Porträt

laut.de-Biographie

Rodney Hunter

"Du hast doch den Schmäh! Mach ein Album auf G-Stone." In welchem Land sagt ein berühmter Labelbetreiber so etwas zu einem erste-Sahne-Produzenten? Klaro, es handelt sich um Österreich, der Plattenboss ist Peter Kruder und bei dem Sahneschnittchen handelt es sich um Rodney Hunter.

Rodney Hunter - Hunterville Aktuelles Album
Rodney Hunter Hunterville
Dubbig, clubbig, verspielt und gleichzeitig straight.

"Daran habe ich komischerweise selbst nie gedacht, seit Anfang der Neunziger bin ich praktisch pausenlos in meinem Studio gesessen und habe nur für andere Leute gearbeitet. Lange Zeit habe ich mir gedacht, die Welt wird auch so verstehen, dass ich leiwand bin. Was aus heutiger Sicht natürlich ein Riesenblödsinn war", denkt Rodney Hunter zurück.

Geboren in Berlin, verbrachte er seine Kindheit in Amerika. "Mein Vater war in den späten Siebzigern in den USA Disc-Jockey. Einmal hat er mich Knirps in einen Club mitgenommen. Ich habe ganz stolz meinem Vater zugeschaut und die Atmosphäre gespürt. So jung so laut 'Good Times' von Chic zu hören - das prägt einen fürs Leben. Wie er da mit dem Mikrofon einen auf Kurtis Blow machte und nebenbei James Brown droppte, war der ärgste Kick für mich."

Anfang der Achtziger, Rodney kommt gerade in die Pubertät, siedelt seine Familie aus den USA nach Österreich. In der Hauptstadt angekommen, braucht er nicht lange, um einen Gleichgesinnten zu finden, denn in seiner Nachbarschaft tüftelt Peter Kruder an neuen Klängen. Gemeinsam mit ihm, Stefan Biedermann (aka DJ DSL), Martin Forster (Sugar B.) und Richard Dorfmeister arbeitet er fortan an der Erfindung des Vienna Sounds, der die Clubszene der 90er mitprägen sollte.

Seine ersten Live-Musik-Erfahrungen sammelt er mit 14 als Bassist der Rockkapelle Mordbuben AG. "Glücklicherweise habe ich in dem Alter nicht wirklich mitbekommen, was die alles angestellt haben. Eigentlich war das ja die totale Härte, und heutzutage ist das gar nicht mehr denkbar, dass man ein Kind mit solchen Verrückten herumziehen lässt. Damals war's natürlich super!"

Die Liaison dauert aber nur ein Jahr. Dann zieht er sich mit Peter Kruder ins Kinderzimmer zurück und tüftelt am Repertoire von The Moreaus. Hunter bedient den Tieftöner der Hip Hop-Rock-Truppe, der auch Peter Kruder, DJ DSL und Sugar B. angehören. "Frühe Singles wie ‚Neanderthal Man' zeigen, dass wir offensichtlich einen Hang zum Wahnsinn hatten", schmunzelt er. "Eine Zeit lang war uns nichts zu peinlich, so lange es nur lustig war." Das war Ende der 80er.

Damals beginnt sich die Sample-Technologie im Heim-Studiobereich durchzusetzen, weil sie auch für kleine Geldbeutel erschwinglich wird. Das machen sich die wilden Jungs in Wien zunutze und sampeln alles, was nicht niet- und nagelfest ist. "Ab dem Zeitpunkt ist es rund gegangen. Ich habe meinem Vater schnell mal zweitausend Platten abgeluchst, die anderen haben auch ihre Sammlungen ins Studio gekarrt, und dann wurde alles gesampelt."

1991 lösten sich die Moreaus auf und Peter Kruder macht fortan gemeinsame Sache mit Richard Dorfmeister. Als Kruder & Dorfmeister schreiben die Zwei mit mächtigen Federn an der Electro-Geschichte der 90er und avancieren zu DJ- und Remix-Popstars. DJ DSL tingelt als begehrter Hip Hop-DJ durch Europa und Sugar B. macht sich als MC und Clubbetreiber einen Namen.

Rodney Hunter sammelt indes weitere Erfahrungen auf dem Produzentenstuhl. Sein eigenes Projekt, das es bis zu Grammy-Nominierungs-Ehren bringt, nennt sich Uptight und während Hunter seinen Umzug nach Berlin plant, kommt es zur einleitend erwähnten Unterhaltung zwischen Kruder und ihm.

Als Abschiedsgeschenk an Wien zimmert er 2004 die "Hunter Files" zurecht. Auf sein Debütalbum klebt seine Plattenfirma G-Stone das Label Nujazz/Downtempo. Hunter selbst spricht von "modernem, schönem Funk oder Soul". Sein Rezept ist eine Wiener Melange aus R'n'B, Dub, Downbeat, Disco, House und Hip Hop. Diese Mischung kennzeichnet auch das Follow Up, "Hunterville", das 2007 erscheint.

Als Produzent wachen seine Finger am liebsten über Songs, die Soul haben. Von Mark Murphy (Hunter ist für dessen Grammy-nominiertes Album "Song For The Geese" verantwortlich) bis zu den österreichischen Hip Hoppern Aphrodelics reichen seine Credits. Als Co-Produzent von DJ Tomekk schraubt er auch die Lil' Kim-Nummer "Kimnotize" zurecht. "Du würdest nicht glauben, was für einen Telefonterror ich danach hatte: Def Jam hat ständig angerufen, Jay-Z wollte die Nummer…".

Alben

Rodney Hunter - Hunterville: Album-Cover
  • Leserwertung: Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2007 Hunterville

Kritik von Daniel Straub

Dubbig, clubbig, verspielt und gleichzeitig straight. (0 Kommentare)

Surftipps

  • G-Stoned

    Die Labelseite.

    http://www.g-stoned.com/
  • MySpace

    Hunter bei MySpace.

    http://www.myspace.com/rodneyhunter

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