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laut.de-Biographie

Live

Für eine US-Band ist es nicht gerade einfach, "big in Europe" zu sein, wenn man nicht mindestens ebenso big im eigenen Land ist. Noch schwieriger wird es, wenn eine solche Band einmal ein Album abgeliefert hat, das die Grenzen zum musischen Paradies sprengte.

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Genau dieses Problem hat Live: Die Band verkauft in Holland 10.000 Konzert-Tickets innerhalb von sechs Stunden, während sie in den USA als Vorgruppe von Jane's Addiction auftritt und ihre Fans mit sündhaft teuren Eintrittskarten verärgert, auf denen nicht mal Live draufsteht.

Und wenn eine Band ein Album wie "Throwing Copper" augenommen hat, das sich weltweit zwölf Millionen Mal verkauft und zu Recht in 27-fachem Platin funkelt, dann ist das zwar gigantisch, verschiebt aber jegliche Realitäten für alles, was danach kommt.

Der Startschuss fällt in der Kleinstadt York, Pennsylvania, da gehen die vier schon zusammen in die Highschool. Im Jahre 1985 starten Edward Kowalczyk (Gesang), Chad Taylor (Gitarre), Patrick Dahlheimer (Bass) und Chad Gracey (Schlghzeug) die Band 'Public Affection'. Vier Jahre später im August dann bringen sie ihre erste selbstfinanzierte MC heraus: "Death Of A Dictionary" (DOAD).

Nach vielen Shows im nahegelegenen New York treffen sie 1990 endlich Phil Schuster von Radioactive Records und bekommen einen Plattenvertrag. Ein Jahr später erschient "Mental Jewelry", produziert von Jerry Harrision, dem Talking Heads Gitaristen, aber diesmal unter dem neuen Bandnamen LIVE. Die erste Single "Operation Spririt" wird bei MTV buzz bin Nummer 1.

Erst drei Jahre später, im März 1994, wird die erste Single 'Selling the Drama' ihres zweiten Albums "Throwing Copper" vorab ausgekoppelt und schnellt auf die Nummer 1 vieler Charts. Nach "I Alone" kommt die dritte Singelauskopplung "Lightning Crashes" und ist und bleibt bis heute der größte Hit der Band.

"Throwing Copper" ist ein Album, das von vorne bis hinten durchgehört werden kann. Und zwar mit zehnmal auf Repeat am Tag. Mindestens. Die unglaubliche Stimme des Sängers Edward Kowalczyk verbindet mit elektrisierender Energie die kraftvollen Gitarrenriffs und die schlagzeugerischen Knalleffekte. Die ruhigeren der Songs verzaubern mit Crescendo-Effekten, die einem die Gänsehaut des ersten Kusses auf die Haut zurückholen.

Es folgt der Ruhm: Titelgeschichten bei Spin und Rolling Stone, Auftritte bei Saturday Night und MTV Unplugged. Im April 1996 gehen die Jungs zurück ins Studio und beginnen, diesmal im Alleingang ohne Jerry Harrisson, ihr drittes Album aufzunehmen. Fast ein Jahr später dann erscheint "Secret Samadhi" und steigt auf die Nummer 1 der Billboard Charts - was aber nicht darüber hinweg täuschen kann, dass dieses Album gänzlich anders, darker und weitaus weniger erfolgreich ist, als das Album zuvor.

Die Buddhismus-Affinität Kowalczyks (seinen Guru Adida entdeckte er beim Surfen im Internet), findet auch seine Spiegelung in "Secret Samadhi": Die Texte sind deshalb weitestgehend unverständlich, gespickt mit heiligen Anspielungen und Zitaten. Doch auch "Secret Samadhi" enthält wunderbare Songs wie etwa "Unsheathed" oder "Insomnia And The Hole In The Universe" und auch die Single "Lakini's Juice" rockt wie eh und je.

Zwischenzeitlich vergnügt sich Edward mit kleinen Solo-Experimenten, beispielsweise zusammen mit Neneh Cherry, mit der er die klangvolle Ballade "Walk Into This Room" aufnimmt, die für den Soundtrack des Films "Playing By Heart" geschrieben wurde.
Filme scheinen es Kowalczyk generell angetan zu haben, denn im blutigen Blockbuster "Fightclub" bekommt er eine klitzekleine Szene als Kellner in einem Restaurant - die deutsche Synchron-Piepse-Stimme hat aber leider mit kowalczyk'schen Klangwelten rein gar nichts zu tun.

Live - The Turn
Live The Turn
Unterkiefer-Rock - ohne Biss.
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Im Oktober 1999 erscheint das vierte Album "The Distance To Here", diesmal wieder in gut erkennnbarer Zusammenarbeit mit Jerry Harrisson. Die religiösen Ausbrüche Kowalczyks beschränken sich wieder auf ein erträgliches Minimum, die Rockwurzeln sind wiedergefunden, die Keyboards neu entdeckt. "The Dolphin's Cry" wird die erste Single und besticht mit einem ziemlich sintflutartigen Musikvideo, das nicht nur die Bandmitglieder beim Dreh umhaut.

