laut.de-Kritik

Erstklassige Reinkarnation von Pantera.

Review von

Für den Anglizisten wohl ein absolutes Rätsel, kommt ein Name wie Grantig in Deutschland eigentlich auch schon einer Standortbestimmung gleich. Gerhard Polt, einer der professionellsten und begnadetsten Grantler, kommt aus München, und genau daher stammt auch das Quartett, das mit "So Muss Es Sein" ein erstklassiges Debüt vorlegt.

Ein relativ großes Wagnis, das die Jungspunde hier eingehen, denn wenn man sich von vorne herein auf die deutsche Sprache begrenzt, muss man sich auch damit abfinden, dass man über einen regionalen Bekanntheitsgrad nicht hinaus kommt. Es sei denn, man brrrrrennt auf der Bühne, oder man sieht aus wie ein auf schwul gebürsteter Igel. Aber das ist Grantig entweder scheißegal, oder sie wollen es einfach genauso haben, denn die Texte, die Sänger/Gitarrist Jonathan Schmid niedergeschrieben hat, sind durchaus hörens- und lesenswert.

Von Klischees findet man weit und breit keine Spur und auch der bei den Onkelz allseits gegenwärtige Pathos bleibt fast vollständig außen vor. Statt dessen hat der Mann eine Art und Weise sich auszudrücken, die in ähnlicher Form sonst nur noch bei den alten Schweisser-Scheiben zu finden war. Ist die Message manchmal recht deutlich und leicht zu identifizieren, lässt Jonathan an andern Stellen immer genügen Raum zur Interpretation, ohne allzu direkt auf den Punkt zu kommen.

In Sachen Musik ist eigentlich vom ersten Ton an alles klar. Grantig sind so was wie die fleischgewordene Reinkarnation von Pantera. Keine Ahnung, was der Kerl geraucht und gesoffen hat, aber wenn man mit 20 schon so eine fiese Anselmo-Stimme hat, dann ist da echt was im Busch.

Da Jonathan wohl auch maßgeblich für die Gitarrenarbeit zuständig ist, scheint er den Sound von Dimebag wohl schon mit der Muttermilch aufgesogen zu haben. Die Riffs, die Licks, die Soli ... ich sehe Dime mit einem fetten Grinsen von seiner Wolke runterschauen.

Da hat er auch guten Grund zu, denn schon der Opener "Der König" führt sein Erbe würdig weiter. Auch der im Midtempo groovende Titeltrack erinnert genauso schwer an die Cowboys From Hell, wie "Leichtsinn" und das Powerpaket namens "Schutt Und Asche". Allerdings haben die Jungs auch ihre Bay Area-Sounds verinnerlicht, denn bei den Riffs von "Jeder Kann Es Schaffen" oder "Sodom Und Gomorrah" schielen doch einige Riffs von Exodus um die Ecke. In Sachen Gitarrenarbeit lassen die Jungs jedenfalls nichts anbrennen.

Das ruhige "Reflexion" ist als einziger Track nicht so ganz der Brüller, was zum Teil auch an der stellenweise seltsamen Intonation und Aussprache von Jonathan liegt. Diese fällt hier einfach besonders auf und mag vielleicht als ein wenig störend empfunden werden.

Darüber sieht man aber gern hinweg, wenn man ansonsten mit gekonnter laut/leise Dynamik wie bei "Nichts Dazu Gelernt" oder dem stimmigen "Totentanz" glänzt. Dass sie die ruhigen Töne eben doch auch beherrschen, beweist das an den Schluss gestellte, vollkommen klischeefreie "Immer Wieder".

"So Muss Es Sein" ist ein saustarkes Debüt von einer jungen Band mit unglaublich viel Potenzial. Wenn sich die Jungs von ihren Vorbildern ein wenig freigeschwommen haben, ist hier trotz der Limitierung mit der deutschen Sprache noch richtig was zu holen.

Trackliste

  1. 1. Der König
  2. 2. Jeder Kann Es Schaffen
  3. 3. So Muss Es Sein
  4. 4. Reflexion
  5. 5. Der Fremde
  6. 6. Sodom Und Gomorrha
  7. 7. Zwischenspiel
  8. 8. Wir Haben Nichts Dazugelernt
  9. 9. Leichtsinn
  10. 10. Schutt Und Asche
  11. 11. Totentanz
  12. 12. Immer Wieder

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5 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    Klingt interessant, wird mal reingehört!

    Und ein auf schwul gebürsteter Igel ist bisher definitiv die geilste Beschreibung die ich für den Typen gehört hab!!

  • Vor 16 Jahren

    @sproc/sintech (« Klingt interessant, wird mal reingehört!

    Und ein auf schwul gebürsteter Igel ist bisher definitiv die geilste Beschreibung die ich für den Typen gehört hab!! »):

    ...ich hab mich auch weggeschmissen ;-)

    Na, aber GRANTIG sind echt fett. Ich zieh sie mir auf der Hellfest Tour mit THE SORROW und MISERY SPEAKS rein.

  • Vor 16 Jahren

    Joa ich stimme dem rezensenten zu, was die musik angeht.

    find das gut mit den deutschen texten, das traut sich auch nicht jede band.

  • Vor 16 Jahren

    servus !!
    fnds auch ganz fett, aber so überragend wie überall geschrieben wird, nun auch nicht !! riffs sind brachial gut, kein zweifel ! dimebag lässt grüssen.....gute riffs machen aber noch kein wirklich gutes album ! ( obwohl im metall vielleicht schon ) ! naja... davon ab, machen die jungspunte aber schon ne ganz gute figur und ich denke sie werden sich etablieren .... zu gönnen wärs ihnen, weil´s irgendwo cool is, aber dennoch bleibe ich bei meiner meinung,wäre die extrem gute gitarrenarbeit nicht so ausgefeilt ( und so gut gemischt) tendiert das album bei mir in eine leichte und das ist nicht so böse gemeint wie es sich anhört, lächerlichkeit und extreme einseitigkeit !! kann also die 4 punkte der redaktion nicht nachvollziehen...

    schönen gruss

  • Vor 16 Jahren

    ich steh sonst nich so auf deutsch-mucke, aber die myspace songs fandich ziemlich ansprechend und die rezension war ja auch nett