Porträt

laut.de-Biographie

GG Allin

GG Allin ist das größte Arschloch der Rock'n'Roll-Geschichte. Der Sänger, Songwriter, Gitarrist und Drummer aus New Hampshire erhebt sich zwischen 1978 und 1993 zur Blaupause des hasserfüllten Underground-Hardcore.

GG Allin - Gehasst Extrem - der meist gehasste Mann des Punk Aktuelles Album
GG Allin Gehasst Extrem - der meist gehasste Mann des Punk
Kalt lässt diese Doku des Grauens niemanden.

Vor allem auf der Bühne hinterlässt Allin jederzeit Spuren, dort wird er zur Legende: Allin prügelt sich mit den größten Typen im Konzertsaal, verstümmelt sich selbst, fäkiert und masturbiert und kennt auch vor Sodomie und Vergewaltigung kein Zurück. Mit seinem Sammelsurium an abstoßenden Handlungen landet der Jahrgang 1956 in den späten Achtzigern und frühen Neunzigern regelmäßig in den US-Talkshows.

Bei Jerry Springer erklärt der Provokateur sein Publikum zum Feind, in einer anderen Talkshow reizt er die Zuschauer mit gezielter Blasphemie und äußert sich nihilistisch zu seiner Darbietung: "Mein Job ist nicht, zu unterhalten, sondern auszulöschen. Ich performe nicht, ich vollziehe ein Ritual. Ich mache den Rock'n'Roll wieder zur Gefahr." Messiaskomplex, irgendjemand?

Lange vor 'Schockrocker' Marilyn Manson reizt der als Jesus Christ Allin geborene GG die amerikanische Gesellschaft bis aufs Blut, bis der "Schockpunker" sich 1993 nach einem Konzert den goldenen Schuss Heroin setzt. Seine Androhung, eines Tages auf der Bühne Suizid zu begehen und die Audienz dabei mitzunehmen, bewahrheitet sich damit nicht.

Nichtsdestotrotz manifestiert sich der selbsternannte Rock'n'Roll-Gott durch sein zeitiges Ableben in zahlreichen Dokumentationen. Legendenbildend wirkt auch, dass Kurt Cobain in einem Interview auf die Frage, ob er GG Allin schon einmal live gesehen habe, antwortet, er habe zu viel Angst vor ihm. Man darf sagen: zu recht. 1989 landet Allin für 15 Monate hinter Gittern, nachdem er ein Groupie mehrere Tage lang gefangen hält, foltert und vergewaltigt.

Unbeschadet der skandalösen Aura erweist sich Allin, der als Kind in Kevin Michael Allin umbenannt wird, als überaus produktiver Musiker. Sowohl als Solokünstler als auch mit den Bands The Jabbers, The Scumfucs, The Holy Men, The AIDS Brigade oder The Murder Junkies geht sein Output in die Dutzende.

Während seine mittelprächtige Songwritingfähigkeit zu keiner Laudatio gereicht, spalten Allins Lyrics auch die Punkhörerschaft. Wie auf der Bühne ergeht sich der Nihilist darin ausgiebig seinem Hang zu Misogynie, Pädophilie, Blasphemie und Rassismus.

Der Widerspruch, den GG Allin musikalisch und medial erfährt, eint seine Kultgefolgschaft allerdings umso mehr. Sie versammelt sich hinter ihrem hasserfüllten Märtyrer-Prediger, der stark durch seine Herkunft aus extrem zerrütteten Familienverhältnissen geprägt ist. Der selbstmordgefährdete Vater hält die Familie in einer Holzhütte ohne Strom und Wasser gefangen und gräbt seinen Liebsten gar letzte Ruhestätten im Keller des Hauses.

Auch in der Schule fällt Allin sofort aus dem Raster. Im zweiten Highschool-Jahr erscheint er als Crossdresser in der Schule. Die New York Dolls inspirieren ihn dazu. Weitere frühe Einflüsse sind – neben diversen Serienmördern - die Stooges und Alice Cooper. Ansonsten verdingt sich Allin eher als Kleinkrimineller denn als Musterschüler.

Mit seinem Bruder gründet er als Teenager eine erste Band, unzählige weitere folgen. Doch beschränkt sich der erklärte Hank Williams-Fan nicht nur auf Hardcore, sondern veröffentlicht, etwa mit dem Countryalbum "Carnival Of Excess", mitunter auch sehr präzise ausformulierte Platten. Im Spoken Word-Genre fühlt sich der Amerikaner ebenfalls bald zuhause.

Allins Krieg gegen seine Umwelt und gegen sich selbst endet 1993. Nach einem von vielen vorzeitigen Konzertabbrüchen wegen ausufernder Gewalt läuft der Sänger eine Stunde lang nackt und mit Blut und Kot beschmiert durch Manhattan. Anschließend landet er auf einer Privatparty, wo die anderen Anwesenden von seiner tödlichen Überdosis lange Zeit gar nichts mitbekommen, sondern weiter Fotos mit ihm schießen.

Auf Anordnung seines Bruders wird der tote GG Allin später so wie er starb, ungewaschen, noch immer voller Kot und Blut, nur in Unterhose und Lederjacke in den Sarg gelegt. Gäste der Beerdigung posieren mit Drogen und Whiskyflaschen mit dem Leichnam. Für J Mascis, Dee Dee Ramone und Thurston Moore war, ist und bleibt GG Allin eine Ikone des Widerständigen.

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