laut.de-Kritik

Der weiße Eddie Murphy singt Hooks wie Alicia Keys.

Review von

Albumcover des Jahres. Punkt. Noch bescheuerter als dieser neonfarbene Wahnsinn fällt aber der Inhalt des Major-Debüts von Horst Christian Simco alias Riff Raff aus. Und genau das macht "Neon Icon" zu der Platte, die 2014 kein Rap-Fan verpassen sollte.

Horst ist nicht nur "Wetter Than Tsunami" und zeigt dir "How To Be The Man", er verkörpert auch alle mehr oder weniger coolen schwarzen Typen dieser Welt - nur eben in weiß. Wenn der "white Wesley Snipes" plötzlich zum "white Eddie Murphy" mutiert und damit angibt, Hooks singen zu können wie Alicia Keys, dabei aber mehr nach "An Diesem Einen Tag Am Rummelplatz" als nach "Fallin'" klingt, sorgt das nicht für Kopfschütteln, sondern -nicken. Zu Beats von Diplo und DJ Mustard, die Riff Raff punktgenau die Klänge liefern, die er für seinen 45-minütigen Blödsinn braucht.

So stellt sich der "Julius Caesar in the Versace Wife Beater " zunächst in bester "Jump Around"-Manier vor ("Introducing The Icon"), bevor er in "Kokayne" den Stoff zu einem herrlich trashigen Party-Beat rund um die Welt schickt - schneller als alle anderen natürlich: "I run the keys to Jamaica, Usain Bolt."

Natürlich vergisst Jody Highroller, eines seiner zahlreichen Synonyme, seine Wurzeln nicht. Die liegen in Houston, Texas, und das hört man vor allem in "Tip Toe Wing In My Jawwdinz" und "How To Be The Man". Zu Letzterem schiebt der Typ mit dem MTV-Tattoo dann sogar einen "Houston Remix" hinterher und lädt hierfür zwei Legenden aus der Heimat ein: Slim Thug und Metalfresse Paul Wall.

Die kommen aber bei Weitem nicht an den unterhaltsamen Nonsens des Hauptdarstellers heran. Der feuert mit Adlibs à la "swish" und "sheesh" um sich, spuckt am Fließband sinnbefreite Hashtag-Lines aus ("I'm on the beach, David Hasselhoff") und feiert sich selbst mit den denkbar skurrilsten Zeilen wie "I could freestyle to a dolphin and a tambourine" oder "My skin tone same color as a french toast".

Charlie Sheen, Versace, McDonald's, Koks, Bill Cosby, Sauce Tartare - Riff Raffs Lyrics entziehen sich bis auf wenige Ausnahmen nicht nur jeglichem Zusammenhang, sie klingen zudem so, als habe er sie eben erst - oder besser: gar nicht - aufgeschrieben. Horst haut eben raus, was ihm gerade so einfällt, beweist aber durchaus vorhandene Rap-Skills, wie im verträumten "Lava Glaciers".

So hört man dem Texaner wesentlich lieber zu als beispielsweise Gastrapper Mac Miller, der in "Aquaberry Dolphin" zwar gekonnt mitblödelt, sich ansonsten aber wie gewohnt selbst in den Schlaf flowt.

Dass "Neon Icon" so viel besser und unterhaltsamer geworden ist, als es von Riff Raff zu erwarten war, liegt aber nicht nur an seinen Raps. Was die Produzentenriege um Diplo und DJ Mustard auffährt, hält ebenfalls stets bei Laune. Mit einem "Hey There Delilah"-Sample einen luftigen Country-Rap zu bauen ("Time"), um wenig später in "VIP Pass To My Heart" den Trash vollends die Oberhand gewinnen zu lassen, sorgt in dem ohnehin schon bunten Mix aus Old School, Crunk, Trap und R'n'B für so viel Abwechslung, dass sich jeder Track als kleine Überraschung entpuppt.

Dass hinter Riff Raff ein ausgeklügeltes Konzept steht, ist kein Geheimnis. Doch egal ob "Neon Icon" nun eine völlig überzogene Parodie auf das Rap-Game oder einfach nur ein möglichst gewinnbringender Witz sein soll - der weiße Chris Rock mit der Hautfarbe von French Toast und den Haaren von David Hasselhoff und Allen Iverson zugleich unterhält von der ersten bis zur letzten Minute. Swish.

Trackliste

  1. 1. Introducing The Icon
  2. 2. Kokayne
  3. 3. Wetter Than Tsunami
  4. 4. Jody 3 Moons
  5. 5. Versace Python
  6. 6. Lava Glaciers (feat. Childish Gambino)
  7. 7. Tip Toe Wing In My Jawwdinz
  8. 8. Maybe You Love Me
  9. 9. Aquaberry Dolphin feat. Mac Miller
  10. 10. The Bloomingdales at Windshire Palace
  11. 11. Time
  12. 12. How To Be The Man
  13. 13. Cool It Down
  14. 14. VIP Pass To My Heart
  15. 15. How To Be The Man (Houston Remix) feat. Slim Thug & Paul Wall

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9 Kommentare mit 10 Antworten

  • Vor 9 Jahren

    Um es auf den Punkt zu bringen: Riff Raff ist Money Boys feuchter Traum.

  • Vor 9 Jahren

    Richtig schlecht, der Typ leider nach wie vor fuer die Tonne. Screwston-Einfluesse leider falsch umgewandelt. Schlechtestes Album des Jahres. Toriyamafan traue ich es mit seinem Geschmack jedoch tatsaechlich zu, dass er das geil findet.

    • Vor 9 Jahren

      Kann mir ein paar der Tracks tatsächlich anhören, bspw. "How To Be The Man" und "Tip Toe Wing In My Jawwdinz".
      Wäre allerdings auch erschreckend, wäre ich immer einer Meinung mit deinen Kommentaren. Gerade was Hassrapper angeht, ist das doch schon oft der Fall. :D

  • Vor 9 Jahren

    Toll das hier mal Leute etwas mehr schreiben und nicht immer diese nichts-sagenden Einzeiler.. Ok ein bisschen verrückt, aber gut geschrieben. Danke ! :)

    Zum Album: Was soll ich da sagen.. Müll Hoch Zehn, wie Trailerparkboys in Engls. "Ich kaufe mir mal lustig alle Drogen die es gibt und schließe mich 2 Tage in einen Raum ein, Dataaa: Album fertig!"

    -10/10

    Macht Pop Musik wieder modern, Rap/RnB zu Outlaw. Dann ist die Welt in Ordnung und die Qualität wird steigen. Kann Rap/RnB nicht endlich mal "Out" werden?? Will wieder gute Musik!!! Das hält sich schon viiiel zu lange und alle wollen ein Stück von Rap-Kuchen ab haben, aber iwann is dann au mal gut!

    x'D