Porträt

laut.de-Biographie

Blokkmonsta

Ruhm verteilt sich nicht immer fair. Nicht immer sind Kriterien wie Talent oder Fleiß schlagzeilengebende Faktoren. Manchmal reicht es auch, auf einer Mischung aus "Kettensägenmassaker" und "Natural Born Killers", dem Horror-Videospiel "Resident Evil" und sonstigen Rauschmittelchen hängen geblieben zu sein. Ganz recht, die Rede ist vom Blokkmonsta.

Doubletime: Keine Geheim-Soße mehr für Fler
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Stattdessen endlich wieder Beef. Festival-Season? Läuft. Freshman-Season? Läuft. Über allem schwebt die Frage nach dem besten Deutschrap-Jahr.
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Seit 1998 macht Björn D. Musik, und fast genauso lang reichen seine Rapskills für den Traum vom Glück an der Côte d'Azur allein nicht aus. Doch von (fast) vorne: Noch unter dem Pseudonym Crack B wagt Björn D. als Mitglied des Berliner Rap-Labels TWB (TrueWestBlock) in den Nullerjahren erste Schritte und ein erstes Soloalbum – das jedoch nie offiziell erscheint. Er verlässt TWB und geht die Sache mit der Künstlerexistenz gemeinsam mit dem Kollegen Godsilla noch einmal neu an.

Über Silla lernt der 1983 geborene Björn auch den Splatterrapper Hassmonsta Kaisa kennen. Der ruft 2010 mit homophoben Äußerungen die Bundespolitik auf den Plan, und auch mit kruden Äußerungen zum Holocaust in einem rap.de-Interview macht Kaisa im selben Jahr auf sich aufmerksam.

Diese Bekanntschaft jedenfalls wird für Blokkmonsta augenscheinlich zum prägenden Moment, nicht nur in Sachen Pseudonymwahl. Fortan zieht er sich eine schwarze Maske über den Kopf, verkauft seine Musik als 'Psychokore' und rappt über zwischenmenschliche Gewalt. Mit Rapper Uzi, bekannt gemacht von Frauenarzt und Manny Marc, gründet er 2005 die Plattenfirma Hirntot Records.

Seitdem flutet der Berliner Rapper und Produzent den Markt mit Veröffentlichungen. Nicht nur sein zwischen Growl und Shout angelegter, aggressiver Rapstil auf Dirty South-Beats schafft es sehr bald zum Markenzeichen, auch die Splatterfilm-inspirierten Texte sorgen für große Aufmerksamkeit: 2007 lässt die Staatsanwaltschaft Labelräume in Berlin und Düsseldorf durchsuchen. Neben mehreren Waffen-Attrappen und Munition beschlagnahmt das LKA Ton- und Datenträger.

Hirntot Posse - V
Hirntot Posse V
"Wir müssen gar nichts erfinden. Ist doch so schon schlimm genug."
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Anlass für die Razzia liefern der Titel "Fick Die BPjM", in dem die Bundestagsabgeordnete Monika Griefahn beleidigt und bedroht wird, die EP "1. Mai Steinschlag", die detailliert die Tötung von Polizisten beschreibt, sowie das Lied "Meine AK". Die nachfolgende Medienaufmerksamkeit nutzt Hirntot Records für eine Stellungnahme, die die presseseitig unterstellte Attraktivität für rechtsradikale Kontexte von sich weist.

Nichtsdestotrotz verschwinden mehrere Tracks, Videos und auch ganze Alben vom Markt – wegen öffentlicher Aufforderung zu Straftaten, Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten, Gewaltdarstellung, Beleidigung, Bedrohung und Volksverhetzung (ein Novum außerhalb des Rechtsrock-Milieus). Bewährungsstrafen folgen.

Obwohl Björn D. in der Vergangenheit seine Lyrics stets als fiktiv deklariert hatte, leckt Hirntot nun endgültig Publicity-Blut. Wo Aggro Berlin als Label-Plattform mit der Indizierung zahlreicher Alben meist schon zufrieden war, geht Blokkmonsta den konsequenten Schritt weiter: reale physische Gewalt.

Gefeiert von jugendlichen Fans, im Hirntot-Mikrokosmos "Soldaten, die nicht alles hinterfragen" genannt, stürmt der Rapper nach einer unbefriedigenden Plattenrezension mit einigen Verbündeten die Berliner rap.de-Redaktion. Aus der verbalen Konfrontation heraus fliegen bald schon Fäuste, Chefredakteur Marcus Staiger geht zu Boden. Via Twitter profiliert sich der Labelinhaber kurz darauf mit der Tat.

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Ganz getreu der anarchischen Labelhymne "Sinnlose Gewalt" gehts fröhlich weiter. Medienberichten zufolge überfällt Blokkmonsta 2011 den bis dato eher unbekannten Rapper-Kollegen Sebar. In einem Keller nimmt man dem vermeintlichen Opfer zu dritt mit vorgehaltener Stichsäge eine Kette ab. Konsequenterweise begibt sich Blokkmonsta daraufhin erst einmal für sechs Monate in Untersuchungshaft, wird 2012 jedoch wieder freigelassen.

