Was Punk in den 70ern war, ist der Hardcore in den 90ern. Wurde der Begriff ursprünglich nur im Zusammenhang mit heftigen Kopulierungsversuchen verwendet, brachte ihn die Musikszene in Zusammenhang mit dem, was Bands wie die Cro-Mags, Sick Of It All, Agnostic Front, auch die Suicidal Tendencies und Minor Threat so von sich gaben bzw. geben. Heute wird der Begriff auch auf ganz andere Musikgenres ausgeweitet und hat im Techno-Bereich seine eigene Bedeutung.

Hardcore war und ist die amerikanische Antwort auf die englische Punk-Szene. Ohne Punk wäre mit Hardcore und auch mit Metal, nicht allzu viel los. Zum größten Bekanntheitsgrad schaffte es der New York Hardcore, für den sich die oben Genannten im höchsten Maße verantwortlich zeichneten. Wie eng Metal und Hardcore im New Yorker Underground verbunden waren, zeigte sich an Bands wie Overkill oder Nuclear Assault, die immer wieder Songs alter Punk- und Hardcore-Bands coverten und auch mit ihnen zusammen auftraten. Doch auch Bands wie Dead Kennedys mit ihrem ehemaligen Sänger Jello Biafra oder Bad Religion werden gerne als Hardcore bezeichnet.

Textlich nehmen die meisten Bands die Vorlagen des Punk auf und lassen keinen Zweifel daran, was sie von Staat und Gesellschaft halten. Sozialkritische Inhalte und das Leben auf der Straße, zumindest am Rande oder außerhalb der Gesellschaftsnorm, sind die Regel. Die Musik ist, ähnlich wie beim Punk, simpel strukturiert, steht jedoch deutlich über dem Drei Akkorde-Geschrammel der Sex Pistols. Außerdem treten auch immer wieder Künstler wie eben Jello Biafra oder Henry Rollins, der früher bei Black Flag sang, auch ohne ihre Bands auf und halten sogenannte Spoken Words-Vorlesungen, in denen sie ihre politischen und gesellschaftlichen Ideale vertreten und das meistens sehr direkt (aber auch mit sehr viel Hirn)!

Ein Begriff, der untrennbar mit Hardcore verbunden scheint, ist "Straight Edge". Dieser Begriff tauchte mit dem gleichnamigen Song von Minor Threat auf und später machten ihn die Gorilla Biscuits salonfähig. Zunächst kennzeichnete er eine Gruppe von Menschen, die weder Drogen noch Alkohol konsumieren, später weitete er sich auch auf den Verzicht von Fleisch aus. Nach außen hin wurde dies mit einem dicken schwarzen X auf der Hand deutlich gemacht, welches seinen Ursprung darin hat, dass damit früher die Kids auf Konzerten gekennzeichnet wurden, die noch keinen Alkohol trinken durften.

Wie bei allen Genres ist der Übergang fließend, die Bezeichnung Hardcore wird gerne missbraucht und von vielen Fans als eine Auszeichnung angesehen, derer man sich erst würdig erweisen muss. So wird Bands, die einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht haben, gern der Vorwurf des Ausverkauf gemacht. Heutzutage ist der Übergang fließend wie nie zu vor und hat seinen Zenit im Metalcore, der Hardcore zum Teil mit den Melodien des schwedischen Death Metals verbindet und technisch oft höchst anspruchsvoll ist. Doch auch jüngere Bands, allen voran Hatebreed und deren Sänger Jamey Jasta, halten die Fahne des Hardcores nach wie vor hoch.