Porträt

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Korn

Im Alternative-Bereich haben Korn fett zugeschlagen: Steiler Karriereschub, von der Highschool direkt in die Billboards. Zurecht: Im Dschungel der Crossover- und Nu Metal-Bands fanden die fünf Freunde aus Bakersfield in Kalifornien zu ihrem unverwechselbar bösen und durchgeknallten Sound.

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Aber die Korns brauchen dazu kein Make-Up und bunte Kontaktlinsen. Sie sind wirkliche Freaks. Die beiden Riff-Künstler James 'Munky' Shaffer und Brian 'Head' Welch fahren quietschende und ächzende Panzergitarren an die Soundfront. Dabei tritt ihnnen die heftige Rythmsection von Reginald 'Fieldy' Arvizu am Bass und David Silveria an den Drums kräftig in den Arsch.

Der unverwechselbare Kornsound macht sich an runtergestimmten Gitarren und Fieldys Slap-Bassspiel fest. Sänger Jonathan Davis kommt aus der Klassik und erreicht ein erstaunliches stimmliches Spektrum vom affektierten Chorknaben bis hin zur sprechsingenden Kreissäge. Seine düsteren und zynischen Lyrics sprechen den 'Kids In America' scheinbar perkekt aus den ungeliebten, gebeutelten Herzen.

Die Bandgeschichte beginnt im Jahr 1992 in eben jenem kalifornischen Kaff Bakersfield, in dem die Körner beschließen, die Bierdosen gegen Instrumente auszutauschen. Der erste Gig folgt 1993. Sie ziehen nach L.A. und verdienen sich, wie es das große Buch vom Rock-Biz von jedem Newcomer verlangt, erst einmal die Sporen mit vielen, vielen Liveauftritten.

Irgendwann landen sie beim Immortal-Label und bringen dort 1994 ihr selbstbetiteltes Debüt heraus. Das löst ein mittelschweres Erdbeben in der Metalwelt aus und gilt später als Geburtshelfer und Klassiker des Nu Metals. Songs wie "Shoots And Ladders" oder "Blind" kennt jeder Metalhead, der Cap und schlabbrige Hosen trägt.

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Korn hüllen sich und ihre Hörer in eine selten dagewesene Finsternis. Das spricht die Jugendlichen an, sie können sich mit dem von Korn gezeichneten Bild des vernachlässigten Mittelstandskids, das mit seinen Ängsten allein dasteht, bestens identifizieren. Korn legen mit "Life Is Peachy" und "Follow The Leader" zwei weitere Nu Metal-Hämmer nach.

Letzeres Album bedeutet für sie auch den kommerziellen Durchbruch, die Videos zu "Got The Life" und "Freak On A Leash" laufen bei MTV auf Heavy Rotation. 1998 stellen sie außerdem die 'Family Values'-Tour auf die Beine, auf der sie unter anderem mit Limp Bizkit, Rammstein und Ice Cube die Bühne teilen.

Doch irgendwie schaffen es Korn nicht, ihre Wut und damit ihre Originalität zu konservieren. In den folgenden Jahren macht Fronthemd Jonathan Davis mit seiner Alkoholsucht von sich reden, die er therapiert, indem er Prozac-abhängig wird. Vor der Presse redet er lieber über seine Vorliebe für Pornos als über die Musik. Das geht auch an der Band nicht spurlos vorüber.

Auf den nächsten Alben "Issues" von 1999 und dem 2002er "Untouchables" gehen Korn den eingschlagenen Weg dennoch konsequent weiter. Die Fans scheint das zu freuen, "Issues" schafft es in den deutschen Albumcharts bis auf Platz neun, "Untouchables" toppt die Charts sogar. Das Hip-Hop-lastige Soloprojekt von Basser Fieldy namens Fieldy's Dreams ist dagegen nicht von großem Erfolg gekrönt. Er veröffentlicht 2002 "Rock'n'Roll Gangster", das in Kritikerkreisen weitgehend durchfällt.

