Porträt

laut.de-Biographie

Ringo Starr

Ist Ringo Starr der beste Rock'n'Roll-Drummer aller Zeiten, wie Fans und einige namhafte Kollegen behaupten? Oder nur ein Clown, der lediglich zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort war und die Fähigkeit hat, seit 40 Jahren daraus Kapital zu schlagen? Sicher ist: als Schlagzeuger der Beatles haftet ihm ein übermenschlicher Status an. Im Gegensatz zu virtuosen Kollegen wie Keith Moon oder John Bohnham lebt er noch, dazu ist er der einzige, der auf seinen Soloplatten John Lennon, Paul McCartney und George Harrison auch nach der Trennung unterbringen konnte.

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Nach einer Rockerkarriere sieht es in seiner Jugend kaum aus. Unter einfachen Verhältnissen 1940 in Liverpool als Richard Starkey geboren, verbringt er die ersten fünfzehn Jahre seines Lebens wegen schwerer Krankheiten mehr im Krankenhaus als in der Schule. Mehrmals schrammt er am Tod vorbei, lernt nur dürftig lesen und schreiben und verliert seinen ersten Job, weil er angetrunken erscheint. Er ist auf dem besten Weg, im sozialen Nichts zu landen.

Dann kommt Ende der 50er Jahre aber der Skiffle auf. Sein Stiefvater kauft ihm ein Schlagzeug, er legt sich den Künstlernamen Ringo Starr zu und landet 1960 als Mitglied von Rory Storm And The Hurricanes in Hamburg, wo er die ebenfalls auf der Reeperbahn herum klampfenden Beatles kennenlernt. Seine Chance kommt zwei Jahre später: Bei den Aufnahmen zu ihrem ersten Album ist Produzent George Martin von Schlagzeuger Pete Best so wenig angetan, dass er einen Ersatzmann fordert. Die Band greifen auf ihren Bekannten Starr zurück.

Trotz oder wegen seines oft melancholischen Gesichtsausdrucks sowie seinem Sinn für Humor ist er von Anfang an der beim Publikum beliebteste Beatle. Auch wenn Lennon/McCartney die Songs schreiben und aussuchen, steht Starr pro Album ein Lied als Sänger zu. Mit dem sprachlichen Verdreher "A Hard Day's Night" trägt er auch aktiv zu einem der berühmtesten Titel der Band bei.

Während sich seine Kollegen in der zweiten Hälfte der 60er Jahre immer mehr anfeinden, bleibt Starr der ruhige Pol. Den von Harrison angezettelten Beatles-Ausflug nach Indien beendet er nach wenigen Tagen mit der Begründung, dass es dort keine Baked Beans gäbe. Während Lennon auf dem "White Album" seine tote Mutter besingt und McCartney ihm bei "Helter Skelter" Blasen an den Fingern verursacht, schreibt Starr mit "Don't Pass Me By" einen legeren Rumba-Zumba Song. Sein zweiter und letzter Autorenbeitrag in dieser Zeit ist "Octopus's Garden" auf dem abschließenden Album "Abbey Road".

Als sich die Band 1970 offiziell auflöst, hat Starr mit Unterstützung der anderen Drei schon zwei eigene Alben veröffentlicht. Im Gegenzug spielt er auf Lennons und Harrisons Soloprojekten. Er bleibt aber der Einzige, der zu Lebzeiten Nr.1-Hits landet, 1972 mit "Back Off Bugaloo" und 1974 mit "Photograph". Auf dem zugehörigen Album "Ringo" spielen zum letzten Mal alle vier Beatles gemeinsam. 1975 begleitet er Lennon und Harry Nilsson auf ihrer berüchtigten, mehrmonatigen Sauftour durch Los Angeles und sucht Trost nach dem Zusammenbruch seiner ersten Ehe. Er stürzt sich ins Partyleben, betätigt sich mit mäßigem Erfolg als Schauspieler und mit katastrophalen Folgen als Businessman.

1980 heiratet er in zweiter Ehe die Schauspielerin Barbara Bach, tritt gelegentlich als Gast im Studio und bei Konzerten auf, veröffentlicht regelmäßig neue Alben. Die Glanzzeit ist aber vorbei. In der Öffentlichkeit lässt er sich immer seltener blicken, hat gesundheitliche Probleme, ist Alkoholiker und durch seinen exzessiven Lebensstil schließlich pleite. Die Wende erfolgt erst 1989 mit einer Entziehungskur und der ersten US-Tour seiner Solokarriere. Mit dem 1992er Album "Time Takes Time" schafft er es wieder in die Charts.

In den 90er Jahren ist er mit McCartney und Harrison an verschiedenen Beatles-Projekten beteiligt, legt zwischendrin aber Touren mit seiner All Starr-Band ein. Auch wenn sich die Mitglieder immer wieder ändern, kann er auf vergangene Größen wie Todd Rundgren, Peter Frampton, Jack Bruce sowie Sohn Zak zurück greifen. Auf dem 1998er Album "Vertical Man" sind unter anderen Ozzy Osbourne, Brian Wilson, Steven Tyler, Alanis Morissette, McCartney und Harrison zugange.

Auch im neuen Jahrtausend bleibt Starr aktiv, sowohl im Studio als auch auf der Bühne. Musikalisch sind seine Produktionen kaum revolutionär, aber wegen seiner fröhlichen Natur und seinem Motto "Peace & Love" ist er bei Kollegen und Publikum nach wie vor beliebt.

2018 verleiht auch die britische Aristokratie dieser Beliebtheit Ausdruck: Prinz William schlägt Ringo Starr zum Ritter, 53 Jahre nachdem die Queen alle vier Beatles zu Members Of The British Empire ernannte. Fortan darf Richard Starkey also auf den Namenszusatz "Sir" zurückgreifen und hat auch schon einen Verwendungszweck für den Orden parat, wie er gegenüber der BBC verrät: "Ich werde ihn zum Frühstück tragen."

Für das 2018er-Album "Give More Love" zeichnen Ko-Songwriter wie Peter Frampton, Eurythmic Dave Stewart, Van Dyke Parks und Totos Steve Lukather verantwortlich. Als Gäste treten die Eagles Joe Walsh und Timothy B. Schmitt, besagter Dave Stewart und Benmont Tench von Tom Petty's Heartbreakers-Band in Erscheinung.

Für den Nachfolger "What's My Name" gilt im Herbst 2019 mehr oder minder das Gleiche – nur dass nun auch Paul McCartney ins Team eingemeindet wird. Paul holte Ringo im Juli 2019 zum Ende seiner Welttournee auch noch einmal auf die Bühne. Die beiden performen zusammen die Beatles-Nummern "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band (Reprise)" und "Helter Skelter", mit Ringo am Schlagzeug.

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Surftipps

  • Offizielle Seite

    Umfangreich.

    http://www.ringostarr.com
  • Facebook-Seite

    Der Beatles-Drummer auf Social Media.

    https://www.facebook.com/ringostarrmusic/

1 Kommentar

  • Vor 2 Jahren

    Ehrenmann, kann ich aus Erfahrung sagen.

    Damals in den 90ern waren wir Vorband von Paul McCartney im Zenith.. unser Drummer hatte Alkoholprobleme, da ist der Kollege Starr spontan eingesprungen. Und glaubt mans, er konnte die meisten Tracks auf Anhieb jamen