Porträt

laut.de-Biographie

Kay One

"Kay darf sich damit brüsten, als bisher einziger Rapper ohne Solo-Realease den Sprung in die Bravo geschafft zu haben." Manch anderer Rapper versänke, tituliert als "Bravo-Rapper", vor Scham im Erdboden. Nicht so Kay One.

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Auf der Homepage des Labels Ersguterjunge, bei dem er zwischenzeitlich unter Vertrag steht, führt man diesen Umstand sogar lobend ins Feld. Sehr tief in der deutschen Hip Hop-Szene verwurzelt scheint Kay One ohnehin nicht zu sein: "Es gibt in Deutschland nur noch zwei Rapper, die ich respektiere, der Rest ist mir wirklich scheißegal. Der eine ist Bushido, der andere, das ist so ein hübscher Philippino."

Keine Sorge, Mädels: Kay One hegt keine homoerotischen Gedanken. Könnte aber sein, dass er das Badezimmer blockiert. Besagten "hübschen Philippino" sieht er im Spiegel. Zumindest einen halben: Zur anderen Hälfte ist er Oberschwabe.

Als zweiter von drei Söhnen kommt Kenneth Glöckler am 7. September 1984 im beschaulichen Ravensburg zur Welt. Das mittlere, das Sandwich-Kind braucht dringend eine Methode, um sich Gehör zu verschaffen. Der große Bruder bringt ihn mit Hip Hop in Kontakt: Da haben wirs.

Mit 13 beginnt Kenneth zu rappen, wenig später grast er die Freestyle-Battles in der näheren und weiteren Umgebung ab. 2001 geht er als Gewinner aus dem Royal Rumble in Stuttgart hervor. "Ich habe einen neuen Beat und versuche dann, meine momentanen Gefühle in Worte umzusetzen", so Kay One in einem Interview mit deutscher-rap.de. "Wenn ich schlecht drauf bin, kommt ein fieser Track raus. Bin ich gut drauf, kommt ein Partytrack raus. Und wenn ich gerade einen Streit mit meiner Freundin hatte, dann rappe ich eben darüber."

Ein Jahr später hat er sich bereits mit seinem Kollegen Jaysus zu Chablife zusammengeschlossen und den ersten Plattendeal in der Tasche: bei Royal Bunker, dem Stall, der so vielen Rap-Hoffnungen Obdach gewährte. "Das geht vorbei": Dieser Schriftzug ziert Kenneths rechten Unterarm. Das Motto trifft auch auf Chablife zu: Die Wege trennen sich, Kay One, wie sich Kenneth längst nennt, wechselt zu Eko Freshs Label German Dream.

Der große Erfolg will sich aber auch hier nicht einstellen: Desillusioniert und finanziell gebeutelt zieht Kay One von Köln wieder zurück an den Bodensee. Hier trifft er Ende 2006 auf Bushido, der ihn bald darauf zu Ersguterjunge holt.

Als Sidekick des kommerziell erfolgreichsten Rappers des Landes fällt nun endlich auch etwas Licht auf Kay One. Zahllose Features, Freetracks und Gastbeiträge sind dennoch nötig, bis im Mai 2010 sein Debüt "Kenneth Allein Zu Haus" vorliegt.

Bald blickt Kay One aber auf ein umfangreiches Werk, diverse Touren, Gastauftritte in Hape Kerkelings Horst Schlämmer-Film "Isch Kandidiere" und in Bushidos Biopic "Zeiten Ändern Dich" sowie auf ein Techtelmechtel mit dem Monrose-Mäuschen Mandy zurück. In die Bravo hatte er es ohnehin schon ohne Solo-Release geschafft.

Der Durchbruch gelingt ihm an der Seite von Bushido mit dem Hit "Style & Das Geld", der auf YouTube zweistellige Millionenklicks verbucht. Erst einmal auf dem Schirm der massentauglichen Medien angelangt, tritt Kay langsam aus dem Schatten von Bushido. 2012 schafft er mit seinem zweiten Album "Prince Of Belvedair" den Einstieg in die Top fünf der deutschen Langspieler-Charts.

