laut.de-Kritik

Compton liegt nicht mehr in Kalifornien, sondern an der Elbe.

Review von

"Ich bin kein Einzelkrieger, ich bin kein Kleinkaliber. Ich bin 187er!" verkündet Maxwell in "Bademantel" stolz. Damit spricht er nicht nur für sich, sondern auch für den Rest der Strassenbande, bestehend aus Bonez MC, Gzuz, LX, Hasuna und Sa4. Zusammenhalt und Loyalität stehen bei den Hamburgern an erster Stelle. "Wir sind eine Familie, Digga, verstehst du?" Und Familien halten nun mal zusammen. Komme, was wolle: Mehrjährige Inhaftierungen von Gzuz und Hasuna führten unter anderem dazu, dass Sampler Nummer zwei schon eine ganze Weile zurückliegt. Aber: Das Warten hat sich gelohnt.

Schon im "Intro" präsentiert sich die Strassenbande immer noch so "High & Hungrig" wie ihre Aushängeschilder Gzuz und Bonez auf deren Kollabo-Album. Kein Stein bleibt auf dem anderen, wenn in den unterschiedlichsten Kombinationen das Leben zwischen Tickerei, Shisha, Fifa, Wodka, Weibern und der "Jagd nach Schotter" gefeiert wird. Denn genau das kann das Rap-Kollektiv am besten: Sich selbst, allen Widerständen zum Trotz, kompromisslos abfeiern.

Straßenrap brauch keine akribischen Techniker, hochtrabende Neologismen, ja, oft nicht einmal besonders viel Inhalt, um Spaß zu machen. Über eine Laufzeit von einer Stunde bringt die Strassenbande genau das, was Kollegen wie Sonny Black oder Frank White dieser Tage vermissen lassen: hör- und spürbare Motivation plus ganz viel frischen Wind. Ob Gzuz in "Lieblingszahl" oder Bonez in "Tatsachen": Spätestens in der Hook ticken beide komplett aus. Die übersteigert-hohe Betonung der Schlusssilben über saftige Trap-Beats machen vor allem die Posse-Tracks zu Sampler-Highlights.

Gzuz als "Topscout" sucht nicht etwa nach Talenten, sondern nach knapp drei Jahren Knast, ja, nach was wohl? "Die Quote ist gut, ich fick' sieben von zehn!" Gestöhne und der hämmernde Club-Beat tun ihr übriges, da gerät der schiefe 'Gesang' schon mal zur Nebensache. Insgesamt stören weder die hin und wieder auftauchenden "stur – Natur – Kur"-Reime oder fragwürdige Grammatik. Neuzugang LX hat diesen Prinzip ebenfalls perfektioniert und stellt bei seinem einzigen Auftritt klar: 'Compton' liegt nicht mehr in Kalifornien, sondern an der Elbe. Zusammen mit Kollege Maxwell arbeitet er derzeit an einem Kollabo-Album.

Ebenso der Kopf der Strassenbande. Über den möglichen Partner von Bonez kann man aktuell nur spekulieren, allerdings deutet vieles auf Kontra K hin. 2013 veröffentlichten die beiden ihre EP "Auf Teufel Komm Raus", auf dem Sampler ist der Berliner mit zwei Features vertreten. Auch, wenn beide inzwischen in erster Linie Familienväter sind, bleiben sie ihrem engsten Kreis immer treu. "Unter Uns" eben. Eine Verbindung zu den Frankfurter Azzlackz? Trotzdem "Kein Problem" für Gzuz und Hanybal, der kommenden Freitag sein Debüt-Album "Weg Von Der Fahrbahn" veröffentlicht.

Zusammen mit Berliner Fatal und dem Track "Sirp" gelingt Gzuz und Bonez ein Meisterwerk der Simplizität, das glatt von Moneyboy stammen könnte. Ja, das ist ein Kompliment: Genau wie der unterhalten sie nämlich auf stupide Art und Weise bestens, inklusive Ohrwurm. "Obama ist auf Sirp, Tony Montana ist auf Sirp, Ossama ist auf Sirp, auch deine Mama ist auf Sirp" oder "Ich bin so high, ich muss furzen" samt entsprechendem Geräusch: Eine echte Perle.

Zwischendurch erklingen immer wieder ernstere Töne: Sa4 thematisiert auf seinem Solo-Track den Überwachungsstaat, der seine Mitglieder permanent "Observiert". Vor allem natürlich, wenn man ordentlich Dreck am Stecken hat. Scheint bei den 187ern durchaus üblich zu sein. Die Strassenbande lebt (noch) fernab von Major-Deals und dicken Ferraris und stellt die Authentizität anderer Rapper zurecht in Frage: "Wer rappt diesen Scheiß und wer hängt auf der Straße?" ("Dreh's Wie 'Ne Acht").

Kurze Gangsterfilm-Skits gehören inzwischen zum Standard-Werkzeug eines Streetrap-Albums. Hier sorgen sie für die eine oder andere Verschnaufpause inmitten der aggressiven und rohen Energie, mit der die Strassenbande auf ihre Hörer losgeht. Abgesehen von zwei, drei schwachen Tracks ("Freitag", "Bis Die Lage Eskaliert") machen die Hamburger schon zu Beginn des Jahres deutlich: Die Konkurrenz sollte sich warm anziehen. Obwohl: "Was für Rap-Konkurrenz? Digga, niemand zu sehen!"

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Einfach
  3. 3. Lieblingszahl
  4. 4. Gefährlich
  5. 5. Kein Problem ft. Hanybal
  6. 6. Bademantel
  7. 7. Geht Los!
  8. 8. Freitag
  9. 9. Observiert
  10. 10. Sirp ft. Fatal
  11. 11. Topscout
  12. 12. Dreh's Wie 'Ne 8
  13. 13. Unter Uns ft. Kontra K
  14. 14. Compton
  15. 15. Tatsachen ft. Momo
  16. 16. Bis Die Lage Eskaliert
  17. 17. So Fremd ft. Kontra K

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14 Kommentare mit 29 Antworten

  • Vor 8 Jahren

    der ersteinndruck war 3/5
    mittlerweile aber bei knappen 4/5

  • Vor 7 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.

    • Vor 7 Jahren

      Johnny du dummer Hurensohn! Hoffe dafür wird dich mein Kardes John abstechen wie ne tollwütige Sau. So Menschen wie du haben es einfach nicht verdient am Leben zu bleiben.

      Die 187 Jungs sind natürlich grundsymphatisch, aber halt nichts für Butterhörnchen wie dich. Versteht man, wenn man von der street kommt. yeheeyay!

  • Vor 7 Jahren

    Einfach IRRE was die Spassten meinen sich hier rausnehmeb zu können. Zum Glück ist er meiner Aufforderung gefolgt und hat den Faden gelöscht. Mein Kardes John hätte ihm für sowas seinen Winzpimmel abgeschnitten! Meld dich ab und geh sterben du Penner, interessiert eh keinen.

    187 sind natürlich auch weiterhin grundsymphatische Jungs,baber halt nix für Butterhasen, iz kla :)

    Alben stehen ganz oben auf meiner To-Do-Liste. yeheyay!