Porträt

laut.de-Biographie

The Notwist

Sie sind wohl der Inbegriff der deutschen Indie-Band: The Notwist. 1989 im bayerischen Weilheim von Markus Acher (Gitarre, Gesang), Michael Acher (Bass) und Martin "Mecki" Messerschmid (Schlagzeug) gegründet, haben sie zwar mehrere Stilwechsel durchlebt, doch eins ist ihrer Musik immer geblieben - die Melancholie. Im Laufe der Jahre entsteht eine regelrechte Szene um sie und Ende 1998 fragt dann The Wire: "Is Weilheim the new Seattle?"

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Acht Jahre zuvor erscheint bei Subway/Rough Trade ihr selbstbetiteltes Debütalbum. Über weite Strecken eine ziemlich heftige Punk/Hardcore/Metal-Mischung, taucht am Ende der Platte doch eine frühe Notwist-Hymne auf: "Nothing Like You". Im selben Jahr geht es auf Tour, u.a. mit Jesus Lizard und Bad Religion. Erste Seitenprojekte entstehen und erscheinen auf dem Weilheim-Label Hausmusik, dessen Geschichte eng mit der der Band verwoben ist.

Zwei Jahre später erscheint "Nook" und im Visions Magazin bekommt erstmals ein Album mehr Punkte als die damalige Skala zulässt: 6 von 5! Die rüden Gitarrensounds werden in etwas geordnetere Bahnen gelenkt, die Essenz der Songs kommt stärker zum Vorschein und die Popularität wächst. Die Singles liefert man in liebevoll gefertigten, extravaganten Verpackungen aus, bis heute typisch für die Do-It-Yourself-Mentalität der Band und des Labels Hausmusik. Notwist touren durch Europa und spielen u.a. mit Therapy? und Blumfeld.

Im Jahr darauf covern sie Robert Palmers "Johnny and Mary" und produzieren ein paar Soundtracks zu Kurzfilmen, die wiederum Preise gewinnen. Außerdem spielen Micha und Markus Archer in der Dixieland-Band ihres Vaters, den New Orleans Dixie Stompers. Eine Nebentätigkeit, die sie aus verschiedenen Gründen gut heißen: "Am Vorabend spielst du mit Notwist vor 1000 Leuten, und glaubst, du bist der Größte. Am nächsten Morgen spielt man dann von elf bis drei im Bierkeller, in dem die Musik niemanden interessiert. Wenn man dort zu den Leuten sagen würde: 'Hey, ich bin übrigens bei Notwist', würde man bloß hören: 'Bei wem? Kenn ich nicht. Fangts endlich zum Spielen an, das Bier wird warm.'"

1995 erscheint "12" und erste Elektronikschnipsel tauchen in den Songs auf, für die Gastmusiker Martin Gretschmann (Console) verantwortlich ist. Auch wenn die Gitarre weiterhin das bestimmende Instrument ist, verliert sie doch ein wenig an Einfluss. Vereinzelt kommen auch Industrial-Splitter zum Tragen. Wieder wächst die Fanschar, Zero Hour/MCA lizensieren die Platte für Nordamerika und The Notwist debütieren in New York.

1997 wird Gretschmann festes Bandmitglied, rechtzeitig zu den im März beginnenden Aufnahmen des Albums "Shrink", die im Weilheimer Uphon Studio mit dem Produzenten-Team Galore (Mario Thaler und Olaf Opal) stattfinden. Zwischendurch tourt man immer wieder, sowohl als Notwist, als auch einzelne Bandmitglieder mit ihren Projekten, wie dem Tied & Tickled Trio, das mehr in Richtung Jazz geht. Ein Einfluss, der bald auch bei Notwist hörbar wird.

Als "Shrink" im Mai 1998 erscheint, überschlagen sich die Kritiken förmlich vor Begeisterung, wenngleich einige Fans ob der neuen Soundausrichtung naturgemäß verwirrt sind. Vorbei ist die Zeit der Gitarrendominanz: Jazz, Elektronik und Minimalismus heißen die neuen Eckpfeiler im Notwist-Universum. Mit "Chemicals" feiern sie ihren ersten Single-Hit und es geht auf Tour nach England (mit Stereolab, die "Shrink" auf ihrem eigenen Label in UK veröffentlichen) und in die USA (mit dem japanischen Soundtüftler Cornelius).

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Im Frühjahr des folgenden Jahres nehmen Notwist einige neue Stücke für den Film "Absolute Giganten" auf, im Jahr darauf das Stück "Off The Rails" für den Soundtrack zu "Crazy". Wieder stehen Tourneen und Aufnahmen mit den Nebenprojekten an, bis endlich die Aufnahmen an "Neon Golden" beginnen. Im Januar 2002 ist es dann soweit: Das fünfte Album "Neon Golden" baut auf dem Soundkonzept des Vorgängers auf und springt aus dem Stand auf Platz 10 in den deutschen Albumcharts, bis heute der größte kommerzielle Erfolg der Band. "Shrink" schaffte immerhin Platz 49.

Im Sommer 2003 gründen die Weilheimer ihr eigenes Label Alien Transistor. Die Veröffentlichung der Maxisingle "Lichter" zum gleichnamigen Film von Hans-Christian Schmid ("Nach Fünf Im Urwald", "23") folgt kurz darauf. 2004 reisen The Notwist erneut durch Kanada und Nordamerika und spielen erstmals vor durchweg ausverkauften Häusern. Nach einer kurzen Erholungspause beschließen die Acher-Brüder und Martin Gretschmann, eine Idee umzusetzen, die ihnen schon länger in den Köpfen herum spukt: Ein Projekt mit der kalifornischen Experimental-Hip Hop-Band Themselves vom Label Anticon. Dem US-Trio bescherten Notwist bereits einen Remix ("Out In The Open"), auf der gemeinsamen US-Tour freundete man sich dann so richtig an.