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Korn "Hannover ist großartig!"
Jonathan Davis über "The Paradigm Shift" und die Rückkehr von Brian 'Head' Welch.
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Korn profitieren jedoch weiterhin von ihrer sehr loyalen Fanschar, die sie sich mit ihren sehr intensiven Liveshows aufgebaut haben. Ihr sechstes Album veröffentlichen die fünf Ende 2003 mit "Take A Look In The Mirror". Die Platte bietet keine ungewöhnlichen Veränderungen im Sound-Kostüm, hält dafür aber umso mehr für den Fan bereit, der das bewährte Konzept schätzt.

2004 erscheint die mit "Greatest Hits Vol.1" betitelte Retrospektive. Der Titel deutet darauf hin, dass die Band den ersten Hits noch viele folgen lassen möchte. "Die Band" besteht allerdings bald aus einem Gründungsmitglied weniger. Gitarrist Brian 'Head' steigt im März 2005 aus, um sein Leben fortan Jesus zu widmen. Er bereist das Heilige Land per Kamel, lässt sich stilecht im Jordan taufen und schreibt einen Brief für (oder gegen) 50 Cent. Die Intention dahinter: "Es ist eher wie der liebende Vater, der seinen Sohn diszipliniert." Hä?

Im Spätherbst 2005 veröffentlichen Korn mit "See You On The Other Side" ihr siebtes Studioalbum. Hier bieten Korn neben den altbewährten tiefergelegten Gitarrenriffs auch manch Veränderung und verwirren manch alteingessenen Fan mit Industrial-Einflüssen. Das Video zur ersten Single "Twisted Transistor" zeigt Lil Jon als Jonathan Davis. Snoop Dogg verkörpert Munky, Banner den Drummer Silveria und Xzibit Basser Fieldy.

Für Sony/BMG liefern Korn im Mai 2006 noch "Live & Rare" als letzten Release ab, doch so rar sind die Titel auf der Scheibe nicht, lediglich die Live-Aufnahmen locken den einen oder anderen Die Hard-Fan hinterm Ofen hervor. Ungefähr zur selben Zeit verkündet Jonathan Davis überraschend auf der Korn-Webseite, dass Schlagwerker Silveria die Band vorerst verlässt, da er sich ausgepowert fühlt und sich um Familie und seine zwei Restaurants kümmern möchte.

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Noch überraschender kommt jedoch die Nachricht, wer an seiner Stelle das unbetitelte achte Studio-Album eintrommelt: Terry Bozzio soll den Körnern den Rhythmus um die Ohren dreschen. Das ist für ihn kein Problem, schließlich hielt sogar Musik-Genius Frank Zappa sehr viel von ihm.

Sein Engagement endet allerdings bereits während des Aufnahmeprozesses. Bei der US-Tour im Sommer 2007 trommelt Joey Jordison von Slipknot. Jordison ist nach Brooks Wackerman von Bad Religion, der nur einen Live-Termin mit Davis und Co. in L.A. bestreitet, und Terry Bozzio bereits der dritte Ersatz-Drummer. Letztendlich sichert sich aber Ray Luzier (Ex-Army Of Anyone/David Lee Roth) den Posten, da Silveria sich endgültig von der Band verabschiedet.

Korn existieren auch weiterhin abgekoppelt von den Solo-Ambitionen Jonathans. Diese nehmen Mitte 2009 Formen an, als bekannt wird, dass Davis einen Labeldeal bei Warner an Land gezogen hat. Dass sich der Sänger nun auch solo austobt, hat auf die Arbeiten am nächsten Korn-Album kaum Auswirkungen. Mit "Korn III - Remember Who You Are" geht es 2009 wieder back to the roots.

