laut.de-Kritik

Meilensteine der Hirnlosigkeit. Wunderschön.

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Ein ganz alltägliches Problem: Man klickt sich durch Facebook-Kommentare, auf dem Weg zur Bahn läuft man in einen Junggesellenabschied, der Nachbar erzählt von der hohlen Erde, oder die Wahlergebnisse werden veröffentlicht. Man fühlt sich einfach zu klug für die Gesellschaft, und all die Kendrick Lamars, 2pacs, Mos Defs und KRS-Ones erscheinen einem als Rapper für die aktuelle Welt einfach nicht mehr angemessen.

Nun, gräme dich nicht, du seltsam spezifischer Strohmann: Nun gibt es Rapmusik, die dich so rapide, intensiv und verlässlich dümmer machen wird, dass du beim Ende des letzten Tracks schon vergessen haben wirst, warum du das Tape überhaupt angemacht hast. "Lil Pump" von Lil Pump ist Verblödung in der Dose, und es ist herrlich.

Natürlich ist das Konzept von stumpfsinniger Rapmusik kein neues oder innovatives Phänomen. Gott bewahre, ist es das nicht. Aber Lil Pump erreicht hier Sparten-Höhen wie höchstens MIMS, Soulja Boy oder Lil Jon in ihren stellaren Momenten. Der siebzehnjährige Newcomer aus Florida stampft mit eiserner Verlässlichkeit Meilensteine der Hirnlosigkeit aus dem Nichts, dass dem Hörer eigentlich gar keine andere Wahl bleibt, als in frenetische Ekstase des destruktiven Turn-Ups zu verfallen.

Produziert haben Ronny J und BigHead, Produzenten die in der Vergangenheit schon mit ihrer Arbeit für Juicy J, die $uicide Boy$ oder andere Soundcloud-Rapper Ruhm und Ehre erlangten. Über das relativ kurze Tape stellen sie eine Auswahl dekonstruierter und ekelhaft eingängiger Synthesizer zusammen, die gemeinsam mit Floridas typisch übersteuerten Erdbeben-Bässen einen stampfenden Soundteppich zustande bringen.

"Lil Pump" liefert in dieser Hinsicht bis aufs Minimum reduzierte, aber aufs Maximum aufgedrehte Trap-Musik, die keinen Zweck erfüllt, außer absurd laut und verzerrt zu klingen und sich zielstrebig in den Gehörgängen festzusetzen. Musikalisch komplexe oder ambitionierte Momente sucht man vergebens, trotzdem könnte man gut und gerne über die Hälfte der Tracks schon nach einem Hören unter Tausenden wiedererkennen.

"D Rose" brettert so sehr, dass gefühlt teilweise der Sound kaputtgeht. "Iced Out" wirkt wie Pong auf Xanax, "Gucci Gang" fährt Vollgas in die Repetitionshölle, und "Boss" klingt, als habe man den finalen Mix in der Bratpfanne angeröstet. Wie sagt man so schön? "Muss man halt mögen."

Und Lil Pump? Der Mythos sagt ja, dass der junge Mann Harvard hinter sich ließ, um das Rap-Game zu retten. Diesen intellektuellen Hintergrund lässt der minderjährige Floridaner aber meist beiseite, um seinen Drogenkonsum zu illustrieren, die Preise seines Schmucks zu benennen oder die ein oder andere Freundin anderer Männer zu vögeln. Besonders beeindruckt dabei die Tatsache, dass man nach vierzehn Titeln gefühlt keine vier verschiedenen Zeilen von Pump gehört hat.

Muss auch nicht, für Texte mit tatsächlichen Lyrics gibt es ja noch die alten Heads. Die sind übrigens in Form von Gucci Mane, Rick Ross, Chief Keef und 2 Chainz auch auf dem Mixtape vertreten, reißen aber keine Bäume aus. Der Spaßfaktor kommt eher von der absoluten Abstinenz jeglicher gegebener Ficks auf irgendeiner Ebene.

"Lil Pump" von Lil Pump ist musikalisch wie inhaltlich ohne Frage Müll. Gleichzeitig aber so radikaler und kompromissloser Müll, dass allein schon die Eingängigkeit und die Ignoranz des Protagonisten für ein verdammt fantastisches Hörerlebnis sorgen. Also ... warum nicht?

Trackliste

  1. 1. What You Gotta Say (feat. Smokepurpp)
  2. 2. Gucci Gang
  3. 3. Smoke My Dope (feat. Smokepurpp)
  4. 4. Crazy
  5. 5. Back (feat. Lil Yachty)
  6. 6. D Rose
  7. 7. At The Door
  8. 8. Youngest Flexer (feat. Gucci Mane)
  9. 9. Foreign
  10. 10. Whtiney (feat. Chief Keef)
  11. 11. Molly
  12. 12. Iced Out (feat. 2 Chainz)
  13. 13. Boss
  14. 14. Pinky Ring (feat. Rick Ross & Smokepurpp)

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