laut.de-Kritik

Solche Musik macht man, weil man sie einfach machen MUSS.

Review von

Im ersten Moment ist man befremdet. Diese Stimme ... Eigenwillig, intensiv. Irgendwie anziehend und verstörend zugleich. Kompromisslos, eindringlich. Leidenschaftlich gibt sie sich den Liedern hin. Und eine derartige Hingabe erwartet "Kidnapped By Neptune" auch von seinen Hörern.

Dieses Album ist eine Herausforderung, verlangt ein gewisses Durchhaltevermögen. Ungewöhnliche, fiebrige und treibende Rhythmen bewirken eine Unruhe, die manchmal nur schwer zu ertragen ist. Zu Beginn ruhige und minimalistisch instrumentierte Songs enden jäh in einem wahren Ausbruch von krachenden Gitarren und ungestümen Trommelwirbeln. Erwartet man hingegen eine Explosion, bleibt diese aus. Laut, leise, heiß, kalt – der Zuhörer durchlebt ein musikalisches Wechselbad der Gefühle. Wer aber seine anfängliche Verwirrtheit überwindet, findet sich schon bald gefangen in den außergewöhnlichen, düsteren und gleichzeitig warmen Klangwelten der Scout Niblett.

Wie schon bei Nibletts letzter Veröffentlichung, hat der einstige Pixies- und Nirvana-Produzent Steve Albini auf jegliche Weichzeichner verzichtet und ihren unverfälschten Sound auf Platte gebannt. Für das neue Album hat sich Scout weitere Unterstützung ins Studio geholt. Offen gibt sie zu, dass sie manche Parts nicht hätte selbst einspielen können – aus diesem Grund wurden Gitarrist Chris Saligoe und Drummer Jason Kourkounis (Ex-Mule, Delta 72) für die Aufnahmen engagiert.

Waren ihre ersten beiden Alben noch geprägt von spartanischer Instrumentierung, kreierte man dieses Mal einen kompletteren Sound. Wo auf dem Vorgänger "I Am" noch Vocals und Schlagzeug die Hauptrolle spielten, begleitet die Engländerin ihren glühenden Gesang nun mit Gitarre, Bass, Klavier und Drums. Ausladende Arrangements sind aber nicht zu erwarten. Immer noch werden die Instrumente zurückhaltend, aber bestimmt eingesetzt, und nach wie vor findet man reine Drum/Vocal-Stücke wie das betörende "Fuck Treasure Island". Neben dem gesteigerten Einsatz von Verstärkern hat man sich aber auch zu ein paar elektronischen Eskapaden hinreißen lassen.

Seit der Veröffentlichung ihres Debütalbums 2001 vergleicht man Scout Niblett mit PJ Harvey und Cat Power. The Breeders, Joanna Newsom, CocoRosie und Björk sind weitere Namen, die in Verbindung mit der kauzigen, blondperückten Mittzwanzigerin gelegentlich fallen. Man darf jedoch behaupten, dass Scout Niblett auf ihrem ganz eigenen schöpferischen Pfad wandelt und unvergleichlich direkt und mutig aus sich heraus musiziert. Ihre Indie-Folk-Hymnen handeln von Menschen und Orten. Und manchmal singt Scout einfach zu sich selbst, wie zum Beispiel in "Lullaby For Scout In 10 Years".

"Ich mache, was ich mache, weil ich muss - es fühlt sich nicht an, als ob ich eine Wahl hätte" und "Ich mache nur die Musik, die ich hören will", ist auf Scouts Labelseite zu lesen. Man glaubt ihr. Solche Musik macht man definitiv nicht, um anderen zu gefallen. Solche Musik macht man, weil man sie einfach machen MUSS.

Trackliste

  1. 1. Hot to Death
  2. 2. Kidnapped BY Neptune
  3. 3. Pom Poms
  4. 4. Lullaby for Scout in Ten Years
  5. 5. Fuck Treasure Island
  6. 6. Relax
  7. 7. Valvoline
  8. 8. Good To Me
  9. 9. Handsome
  10. 10. Safety Pants
  11. 11. Newburyport
  12. 12. This City
  13. 13. Wolfie
  14. 14. Drink To Me
  15. 15. Where Are You?

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