Zurück in Bayern, fährt Gretschmann sein Laptop hoch und verwebt die neuesten Acher-Einfälle mit den aus Übersee eingegangenen Beat- und Textvorschlägen der US-Kollegen, nicht ohne dem Ganzen ein paar eigene Samples unterzujubeln. Im September 2004 besteigen Themselves in San Francisco ein Flugzeug, wachen in München auf, und übernachten in einem umgebauten Waschhaus aus dem 19. Jahrhundert nahe Micha Achers neuem Alien Transistor-Studio. Für das Album "13&God", das unter dem gleichen Projektnamen 2005 erscheint, konzipieren die sechs Musiker zehn schwer zu fassende, da wie aus einem fernen Sound-Universum herein gepurzelte Songbrocken. Im Februar 2006 spielen The Notwist mit Acid Pauli, Jersey und 88:Komaflash in Berlin eine Benefiz-Show für das US-Bandmitglied Dax Pierson. Der Initiator des 13&God-Projekts sitzt seit einem Unfall des Themselves-Tourbusses im Februar 2005 gelähmt im Rollstuhl. Außerdem erscheint die Jörg Adolph-Dokumentation "On/Off The Record" über die Aufnahmen zu "Neon Golden" auf DVD.

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2008 zeigen sich The Notwist schließlich gnädig und kredenzen ihren Fans nach einer gefühlten Ewigkeit den Longplayer "The Devil, You + Me". Zwei Jahre nahm sich das Weilheim-Kollektiv fürs Songwriting und die Aufnahmen Zeit. Am Schlagzeug sitzt bei den Liveshows nun Andi Haberl, der den Platz des langjährigen Ex-Drummers Mecki Messerschmid einnimmt.

Längst haben sich The Notwist dies- und jenseits des Atlantiks eine treue Fangemeinde erspielt, die sich an den vergleichsweise langsamen Veröffentlichungsmodus gewöhnt hat. Nach wie vor sind sämtliche Bandmitglieder auch in anderen Betätigungsfeldern aktiv. Das 2014er Studioalbum "Close To The Glass" erweitert nochmal die eigene Sounddefinition: Neben Schrammelgitarren-Hymnen wie "Kong" finden sich auch Violinen-Arrangements und treibende Elektro-Nummern auf der Platte, die wieder randvoll mit knisternden Störgeräuschen ist. Eine Herangehensweise, die Markus und Micha Acher sowie Martin Gretschmann endgültig an ihre Grenzen bringt, befindet 2014 unser Album-Rezensent. Tatsächlich wird nach den Aufnahmen bekannt, dass Langzeitmitglied Martin Gretschmann die Band verlässt, um sich auf andere Projekte und sein DJing zu konzentrieren. Ersatz kommt in Gestalt von Cico Beck. In dieser Formation spielt die Band weiterhin Jahr für Jahr Konzerte und genießt die Freiheit, keinem Label Versprechungen bezüglich eines neuen Studioalbums machen zu müssen. Mit "Superheroes, Ghostvillains + Stuff" erscheint 2016 ein Tondokument, das sie im Conne Island Leipzig aufgenommen haben. Darauf dokumentieren sie die stetige Weiterentwicklung ihres collagenhaften Schlauschrauber-Postrock auf eindrucksvolle Weise.

2021 erscheint nach sieben Jahren der Nachfolger "Vertigo Days", aus pandemischen Gründen um ein halbes Jahr nach hinten verschoben. Es ist die erste Studioproduktion mit Cico Beck und ähnelt in seiner Hinwendung an jazzige Strukturen dem Album "Shrink". Gleichzeitig sind zahlreiche Gäste auf dem Album vertreten, wodurch sich "Vertigo Days" klar von allen anderen Studioalben im Bandkatalog unterscheidet. Zur 2023er Tournee erscheint als eine Art Appetizer das spezielle Live-Album "Live From Alien Research Center", das die Band in ihrem eigenen Studio und ohne ihre Gäste des Studioalbums einspielt. Lediglich die Stimme von Tenniscoats-Sängerin Saya ("Ship") verwenden sie als Sample. Der Auftritt erscheint zusätzlich auch als Video.

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Düsseldorf, Zakk, 2016 "Neon Golden" live, direkt und in voller Länge.

"Neon Golden" live, direkt und in voller Länge., Düsseldorf, Zakk, 2016 | © laut.de (Fotograf: Simon Langemann) "Neon Golden" live, direkt und in voller Länge., Düsseldorf, Zakk, 2016 | © laut.de (Fotograf: Simon Langemann) "Neon Golden" live, direkt und in voller Länge., Düsseldorf, Zakk, 2016 | © laut.de (Fotograf: Simon Langemann) "Neon Golden" live, direkt und in voller Länge., Düsseldorf, Zakk, 2016 | © laut.de (Fotograf: Simon Langemann)

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Mi 17.04.2024 Osnabrück (Festival)
Mi 17.04.2024 Osnabrück (Rosenhof)
Do 18.04.2024 Oldenburg (Kulturetage)
Fr 19.04.2024 Kiel (Pumpe)
Sa 20.04.2024 Magdeburg (Factory)
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