Kay One - Makers Gonna Make
Kay One Makers Gonna Make
"Ich reich! Du Vagina", jetzt auf Albumlänge.
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Ein Jahr später folgt der Bruch mit seinem Mentor. Von einem Tag auf den anderen verlässt er Berlin und seine komplette Entourage. Bushido zeigt sich äußerst verärgert über diesen Move und verdonnert seinen neuen Zögling Shindy zu dem Disstrack "AP", der sich direkt gegen Kay One richtet.

Bald jagt eine Beleidigung die nächste. Kay äußert sich nun auch über die dubiosen Machenschaften des Abou-Chaker-Clans, in die Bushido laut seiner Aussage aktiv verwickelt sein soll, und behauptet, sein Leben sei von dieser Seite ernsthaft bedroht. An einer Deeskalation hat Kay aber offenbar auch kein Interesse, schließlich braucht er die Aufmerksamkeit für die Promo von seinem neuen Album "Rich Kidz", das im Herbst 2013 erscheint.

Zur selben Zeit wird Kay in der elften Staffel von "Deutschland sucht den Superstar" Mitglied der Jury. Vom 'Bravo-Rapper' zum Beisitzer von Großmaul Dieter Bohlen: eine Medienkarriere in Deutschland, die ihr Ende hier noch lange nicht gefunden hat.

Kay Ones Engagement als DSDS-Juror bleibt zwar eine einmalige Angelegenheit. Offensichtlich ist Dieter Bohlen die Popularität seines jungen Kollegen, insbesondere bei der weiblichen Zuschauer- und Kandidatenschaft, nicht geheuer, weswegen er sich im Jahr darauf lieber Schlager-Opa Heino an seine Seite holt.

Kay One tingelt unterdessen durch die TV-Formate und bekommt mit "Prinzessin gesucht" sogar seine eigene Casting-Show. "Sängerin gesucht" soll 2016 noch einen draufsetzen. Der Bedarf an Castingshows scheint zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits mehr als gedeckt: Die Show stößt auf derart wenig Interesse, dass RTL II Kay Ones Suche nach einem Hooklinemäuschen für sein geplantes Album im Rekordtempo in den Äther prügelt.

Über dem ganzen Rummel vergisst man gern, dass in Kay One außer der Medienhure auch noch etwas ganz anderes steckt - nämlich tatsächlich ein technisch durchaus beeindruckender Rapper mit Biss. Ein Umstand, den er zwischendurch aber wieder mit Nachdruck ins Gedächtnis zurück ruft: Kay One setzt den Tag des Jüngsten Gerichts an, basht sich erneut mit seinem Ex-Busenkumpel Bushido und kommt dabei wohl wieder auf den Geschmack:

"Bin abgedriftet in Champagner, Kokain und rich kids", schnauzt er Anfang 2015 aus "Borderline", das seinem zunächst ebenso betitelten Album voran geht. "Die ganzen Bitches und das Blitzlicht fickten mich richtig. Hab' vergessen, wie man rappt." Glücklicherweise ist es Kay One aber gerade noch rechtzeitig wieder eingefallen. Sein "Kuck' mal, wer zurück ist" darf man also gerne als Drohung lesen - oder als Verheißung.

Eine Verheißung, die das Album, das eigentlich hätte "Borderline" heißen sollen, bei dem dann aber doch "J.G.U.D.Z.S." (jung genug, um drauf zu scheißen) auf dem Cover steht, genauso wenig einlöst, wie der Nachfolger "Der Junge Von Damals" ein Jahr darauf. Es bleibt die ewige Hoffnung, Kay One könne sich irgendwann doch noch auf seine Stärken besinnen. Vielleicht muss aber auch erst wieder jemand kommen, der ihn so richtig reizt ...

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