Porträt

laut.de-Biographie

Gunter Gabriel

Mit "Hey Boss, Ich Brauch Mehr Geld" und "Komm Unter Meine Decke" war Gunter Gabriel einer der bekanntesten Schlagersänger der 70er Jahre. Wobei Schlager nicht wirklich seinen Stil trifft, denn sein Metier ist der Country. Eher kann man ihm der "Outlaw-Bewegung" zuordnen, die in den USA Johnny Cash, Willie Nelson, Kris Kristofferson und Waylon Jennings hervorgebracht hat. Analog gestaltet sich auch Gabriels Leben, das Höhen, Tiefen, Skandale und eine unbändige Liebe fürs Leben charakterisieren.

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Am 11. Juni 1942 im westfälischen Bünde geboren, wächst er unter einem gewalttätigen Vater auf. Seine Mutter stirbt, als er fünf Jahre alt ist. Nach einer Lehre als Schlosser verlässt er Deutschland und reist durch mehrere europäische Länder, in denen er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält.

Nach einem abgebrochenen Maschinenbaustudium heuert er zu Beginn der 70er Jahre bei der Schlagerschmiede Hansa in Hamburg an. Seinen ersten Song schreibt er für Rex Gildo.

1974 erscheint sein Debüt unter eigenem Namen. Mit "Er Ist Ein Kerl (Er Fährt Nen 30-Tonner Diesel)" gelingt ihm auf Anhieb ein kommerzieller Erfolg. Nebenbei führt er in Deutschland auch den Country ein, der bis dahin eine rein US-amerikanische Angelegenheit war. Mit "Hey Boss, Ich Brauch Mehr Geld" hat er im selben Jahr seinen bekanntesten Hit.

In den 70er Jahren ist Gabriel ein angesagter Mann, auch als Songschreiber (unter anderem für Juliane Werding, Frank Zander und Peter Alexander). Mit "Komm Unter Meine Decke" (1975), "Papa Trinkt Bier" (1977) und "Ohne Moos Nichts Los" (1978) ist er weiterhin erfolgreich und macht sich einen Namen als Gesellschaftskritiker, der die Sprache des "kleinen Mannes" spricht. Beim Bayerischen Rundfunk moderiert er eine eigene Fernsehshow mit dem Titel "Country-Musik mit Gunter Gabriel".

In den 80er Jahren folgt der erste Absturz. Aufgrund von Fehlinvestitionen verliert er sein gesamtes Vermögen. Mehrere Ehen scheitern, öffentliches Interesse weckt er nun mit Skandalschlagzeilen und nicht mehr mit den Platten, die er gelegentlich immer noch veröffentlicht. Er kauft sich ein Wohnmobil und verbringt zehn Jahre On The Road kreuz und quer durch Deutschland.

Ende der 90er Jahre ersteht Gabriel ein Hausboot und siedelt nach Harburg um. Nach wie vor ein beliebter Entertainer, spielt er im neuen Jahrtausend mehrmals für die deutschen Truppen im Kosovo. 2003 erhält er einen Anruf vom sterbenden Johnny Cash, der ihn bittet, seine alten Songs auf Deutsch einzuspielen. Gabriel reist nach Nashville und nimmt in fünf Tagen "Das Tennessee-Projekt: Gabriel Singt Cash" auf. Wenige Wochen später ist Cash tot.

Das Album bringt ihm zwar gute Kritiken, aber kaum Geld ein. In einer Fernsehshow bietet er daraufhin an, überall in Deutschland für 1.000 EUR aufzutreten. "An dem Wochenende kamen 2.000 Anrufe. Zwei Millionen Euro, die ich hätte verdienen können. Aber ich kann ja nicht 2.000 Jobs in einem Jahr machen. Daraus ist aber entstanden, dass meine Schulden fast alle weg sind", erzählt Gabriel im Interview.

Dennoch sorgt er weiterhin für negative Schlagzeilen. Als er im September 2004 im ostdeutschen Eisleben vom Publikum ausgepfiffen wird, weil er zu spät auf die Bühne tritt, sagt er: "Ihr habt ja so viel Zeit, sonst wärt ihr ja nicht am Nachmittag schon hier. Ich hab leider keine Zeit, ich muss meinen Arsch immer in Bewegung halten, damit die Knete stimmt". Die Reaktion fällt entsprechend wütend aus.

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Sein Verhältnis zu den Medien sieht Gabriel dennoch gelassen, trotz der oft wenig schmeichelhaften Berichterstattung. "Mich hat's am Leben gehalten. Seien wir ganz ehrlich: Ich hab seit zwanzig Jahren keinen Knaller mehr gehabt. Oder noch länger. Trotzdem finde ich immer noch statt", erklärt er. "Ich habe in meinem Leben viel Scheiße gebaut, so ist es nicht, aber es war auch immer ein bisschen provokativ".

Das erkennt auch das Label Warner, das Gabriel unter Vertrag nimmt und ihn mit Bap-Produzenten Wolfgang Stach noch einmal ins Studio schickt. Das Ergebnis "Sohn Aus Dem Volk - German Recordings" erscheint am 23. Oktober 2009.

Im Sommer 2010 wechselt Gunter Gabriel auf die Schauspielbühne und übernimmt die Hauptrolle in "Hello, I'm Johnny Cash". Sängerin Helen Schneider spielt in dem Stück die Rolle von Cashs Ehefrau June Carter Cash. Auch in der TV-Serie "Großstadtrevier" hat Gabriel eine kleine Gastrolle, bevor er Anfang 2016 für RTL im Dschungelcamp antritt.

Kurz nach seinem 75. Geburtstag stirbt die deutsche Countryrock-Legende am 22. Juni 2017. Bis zuletzt trat Gabriel live auf, etwa im Wuppertaler WZT, auf Firmenfeiern oder mit seiner Cash-Revue "Hello I'm Johnny Cash" im Berliner Renaissance-Theater.

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    Einfach gemacht, aber informativ.

    http://www.gunter-gabriel.de

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