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Riverside

Ob die Polen von Riverside wirklich das Städtchen an der amerikanischen Westküste im Sinn hatten, als sie sich diesen Namen gaben, oder ihn nur im Allgemeinen verwendet sehen, bleibt ihr Geheimnis. Jedenfalls sehen Sänger und Bassist Mariusz Duda, Gitarrist Piotr 'Grudzie?' Grudzi?ski, Drummer Piotr 'Mittloff' Kozieradzki und Keyboarder Jacek Melnicki den Namen als passend an, als sie sich 2001 dazu entschließen, zusammen eine Band zu gründen.

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Alle haben sie schon einige Erfahrungen in anderen Bands gesammelt. So war Gitarrist Piotr zuvor bei Unnamed aktiv, Mariusz war bei Xanadu für Bass, Gesang und Keyboards zuständig und Drummer Piotr gab bei den Death Metallern von Hate und Domain den Beat an. Keyboarder Jacek hat sich schon einen Namen als Produzent und Sessionmusiker gemacht, als Grudzie? und Mittloff an ihn heran treten, mit der Idee, eine Progressive Rock-Band zu gründen.

Da Jacek von Mariusz vor einiger Zeit mal ein Tape bekommen hat, fragt er diesen, ob er nicht ebenfalls mit einsteigen will. Zunächst rein instrumental gehalten, fängt Mariusz eines Tages an, ein paar Sachen zu singen, was den anderen auf Anhieb gefällt. Im Oktober 2002 hat Riverside immer mehr an Priorität gewonnen, so dass die andern Bands nach und nach in den Hintergrund treten. Als sie im März 2003 ihr erstes Demo unters Volk bringen, sind die Reaktionen auch im Ausland erstaunlich euphorisch.

So machen sie sich an die Aufnahmen zu ihrem Debütalbum "Out Of Myself", doch es kommt zu Spannungen zwischen Jacek und dem Rest der Band, weswegen sie sich von ihm trennen. Das recht düstere Album erscheint erst 2004 über Laser's Edge Records und schnell sind viele Vergleiche mit Bands wie Porcupine Tree, Anathema oder auch den neueren Tiamat bei der Hand. Inzwischen ist mit Micha? ?apaj ein neuer Keyboarder dabei. Gemeinsam bereiten sie sich auf die ersten Liveauftritte vor.

Nach ein paar nationalen Konzerten stellen die Polen erstaunt fest, dass sie auch im Ausland durchaus eine Nummer sind, denn im Oktober spielen sie ihren ersten Gig in Holland, zusammen mit Devin Townsend und The Gathering. Mitte 2005 folgt tatsächlich noch eine kleinere Tour durch Westeuropa, ehe sie mit den Aufnahmen zum nächsten Album beginnen. Mit Inside Out haben sie ein Label an der Hand, das weltweit liefert und so steht "Second Life Syndrome" von Anfang an unter einem guten Stern. Einmal mehr ziert eine Zeichnung von Travis Smith (Opeth, Psychotic Waltz, Iced Earth, ... ) das Cover und rundet ein sehr interessantes Album ab.

Da auch die Fans von "Second Life Syndrome" begeistert sind und die Nachfrage nach der "Voices In My Head"-EP nicht abreißt, legen Inside Out die Scheibe Mitte Mai 2006 neu auf und packen noch drei Livesongs und einen Multimediapart dazu. Die EP war ursprünglich 2004 erschienen und nur über die Homepage der Band oder bei Konzerten zu haben. Wer die beiden anderen Scheiben mag, wird auch "Voices In My Head" lieben.

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Farbenbrächtiges Spiel voll Freiheit und Flexibilität.
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Doch natürlich stecken die Polen danach nicht auf, sondern nutzen ihre Chancen, die sie u.a. sogar für einen Gig nach Amerika führen. Im Herbst sind sie noch mal mit Vanden Plas und Aurora Project in Europa unterwegs, bevor sie sich wieder ans Songwriting für die nächste Scheibe wagen. Einmal mehr neun Songs auf der Scheibe (3x3) besiegeln das Ende der 'Reality Dream'-Trilogie. Die Arbeiten an "Rapid Eye Movement" sind so weit abgeschlossen, als sie im Juni als Support von Dream Theater durch Europa touren.

Ende September steht das Album offiziell in den Regalen und setzt einen würdigen Abschluss unter die Trilogie. Quasi im Anschluss daran geht es mit Totentanz direkt auf Tour, welche Riverside nun als Headliner sowohl in die Türkei, als auch Skandinavien und Zentraleuropa führt.

Zu der Zeit startet Mariusz Duda sein Nebenprojekt Lunatic Soul und veröffentlicht unter dem selben Namen auch ein erstes Soloalbum, dem bis zu "Under The Fragmented Sky" (2018) noch sechs weitere folgen.

Unterdessen haben auch Riverside ihr neues Album "Anno Domini High Definition" aufgenommen. Dieses erscheint Anfang Juli 2009 und geht in Polen direkt auf Platz 1 der offiziellen Verkaufscharts. Auch mit den folgenden Alben tummeln sie sich vollkommen zu Recht in den oberen Chart-Positionen und erarbeiten sich mit jeder Veröffentlichung auch international mehr und mehr Respekt und Anerkennung.

So auch mit dem sechsten 2015er Studio-Album "Love, Fear And The Time Machine", das zurückgenommener klingt, aber dennoch bei Fans und Presse gleichermaßen gut ankommt. Während der Vorbereitungen zur Tour, die im April 2016 starten soll, kommt es aber zum tragischen Verlust eines Bandmitgliedes. Gitarrist Piotr Grudzinski stirbt völlig überraschend im Alter von nur 40 Jahren am 21. Februar 2016.

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Riverside "Ich wollte wie Cave oder Cohen singen"
Mariusz Duda über Mad Max im wilden Westen, seine tiefe Stimmfarbe und Riverside zu dritt.
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Dieser Schmerz muss erst einmal verarbeitet werden. Zunächst ist völlig unklar, ob Riverside als Band weitermachen. Im September 2016 lassen die verbliebenen drei aber verkünden, dass sie die Band als Trio fortführen möchten und mit Session-Gitarristen arbeiten.

Dem Abschiedsgruß in Form der Ambient-Kompilation "Eye Of The Soundscape" folgt zunächst die persönliche Aufarbeitung des Schicksalsschlag. Duda veröffentlicht innerhalb eines halben Jahres zwei Lunatic Soul-Alben ("Fractured", "Under The Fragmented Sky"). So kontemplativ die Solo-Ableger auch ausfallen, an die Intensität des Riverside-Comebacks "Wasteland" reichen die beiden Veröffentlichungen nicht heran. Inmitten eines post-apokalyptischen Szenarios, schlägt die Band eine Brücke zwischen den alten und neuen Riverside. Die songorientierte Ausrichtung präsentiert das Trio in einem rohen, organischen Soundgewand.

Wichtig für Duda ist der Fortbestand seiner Band, da sie die Erinnerung an den Gitarrist hochhält: "Ich stelle mir vor, dass die Erinnerung an ihn weiterlebt, wenn er mit dem Fluss verbunden bleibt bzw. mit Riverside verbunden bleibt, also mit uns."

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Kritik von Yan Temminghoff

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