Porträt

laut.de-Biographie

John Mellencamp

John Cougar, John Cougar Mellencamp, John Mellencamp - im Laufe seiner Karriere hat der Mann oft den Namen gewechselt, nicht aber seine musikalische Identität: die eines melodiebetonten Südstaatenrockers.

Vorchecking: Billy Talent, KC Rebell, Kissin' Dynamite
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Außerdem neu am Freitag: Anna Von Hausswolff, Schwartz, Christin Nichols, Kiefer Sutherland, Kayef, Aurora, John Mellencamp, Scooter etc.
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1951 im ruralen Indiana geboren, erfolgt Mellancamps diskographisches Debüt 1976. Nach der US Top 30 Single "I Need A Lover" 1979 kommt der große Erfolg 1982, als sein Album "American Fool" die Spitze der Charts erklimmt. Seitdem gilt er als Südstaatenversion von Bruce Springsteen und kann, zumindest in Nordamerika, eine vergleichbare Popularität vorweisen.

Seinen Wurzeln treu und doch kritischer Beobachter, setzt er sich in seinem Schaffen immer wieder mit den Problemen der Südstaaten auseinander. "Scarecrow" (1985) ist sein "Nebraska", eine Hommage an die Farmer, ihre Probleme und ihre Welt. Im selben Jahr organisiert er mit Neil Young und Willie Nelson das erste Farm Aid, ein Konzert, das seitdem regelmäßig stattfindet und dessen Einnahmen wohltätigen Zwecken zugute kommen. Ein weiteres zentrales Anliegen ist Rassismus.

Tätig ist Mellencamp auch in anderen Gebieten. Neben einigen Auftritten als Schauspieler ist er 1992 Regisseur von "Falling From Grace", die Geschichte eines Country-Stars, der versucht, in Indiana ein normales Leben zu führen. Seine malerischen Mühen werden 1999 mit der Veröffentlichung von "Mellencamp: Paintings And Reflections" belohnt. Während des US-Wahlkampfs 2004 engagiert er sich zudem für den demokratischen Kandidaten John Edwards und ist einer der wichtigsten Teilnehmer der "Vote for Change"-Tour, in der sich namhafte Musiker gegen die Bestätigung George W. Bushs im Amt aussprechen.

Doch ist es die Musik, die in seinem Leben weiterhin die zentrale Rolle spielt. 2003 veröffentlicht er mit "Trouble No More" eine Sammlung an Folk- und Blues-Stücken, unter anderen von Robert Johnson und Lucinda Williams. 2007 folgt das stark sozial- und politikkritische "Freedom's Road", das in den USA bis auf Platz zwei der Billboard-Charts steigt. Somit ist es sein erfolgreichstes Album seit "Scarecrow" 1985. Mit dabei ist auch Joan Baez als Duettpartnerin im Stück "Jim Crow".

Im Jahr 2008 wird Mellencamp in die Rock And Roll Hall Of Fame aufgenommen, widmet sich derweil aber schon lange einem anderen Projekt. Zusammen mit Horror-Altmeister Stephen King schreibt er ein Musical, das 2012 in Atlanta zum ersten Mal aufgeführt wird. "Ghost Brothers Of Darkland County" ist die Geschichte einer mysteriösen Mordserie, die Mellencamp aus Erzählungen in seiner Kindheit kennt. Seine Kompositionen sind dabei eher Musical-unüblich und zeichnen sich vor allem durch ihre bluesigen Gitarrensounds aus.

Auf den von T Bone Burnett produzierten Alben "Life, Death, Love and Freedom" (2008) und "No Better Than This" (2010) experimentiert Mellencamp mit Blues, Country, Rockabilly und Western, "Plain Spoken" (2014) reduziert die Mittel wieder und bietet Americana pur. "Sad Clowns & Hillbillies" erscheint 2017 und enthält Duette, die Mellencamp gemeinsam mit Country-Altmeisterin Carlene Carter geschrieben und aufgenommen hat.