2011 zeigen sich Korn dagegen experimenteller denn je und veröffentlichen die Single "Get Up!", eine Kollabo mit dem erfolgreichen US-Dubstep-Produzenten Skrillex. Nach überzeugenden Verkaufszahlen und positivem Fan-Feedback setzen die Kalifornier das Experiment auf Albumlänge fort und veröffentlichen im Dezember 2011 "The Path Of Totality". Auf dem zehnten Studioalbum arbeitet die Band mit diversen Produzenten aus dem elektronischen Sektor zusammen, darunter das holländische Trio Noisia oder Excision aus Kanada.

Kritiker sprechen von einem "misslungenen Experiment alternder Rockstars", und tatsächlich versuchen Korn, mit dem Nachfolger "The Paradigm Shift" (2013) zu ihrem ursprünglichen Sound zuzückzukehren, was auch wieder niemanden so richtig glücklich macht. Auch der Folgeversuch "The Serenity of Suffering" trifft nicht so recht die passenden Töne.

Die Zeiten, in denen die Öffentlichkeit Korn als "Lieblingsband der gefrusteten weißen Kids" (Stern, 1999) und Vorreiter eines neuen Genres gefeiert hat, gehören offenbar der Geschichte an. Während sich viele Fans der ersten sechs Studioalben nicht mit der stilistischen Entwicklung anfreunden, werfen die Medien der Band oftmals vor, nur noch ein Schatten ihrer selbst zu sein. Die hartnäckige Kritik hält die vier Mitglieder jedoch nicht davon ab, nach wie vor international die Hallen zu füllen und die großen Festivals zu rocken. Die Live-Power ist Korn in all den Jahren nie abhanden gekommen.

Doch gerade als die Band kurz davor stand mit ihrem Nu-Metal Recycling jegliche übrig gebliebene Relevanz zu verlieren, kommt 2019 "The Nothing" daher. Die selbstreferenzielle Reise durch die gesamte Diskographie der Kalifornier haucht trotz ihrem Best-Of-Charakter dem totgeglaubtem Fünfer neues Leben ein. Dieser Renaissance folgt 2022 das starke "Requiem", das den Sound nur sehr behutsam erneuert und im Wesentlichen souverän auf alte Stärken setzt.

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Korn - Requiem: Album-Cover
  • Leserwertung: 4 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2022 Requiem

Kritik von Franz Mauerer

So muss sich Nu Metal im Jahr 2022 anhören. (0 Kommentare)

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Rock am Ring, 2022 Jonathan Davis und Co als Co-Headliner am dritten Festivaltag.

Jonathan Davis und Co als Co-Headliner am dritten Festivaltag., Rock am Ring, 2022 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Jonathan Davis und Co als Co-Headliner am dritten Festivaltag., Rock am Ring, 2022 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Jonathan Davis und Co als Co-Headliner am dritten Festivaltag., Rock am Ring, 2022 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Jonathan Davis und Co als Co-Headliner am dritten Festivaltag., Rock am Ring, 2022 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof)

Berlin, Velodrom, 2017 Jonathan Davis und Co. hatten in der Hauptstadt Heaven Shall Burn im Gepäck.

