagzeug). Gemeinsam mit den ebenfalls wieder auferstandenen Def Leppard begeben sie sich anschließend wieder auf Tour.

Während die folgenden Alben "Forevermore" (2011) und "The Purple Album" (2015) leicht schwächeln macht "Unzipped" 2018 mit Acoustic-Sessions und raren Takes wieder Hoffnung, die "Flesh & Blood" im Mai 2019 glanzvoll einlöst.

Für den Hardrock sind Whitesnake eine große Nummer, auch wenn der Bandname nicht mehr ganz so glitzernd schillert.

Am 24. August 2023 stirbt überraschend Bandgründer Bernie Marsden, Ko-Komponist der Riesen-Hits "Fool For Your Loving" und "Here I Go Again (On My Own)". Er ist auf den ersten fünf Alben der Band zu hören. Seinen Whitesnake-Kumpels blieb er stets verbunden, teils für Zusammenarbeiten. Über Bernie schreibt Coverdale zu seinem Tod online: "Ein wirklich lustiger, begabter Mann, mit dem ich die Ehre hatte, eine Bühne zu teilen."

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Whitesnake auf dem BYH 2006 Auch der alte Dave sorgt noch für ein paar feuchte Slips.

Auch der alte Dave sorgt noch für ein paar feuchte Slips., Whitesnake auf dem BYH 2006 | © LAUT AG (Fotograf: Michael Edele) Auch der alte Dave sorgt noch für ein paar feuchte Slips., Whitesnake auf dem BYH 2006 | © LAUT AG (Fotograf: Michael Edele) Auch der alte Dave sorgt noch für ein paar feuchte Slips., Whitesnake auf dem BYH 2006 | © LAUT AG (Fotograf: Michael Edele) Auch der alte Dave sorgt noch für ein paar feuchte Slips., Whitesnake auf dem BYH 2006 | © LAUT AG (Fotograf: Michael Edele)

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