Porträt

laut.de-Biographie

Slick Rick

Hip Hop-Amerika stockt kurz der Atem, als der "Immigration and Naturalization Service" (INS) der Vereinigten Staaten eiskalt zuschlägt. Slick Rick tritt im Sommer 2002 auf einem Kreuzfahrtschiff auf. Dummerweise verlässt das Schiff auf seinem Weg nach Puerto Rico und zurück die US-amerikanischen Hoheitsgewässer. Slick, ein Engländer, der als Kind in die USA auswanderte, sitzt fortan in Abschiebehaft.

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Er sei illegal eingereist, lautet die abstruse Begründung der Behörden, die den Oldschoolrapper seit den frühen 1990ern im Blick haben. Damals verurteilt ihn ein Gericht wegen versuchten Totschlags zu fünf Jahren Haft. Slick Rick hatte zwei Männer angeschossen, die ihn angeblich ausrauben wollten. An seinem Status innerhalb der Szene ändert weder der eine noch der andere Vorfall etwas.

Die ersten Jahre des Knastaufenthalts nutzt Slick sogar auf kreative Weise. "Behind Bars", das dritte Album des Engländers entsteht mit Unterstützung des Produzenten Warren G vollständig hinter Gittern. Auch gute zehn Jahre später, kann sich Slick der Solidarität sicher sein. Angeführt von seinem Label Def Jam und Superstar Will Smith macht sich eine Welle der Empörung wegen des Umgangs der INS mit dem damals 33-Jährigen breit.

Die Basis für Slicks Status geht auf die 1980er zurück. Hip Hop steckt noch in den Kinderschuhen und sucht nach Anführern, die die junge Bewegung vorantreiben. Einer dieser Führungsfiguren ist Slick Rick, der das narrative Erzählen in den Hip Hop einführt. Noch Jahrzehnte später gilt er als der beste Storyteller der Hip Hop-Historie. "Children's Story", später von Black Star gecovert, und "La Di Da Di", bei dem Doug E. Fresh den Beat per Beatbox liefert, sind Meilensteine des Sprechgesangs.

Die Entstehung der neuen Kultur erlebt Richard Walters, so sein bürgerlicher Name, hautnah mit. 1975 zieht seine Familie von London in die Bronx, vier Jahre später erscheint "Rapper's Delight" von der Sugarhill Gang, Grandmaster Flash und seine Furious Five legen 1982 "The Message" nach – und Walters greift erstmals zum Mikrofon. Er ist zu diesem Zeitpunkt 17 Jahre alt.

Schnell schält sich eine Besonderheit heraus: Inmitten der von New York aus gesteuerten, US-geprägten Szene, sorgt nicht nur sein englischer Akzent für Heiterkeit. Slick versteht es, pointierte, unterhaltsame und witzige Geschichten in einfache und für jeden verständliche Reime zu verpacken. Sein smoother, entspannter Rapstil über klassischen Oldschoolbeats zahlt sich 1988 sogar finanziell aus. Die Hörer hieven das Debüt "The Great Adventures Of Slick Rick" auf Platz eins der US-Hip Hop-Charts.

Zudem setzt sich der Engländer auf der Bühne geschickt in Szene. Aus der Unannehmlichkeit, wegen eines Unfalls mit einer Glasscherbe in früher Kindheit eine Augenklappe tragen zu müssen, macht Slick Rick kurzerhand eine Tugend. Mit steigendem Erfolg und Wohlstand wächst der Wert der Klappe. Noch Jahre später werden sich Rapper mit glitzernden und mit Gold besetzten Augenklappen ablichten lassen.

Slick selbst legt derlei Oberflächlichkeiten mit steigendem Alter mehr und mehr ab. Zumal er in seiner Zeit in Haft gelernt haben dürfte, dass ganz andere Dinge als Diamanten wichtig sind. Ende 2003, nach 17 Monaten Abschiebehaft, entscheidet ein Gericht zugunsten des Immigranten. Slick Rick ist wieder ein freier Mann, der sein Leben mit seiner Familie verbringen darf – und der auf seine alten Tage womöglich noch die ein oder andere Platte veröffentlicht.

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