2018 erscheint das Cover-Album "Other People's Stuff", außerdem beginnt der vielfache Hitmaker, aus einem seiner größten Hits, "Jack And Diane", ein Musical zu entwickeln - rund um zwei Kinder namens Diane und Jack. Hierfür arbeitet er mit einer Theaterautorin und einer Choreographin lange zusammen. Doch zur Aufführung gelangt das Musikschauspiel mit alten und neuen Mellencamp-Songs nicht, da Covid-19 die Arbeit unterbricht.

Auch das Engagement für Farm Aid droht zeitweilig zu stoppen, da es auf Konzerteinkünften basiert. Verbunden mit seiner Nation und der agrarischen Geschichte vieler US-Regionen hatte sich Mellencamp seit Mitte der '80er in Form von Benefizkonzerten für Landwirte in Schwierigkeiten eingesetzt. In dieser Berufsgruppe wurde damals eine erhöhte Suizidrate festgestellt. Sind diese etwa mit Hypothek-Schulden belastet, oder verlieren viele wie etwa durch den Hurricane Katrina (2005) Chancen darauf ihr Einkommen zu erwirtschaften, greift 'Farm Aid' seither mit Konzerterlösen unter die Arme.

Neben den Co-Gründern Young und Nelson zählt inzwischen auch Dave Matthews zu den Organisatoren. Während der ersten Lockdown-Welle wird die Konzertreihe über Wohnzimmer-Streams zu den Organisatoren fortgesetzt; auch Edie Brickell, Brandi Carlile, Valerie June und Jack Johnson beteiligen sich 2020.

Fürs 'analoge' Farm Aid 2021 gewinnt Mellencamp Bettye LaVette und Nathaniel Rateliff. Zudem zeigt sich bei der Gelegenheit, dass Mellencamp einen Neffen hat, der neben vielen Talenten als DJ, Naturwissenschaftler, Menschenrechtsaktivist und Schauspieler in des Vaters Fußstapfen als Singer/Songwriter tritt: Ian Campbell, der mit der Band Wisdom Indian Dancers und seiner Lebensgefährtin Jazmin Grimaldi performt. Insgesamt sammelte Mellencamp in 36 Jahren 60 Millionen Dollar.

Anfang 2022 veröffentlicht der Storyteller wieder ein Album mit komplett selbst verfasstem Material unter dem Titel "Strictly A One-Eyed Jack". Gast ist auf drei Stücken Bruce Springsteen. Ein anderer Song mit Gast sorgte übrigens schon in den '90ern für Mellencamps bestverkaufte Single in Deutschland: "Wild Night" mit Me'shell N'degéocello. Und ähnlich wie sie gestattet er sich 2023 maximale Vielseitigkeit: Sozialkritik, eine Ode an den Schellack-Blues, Rock-Schattierungen, Outlaw-Country - einige alte Rezepturen seines Schaffens rührt er auf "Orpheus Descending" mit Mundharmonika-, Cello-, Fiedel- und Orgeltönen, Düster-Balladen, Alternative und weiteren Elementen zusammen. Auch über 70 bleibt er auf Tour.

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1 Kommentar

  • Vor 4 Jahren

    Lieber Laut Redakteur,
     
    "melodiebetonten Südstaatenrockers", "Seitdem gilt er als Südstaatenversion von Bruce Springsteen", "setzt er sich in seinem Schaffen immer wieder mit den Problemen der Südstaaten auseinander."
     
    Der Mann kommt aus Indiana. Schau mal auf die Karte, das ist der Rust-Belt pur, Mittlerer Westen und hat nichts, aber auch wirklich gar nichts mit Südstaaten zu tun. Einen Akzent hat er auch nicht. 
     
    Und darauf bezieht sich auch "Scarecrow": Der heraufziehende Niedergang, des Stolzes dieser Region im Zuge der Reagan Ära. Das Album ist prophetisch für alles was danach kommen sollte und weist bereits zum Zeitpunkt als es raus gekommen ist auf das Trump Zeitalter, speziell die gekippte Stimmung und Lebensumstände in dieser Region hin.
    "Scarecrow" gehört auch sowas von in die "Meilensteine".
    Total unterbewertet der Mann hier.   
     
    Gruß
    Vincent