Auf die Aktivitäten von Hirntot Records wirkt sich solches, wenn überhaupt, nur positiv aus. In Untergrund-Kreisen lassen sich die zahllos veröffentlichten Platten, mühelos unters Volk bringen.

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9 Kommentare mit 30 Antworten

  • Vor 7 Jahren

    so, schon jemand in ht100 reingeluschert? finde es nachm ersten durchhören gar nichtmal so übel...

  • Vor 7 Jahren

    Nochmals vielen Dank an Sodi fürs Ermutigen, die HT100 doch noch zu erwerben

    Da dieses Album hier sowieso nicht bewertet wird, verzichte ich auf eine strukturierte Rezension, Smartphone bedingt sowieso gerade nicht möglich..und richte einige exklusive Zeilen an die ansässige Hörerschaft, die aus Sodi, Blade und mir besteht ;)

    Man merkt dem Labelsampler an, dass sich hier angesichts des 10-jährigen Jubiläums besonders viel Mühe gegeben wurde.

    Dieser Aufwand ist in den eingängig melodischen Produktionen und einer vielseitigen, thematischen Bandbreite deutlich erkennbar, die den gut ausbalancierten Stücken gut tut. Das hochwertige Soundbild scheut auch vor härteren Eskapaden nicht zurück, bleibt jedoch stets in sich stimmig und bietet auch einige ruhigere Phasen, die den Hörer aufhorchen lassen.

    Gerade diese sind dem modernen HT-Sound eher förderlich anstatt abwertend, da dadurch eine weitaus größere Themenwahl gewählt werden kann. Die Tage der alleinigen Splatterkeule sind schon lange gezählt, dennoch kann stellenweise sogar etwas wie "altes Feeling" erreicht werden in Punkto Atmosphäre ("Tief im Wald 3"). Wenn sie wollen, dann können sie, zweifelsfrei. Angesprochener Track tröstet auch über die Verwirrung hinweg, die der missglückte Gemeinschaftsheuler "Gegen den Rest" mit unpassenden Gesangsfeature zuvor stiftet.

    Stimmungsvoll inszenierte persönlichere Songs wie das düstere "Hinter den Masken", das ehrliche "Flashback" oder der Possetrack "10 Jahre" sorgen für die nötige plastische Figurenzeichnung vor realem Hintergrund.

    Labelchef Blokkmonsta hat hörbar Lust auf Rappen und zaubert seinen Dr. Faustus-Charakter auffallend oft aus der fusseligen Skimaske, was dem Album vorallem auf raptechnischer Ebene erfrischend zugute kommt.

    Aus dem Feld der maskierten Mitstreiter ragt Perverz ein ums andere Mal wie schon in der Vergangenheit durch flowliche Varianz heraus. Die alten Haudegen Schwartz und Rako bieten hingegen gut verträgliche Hausmannskost und agieren souverän.

    Uzis Abschiedsvorstellung dagegen präsentiert sich bemerkenswert nüchtern und unspektakulär und geht im texlichen Hagel aus Brüderlichkeit, Gewalt und Unbeugsamkeit etwas unter. Der Mann hat seine Geschichten erzählt, so scheints.

    Neben gewohnt kräftigen Einheizern ("Kollisionskurs"), poppigeren Ausflügen ("Peter Pan") oder schlichten Representerprüglern ("Unerreichbar") ist das eigentlich große Highlight des Albums die Anti-Drogen-Hymne "Sturz-Flug". Intelligent geschrieben und musikalisch markant ausgeführt überzeugt der Song durch ein überzeugendes Wechselspiel zwischen Schwartz, der den strengen Teacher miemt und Perverz als labilen Dauerkonsumenten. Die einprägsame Faustus-Hook veredelt diesen besonderen Track, dem auch aufgrund der instabilen Zielgruppe des Labels hohe Bedeutung
    zukommt. Einer der bisherigen Tracks des Jahres.

    Erwähnenswert sind zudem noch ungewohnt harmonische Klänge im Beatbereich, so wie beim melidiösen "Immernoch" oder dem vocalbestückten "Flaggen in die Luft", die für genug frischen Wind im zuvor doch etwas eingestaubten Blokkhause sorgen.

    Insgesamt überrascht Hirntot Records zur Dekadenfeier mit einer gut durchdachten, abwechslungsreichen und vorallem uterhaltsamen Veröffentlichung und das ist bei diesem Fließbandlabel schon lange keine Selbstverständlichkeit mehr.

    4/5

    Jetzt wurde es am Ende dann doch etwas mehr, aber so ein Ereignis muss man ja auch gebührend würdigen.