Jonathan Davis und Co. hatten in der Hauptstadt Heaven Shall Burn im Gepäck., Berlin, Velodrom, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alexander Austel) Jonathan Davis und Co. hatten in der Hauptstadt Heaven Shall Burn im Gepäck., Berlin, Velodrom, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alexander Austel) Jonathan Davis und Co. hatten in der Hauptstadt Heaven Shall Burn im Gepäck., Berlin, Velodrom, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alexander Austel) Jonathan Davis und Co. hatten in der Hauptstadt Heaven Shall Burn im Gepäck., Berlin, Velodrom, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alexander Austel) Jonathan Davis und Co. hatten in der Hauptstadt Heaven Shall Burn im Gepäck., Berlin, Velodrom, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alexander Austel) Jonathan Davis und Co. hatten in der Hauptstadt Heaven Shall Burn im Gepäck., Berlin, Velodrom, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alexander Austel) Jonathan Davis und Co. hatten in der Hauptstadt Heaven Shall Burn im Gepäck., Berlin, Velodrom, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alexander Austel) Jonathan Davis und Co. hatten in der Hauptstadt Heaven Shall Burn im Gepäck., Berlin, Velodrom, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alexander Austel) Jonathan Davis und Co. hatten in der Hauptstadt Heaven Shall Burn im Gepäck., Berlin, Velodrom, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alexander Austel) Jonathan Davis und Co. hatten in der Hauptstadt Heaven Shall Burn im Gepäck., Berlin, Velodrom, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alexander Austel) Jonathan Davis und Co. hatten in der Hauptstadt Heaven Shall Burn im Gepäck., Berlin, Velodrom, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alexander Austel) Jonathan Davis und Co. hatten in der Hauptstadt Heaven Shall Burn im Gepäck., Berlin, Velodrom, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alexander Austel) Jonathan Davis und Co. hatten in der Hauptstadt Heaven Shall Burn im Gepäck., Berlin, Velodrom, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alexander Austel) Jonathan Davis und Co. hatten in der Hauptstadt Heaven Shall Burn im Gepäck., Berlin, Velodrom, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alexander Austel) Jonathan Davis und Co. hatten in der Hauptstadt Heaven Shall Burn im Gepäck., Berlin, Velodrom, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alexander Austel) Jonathan Davis und Co. hatten in der Hauptstadt Heaven Shall Burn im Gepäck., Berlin, Velodrom, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alexander Austel) Jonathan Davis und Co. hatten in der Hauptstadt Heaven Shall Burn im Gepäck., Berlin, Velodrom, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alexander Austel) Jonathan Davis und Co. hatten in der Hauptstadt Heaven Shall Burn im Gepäck., Berlin, Velodrom, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alexander Austel) Jonathan Davis und Co. hatten in der Hauptstadt Heaven Shall Burn im Gepäck., Berlin, Velodrom, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alexander Austel) Jonathan Davis und Co. hatten in der Hauptstadt Heaven Shall Burn im Gepäck., Berlin, Velodrom, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alexander Austel)

Gesehen in Zürich, 2013 Jonathan Davis und Co. im Komplex 457.

Jonathan Davis und Co. im Komplex 457., Gesehen in Zürich, 2013 | © laut.de (Fotograf: Bjørn Jansen) Jonathan Davis und Co. im Komplex 457., Gesehen in Zürich, 2013 | © laut.de (Fotograf: Bjørn Jansen) Jonathan Davis und Co. im Komplex 457., Gesehen in Zürich, 2013 | © laut.de (Fotograf: Bjørn Jansen) Jonathan Davis und Co. im Komplex 457., Gesehen in Zürich, 2013 | © laut.de (Fotograf: Bjørn Jansen) Jonathan Davis und Co. im Komplex 457., Gesehen in Zürich, 2013 | © laut.de (Fotograf: Bjørn Jansen) Jonathan Davis und Co. im Komplex 457., Gesehen in Zürich, 2013 | © laut.de (Fotograf: Bjørn Jansen) Jonathan Davis und Co. im Komplex 457., Gesehen in Zürich, 2013 | © laut.de (Fotograf: Bjørn Jansen) Jonathan Davis und Co. im Komplex 457., Gesehen in Zürich, 2013 | © laut.de (Fotograf: Bjørn Jansen) Jonathan Davis und Co. im Komplex 457., Gesehen in Zürich, 2013 | © laut.de (Fotograf: Bjørn Jansen) Jonathan Davis und Co. im Komplex 457., Gesehen in Zürich, 2013 | © laut.de (Fotograf: Bjørn Jansen) Jonathan Davis und Co. im Komplex 457., Gesehen in Zürich, 2013 | © laut.de (Fotograf: Bjørn Jansen) Jonathan Davis und Co. im Komplex 457., Gesehen in Zürich, 2013 | © laut.de (Fotograf: Bjørn Jansen)

Termine

Do 01.08.2024 Berlin (Zitadelle Spandau)
Mi 14.08.2024 München (Zenith)
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