Porträt

laut.de-Biographie

Horse The Band

In der Kürze liegt die Würze, denkt sich die Band, die sich Pferd nennt und wiegelt die eigene Biographie auf der Homepage mit gerade mal einem (!) schlappen Satz ab. Dieser 'Info' ist zu entnehmen, dass hier einige Emo-Rocker mit Köpfchen in der rauen, steinigen Landschaft im kalifornischen Lake Forest aufgewachsen sind und der Welt etwas beweisen wollen. Punkt. Noch Fragen?

Für alle, die es dann doch etwas genauer wissen wollen, lüftet der krude Verein auf MySpace sein geheimnisumwittertes Nähkästchen. "Wir sind die coolste Band der Welt", erfährt man in diesem Manifest. Jetzt aber mal langsam mit den jungen Ponys, das kann ja schließlich jeder sagen. Entgegen der von Namenswegen nahe liegenden Konnotation halten sich diese Chaoten keineswegs in den Jagdgründen der Country-Musik auf.

Auch die ironische Selbstverortung unter dem Trademark 'Melodramatischer Popsong' hilft beim Schubladendenken nicht wirklich weiter. Nein, diese experimentellen Hardcore-Weirdos werden als Wegbereiter des Nintendocore in die Annalen der Musikhistorie eingehen.

Dank des zügellosen Missbrauchs von Synthesizern generieren Sänger Nathan Winneke, Keyboarder Erik 'Lord Gold', Gitarrist David Isen und Basser Dashiell Arkenstone unter Verschleiß unzähliger Drummer ab 1999 eine gewagte Mischung, die in der Tat unverkennbar nach dem fiependen und blubberndem Pixelsound der Nintendo-Spielkonsole klingt. Damit das jedoch nicht zu banal gerät, werfen Horse The Band alle erdenklichen Stil-Kontexte über den Haufen und kokettieren offen mit Thrashmetal-, Mathcore- und Eurodance-Versatzstücken.

Unerbittliche Moshparts werden mit Brüllorgien, Lieblingsmelodien der Super Mario-Brüder und uferlosen Saitenfrickeleien über drei Ecken zu einer Koalition genötigt, die mit dem Adjektiv "haarsträubend" noch freundlich umschrieben ist. Diese akustische Synapsenbelästigung ist nichts für schwache Nerven - Epileptiker sollten sich davor hüten, auch nur in Hörweite dieser Verrückten zu gelangen. Wer vor Trommelfellattacken der Marke Dillinger Escape Plan oder Fantomas nicht zurückschreckt und keine Berührungsängste mit japanischem Kreisch-Grindcore kennt, kann bei HTB getrost mal ein Ohr riskieren.

Das 2007er Opus "A Natural Death" ist als musikalische Tour de Force in der Endlosschleife angelegt – nachdem der finale Song ausklingt, heulen dieselben Winde, die schon den Albumopener eingeleitet haben.

Da sich mentale Grenzgänger gern zu Ihresgleichen gesellen, passen gemeinsame Touraktivitäten mit den Querköpfen von Portugal. The Man, Poison The Well oder The Fall Of Troy nur zu gut ins verzerrte Bild. Auch vor größenwahnsinnigen Mammutprojekten machen Horse The Band keinen Halt und organisieren 2008 mal eben auf eigene Faust eine komplette Welttournee.

"Wir sind total durchgeknallt und sehr tapfer. Wir selbst haben eine dreimonatige 'Earth Tour' durch 45 Länder gebucht und wir sind nicht gestorben, obwohl es einige Male kurz davor war", geben sie auf MySpace vollmundig bekannt. " Wir feiern härter als jede andere Band der Welt und können unsere Parts dennoch jede Nacht perfekt runterspielen!" Geschenkt!

Natürlich sind alle anderen Bands Pussys, die in den USA nicht mit HTB auftreten wollen, da sie der Anblick der freudestrahlenden Spaßrocker zutiefst deprimiert. Mehr DIY geht nicht, Sänger Nathan bestreitet mitunter auch acht Konzerte am Stück mit gebrochener Schulter, und dass Horse The Band alle Tourmanager hassen, erklärt sich von allein.

Rechnen können sie ebenfalls, kamen sie aus ihrer 'Earth-Tour' nach einem Einsatz von 60.000 US-Dollar doch immerhin noch mit einem Plus von 942 Dollar raus. Ein Ende ist für die Band, die schon mehr Drummer auf dem Gewissen hat als Spinal Tap, auch nach dem Ausstieg von Bassist Dash im Dezember 2008 nicht in Sicht.

Denn Horse The Band machen auch 2009 weiter. Am Rande von Brillanz, dem totalen Ruin und der endgültigen Extinktion. Den ganzen Tag. Jeden Tag. Sie kommen bei 'Vagrant Records' unter, stellen jedoch klar, dass sie ihr eigenes Ding weiterhin durchziehen. Das Album "Desperate Living" erscheint im Oktober des selben Jahres. Nach eigenen Angaben hat die Band sich dafür bei dem gleichnamigen Film von John Waters inspirieren lassen. "Es gibt keinerlei Bezüge zu dem Film - außer dem Titel. Es ist unser eigener Blick darauf", geben die Jungs an. Schon klar.

Immer noch Fragen?

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