Porträt

laut.de-Biographie

Lakmann

Besonders die Hip Hop-Puristen dürften sich noch bestens erinnern, an die "gute alte Zeit". Damals, als Rapper noch keine engen Hosen trugen und noch nicht alles fake und Plastik war. Damals, als sowieso noch alles besser war, eroberte ein gewisser Lakmann im Zusammenschluss mit seinem Partner Flipstar als Creutzfeld & Jakob das Herz eines jeden Realkeepers.

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Als sich die Wege des Duos 2004 nach ihrem zweiten Album "Zwei Mann Gegen Den Rest" jedoch trennen, steht Lakmann vor der wegweisenden Entscheidung: Rap und die damit verbundene Unsicherheit oder ein geregeltes Leben als Normalo? Anders als Flipstar, der fortan als Arzt seine Brötchen verdient, entscheidet sich Laki für seine große Leidenschaft: den Hip Hop.

Statt sich aber Hals über Kopf auf Soloprojekte zu stürzen, behält Evangelos Polichronidis, so Lakmanns bürgerlicher Name, einen kühlen Kopf. Lange Zeit hört man abgesehen von vereinzelten Gastbeiträgen kaum etwas vom Wittener, für den Stress und ein geregelter Releasezyklus Fremdwörter zu sein scheinen.

Die unzähligen Live-Gigs jedoch, die er in der Zwischenzeit spielt, nutzt er dazu, seine Beziehung zu Optik Army-Member Ercandize zu intensivieren. Die beiden kommen nicht nur privat und musikalisch miteinander aus, sondern auch geschäftlich. Die logische Konsequenz: Lakmann findet bei Ercs Ruhrpott-Label Assazeen Unterschlupf. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird die Fanbase allmählich ungeduldig. Man wartet auf ein handfestes Release statt lose Freetracks.

2007, also geschlagene vier Jahre nach dem letzten C&J-Album, erscheint folgerichtig das Mixtape "All-In", eine Ansammlung aus neuen Songs, Featureparts, Remixen und bereits veröffentlichten Freetracks. Auch wenn ein stringentes Album anders aussehen mag: Lakmann hat eine unverkennbare Entwicklung genommen. Seine Stimme wird mehr und mehr zu seinem Markenzeichen, während seine Flows wesentlich dynamischer als zu früheren Tagen daherkommen.

Auch seine Texte verabschieden sich immer mehr vom völligen Nonsens und behandeln vermehrt die kleinen wie großen Probleme des Alltags. Der altbekannte Laki-Humor blitzt trotzdem durch jede Zeile. Witzig und hintergründig: In Lakmanns Fall geht dieser Spagat auf.

Doch statt den Schwung mitzunehmen und in geregeltere Verhältnisse überzugehen, hält Lakmann "den Ball flach", sechs Jahre lang. Erst 2013 bekommt man vom Ruhrpott-Spitter wieder etwas auf die Ohren. "2 Gramm Gegen Den Stress" nennt sich die Scheibe, auf der er mehr denn je auf reflektierende Lyrics setzt.

Kein Wunder, ist Lakmann mittlerweile doch zweifacher Familienvater geworden und wird sich nicht nur dadurch die Frage gestellt haben: "Wofür mach' ich das?" Die Zweifel verflüchtigen sich aber schneller als gedacht, denn Lakmann scheint ganz offensichtlich wieder Spaß am Rap gefunden zu haben.

Ein gutes halbes Jahr später erblickt schon die nächste Veröffentlichung das Licht der Elektrofachmärkte. Gemeinsam mit Al Kareem und Magic Mess tut sich Lakmann zu Witten Untouchable zuammen, um das Album "It Was Witten" (der Titel ist natürlich eine Anspielung auf den Nas-Klassiker) zu veröffentlichen. Im Alleingang geht es dann mit "Aus Dem Schoß Der Psychose" weiter, das Anfang 2016 über Eartouch Entertainment erscheint.

Es sieht so aus, als beflügele dieser kleine zweite Frühling Lakmann regelrecht. Schon im darauffolgenden Jahr erscheint mit "Fear Of A Wack Planet" das nächste Release, auf dem der Wittener nicht nur die gesamte Rap-Welt abwatscht, sondern auch die Gesellschaft an sich. Dass er bisher außerhalb des Untergrunds kaum Beachtung gefunden hat, scheint ihn etwas zu wurmen.

Doch egal, ob ihm der verdiente Ruhm endlich zuteil wird oder nicht, Lakmann ist und bleibt vor allem eins: ein Realkeeper. Wie kaum ein anderer steht er fortwährend für Tugenden wie Ehrlichkeit und Echtheit, ohne Abstriche bei Inhalt und Technik zu machen.

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