Die Band geht auf Tour durch die Lande. Und wieder ist es in Holland, wo Riesenhallen locker ausverkauft werden; in Deutschland sind es dagegen eher mittelgroße Venues. Kowalczyk selbst ist so inspiriert von dieser Tour, den Menschen und ihren Reaktionen, dass er diese Inspiration sofort in Musik umsetzt. Er schreibt überall, in Hotelzimmern, Tourbussen, Badezimmern, Vorgärten und Abstellkammern von High-Schools. Zwei Songs werden an einem Tag geschrieben, aufgenommen, fertig. Wenn das keine göttliche Inspiration ist?

Und von wegen Ruhepause nach dem Tourstress: Tour fertig, rein ins Studio. Nach knapp vier Wochen ist das neue Album mehr oder weniger fertig, das Album, das ab September 2001 in den Regalen steht und ganz einfach "V", römisch fünf, genannt wird.

Dazwischen aber trifft Kowalczyk noch den Bristoler Tricky und leiht diesem seine Refrainstimme für die erste Singleauskopplung "Evolution, Revolution, Love" des Albums "Blowback". Der Song läuft auf Dauerrotation im Radio, Kowalczyk selbst kriegt aber von den Tricky-Fans leider mehr Revolution als Love ab. Tricky gibt im Gegenzug dazu seinen rauchigen Beitrag in Lives Single "Simple Creed" ... und die meisten Live-Fans zucken auch nur die Schultern.

Aber auch die Filmgeschichte findet auf "V" eine Fortsetzung: "Forever May Not Be Long Enough" ist die musikalische Untermalung des Abspanns von "Die Mumie kehrt zurück", und auch ein Remix von "Deep Enough" (als Bonustrack) findet seine Mehrfachverwendung im Streifen "The Fast And The Furious".

2004 ziehen Kowalczyk und Co Bilanz. "Awake - The Best Of Live" vereint auf zwei CDs die großen Songs der Band. Neue persönliche Zielsetzungen und auch Unstimmigkeiten zwischen Kowalczyk und den Rest-Mitgliedern bedeuten ab Juni 2009 das vorläufige Aus von Live. Kevin Martin und Sean Hennessy von Candlebox gründen die Formation The Gracious Few. Ed und der Live-Rest streiten sich vor Gericht um Lizenzgebühren an den gemeinsamen Songs. Es kommt aber zu einer Einigung. Im Sommer 2010 bringt Kowalczyk mit "Alive" ein Solo-Album auf den Markt. Damit endet vorerst ein Jahrzehnte umspannendes Kapitel der Rock-Geschichte.

Im Juni 2011 verkünden Dahlheimer und Gracey, ohne Kowalczyk weitermachen zu wollen. Tatsächlich präsentieren sie mit dem Ex-United Theory-Sänger Chris Shinn einen neuen Mann am Mikrofon. Mit ihm spielen sie 35 Gigs in den USA, während Kowalczyk den alten Bandnamen nutzt, um seine eigenen Shows zu promoten. Es kommt, wie es kommen muss: die beiden Parteien sehen sich abermals vor Gericht. Das erste Lebenszeichen mit neuem Sänger auf Tonträger kommt im Oktober 2014 raus und heißt "The Turn". Die Scheibe rangiert in den US-Charts unter ferner liefen.

Im Oktober 2016 treten Chad Taylor und Ed Kowalczyk zusammen bei einem Radio-Interview auf. Dies nährt die Spekulationen, es könne eine Reunion des alten Line Ups geben. Am 17. November geht die alte Facebook-Seite der Herrschaften wieder online, lediglich mit einem Uralt-Foto der Originalbesetzung versehen. Am 12. Dezember kommt dann die frohe Kunde: "Mit großer Freude verkünden wir die Reunion aller vier Original-Mitglieder von Live. Wir sehen euch auf Tour 2017. Danke für eure Zuneigung und eure Unterstützung!"

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Surftipps

  • Friends Of Live

    Offizieller Fanclub, technisch vom Feinsten, unter anderem mit einer Sektion nur für Mitglieder.

    http://www.friendsoflive.com
  • Ed Kowalczyk

    Die Solo-Seite des Live-Frontmanns.

    http://www.edkowalczyk.com/
  • The Subculture Of Live

    Der Nederlandse Live Fanclub ist wohl der größte der Welt und besticht mit neuen Infos, Bildern und vor allem Holländisch.

    http://www.livefanclub.nl/
  • Facenook

    Live liken das!

    https://www.facebook.com/THEBANDLIVE

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