  • Vor 7 Jahren

    https://www.youtube.com/watch?v=uzyjdUeB2OA
    Falsche Schlangen - 4.9.0 (Free Blokk)

    @torque,sodi,blade

    war schon ein sehr feiner Sampler. Der beste Track war "im finsteren Tal" mit Faustus und Perverz. leider gerade nicht bei youtube

  • Vor 5 Jahren

    So langsam wird es einfach zu viel und zu komisch..Alleine die Kollabo..

    http://www.distributionz.com/shop/de/blokk…

    • Vor 5 Jahren

      https://m.youtube.com/watch?feature=youtu.…

      Ähhh, mhh, ja... Keine Ahnung.. Bin grad irritiert...

    • Vor 5 Jahren

      mittlerweile wird ja sogar schon die treue fanbase leicht knatterig, weil das alles irgendwie nicht wirklich zusammenpasst. weiss ehrlich gesagt auch nicht was ich davon halten soll...hat diese shey nicht auchmal horrorcore gemacht? jetzt also cloudrap?

    • Vor 5 Jahren

      naja es gab immer mal wieder kollabos mit diesem shey, die grenzwertig waren. im vergleich dazu ist dieses lied sogar richtig hörbar. ich erinnere mich nur an sheytan ♥ "das ist gossik" usw

    • Vor 5 Jahren

      basstards label wurde ja seinerzeit auch grandios gecrasht. glaube da trieb dieser typ auch sein unwesen, oder?

    • Vor 5 Jahren

      Stimmt, daher kenn ich den...Basstard hätte einfach alleine sein Label machen sollen. Gab viele Labels die so untergegangen sind. Da war ja auch mal diese Adden

      Mittlerweile wird selbst mir das zu viel mit den vielen neuen Alben. Da wird aus jeder Idee ein Album gemacht. Texte wiederholen sich usw.

      Man, freu ich mich auf das Orgi Album

    • Vor 5 Jahren

      kommt da im moment so viel? finde es entgegen den früheren zeiten extrem ruhig...crack b, ht originals und diese ominösen tapes...gab mal ne zeit da kam ja quasi monatlich ein vollrelease...naja, finde eine kollabo mit shey besser als wenn er diese klassischen deutschrapper wie zb olexesh featured

    • Vor 5 Jahren

      Ja, stimmt schon für damals eher wenig, dazu kommt aber noch fab 2, glaube ich. Damals aber sind halt geile Sachen entstanden wie 2050, Desperados usw. und mittlweile klingt halt alles gleich. Ausser das Crack B. Ding. Lief bisher 5 mal ca.

      Ich habe mich mal durch die sheytan Videos geklickt und das ist ja mal wirklich ne harte Wandlung. @torque hast du nicht sheytan immer gefeiert?

      Bin gerade dabei mir die Sachen von Orgi zu ordern, die ich noch nicht habe.. Die streetshop mixtapes werden ziemlich hoch gehandelt. Habe nur what da fuck und ich feier orgi. Demnächst noch milf und krieg.. Und dann ist mal gut

    • Vor 5 Jahren

      Wtf ist aber geil! Sehr abwechslungsreiches Mixtape. Muss echt weniger CDs kaufen, da ich momentan echt viel Geld für kiffen ausgebe. Exquisite Sorten kosten halt.. Scheiß auf den Scheiss, den man auf der Straße bekommt.

      Die Orgi Mixtapes sind teuer. Die werden teilweise für 50 +gehandelt..

    • Vor 5 Jahren

      orgi kann ich mir immer nur gut abgehangen geben...auf länge zu unapetitlich. btw. was hälste von dem schwartz lyric bundle?

    • Vor 5 Jahren

      Ja, stimmt. Orgi halt auch nur in kleinen Häppchen. Allerdings gehen die Preise ähnlich steil wie bei HT. Deswegen wird meine Sammlung jetzt noch mit orgi discographie vollgestopft.

      Weiß nicht so ganz was ich von der Schwartz Sache halten soll.. Hab ein kleines Heftchen von ihm und das war ziemlich anstrengen zu lesen.. Und wie du schon ziemlich trefflich formuliert hast. Wer von den HT Fans wird sich das kaufen?

    • Vor 5 Jahren

      glaube kaufen werden das tatsächlich einige...er hat ja schon kürzlich auf fb mal davon berichtet das es bereits diverse anfragen beim verlag gab, obwohl man noch nichtmal vorbestellen kann. frage mich aber nur ob diese dumpfbacken-fanhörner da wirklich was mit anfangen können...und natürlich ob diese typen die zielgruppe sind, die sich ein schwartz so für seine kunst wünscht...der war ja schon immer leicht beleidigt wenns mal zu seinen releases keine vernünftigen rezensionen gab

  • Vor 5 Jahren

    @sodi @torque

    Mal bitte ins neue Werk "Knastmacken" reinhören. Blokk hat Bock, ohne Kompromisse und mit wunderbar zeitlos rauen Beats

  • Vor 3 Jahren

    HT weg vom Major

    Zurück zu alter Form und Härte? Die erste Ankündigung "Mörder ohne Gesicht" soll ein kompromissloses Album werden, ganz im Geiste der Werke vor 15 Jahren