laut.de-Kritik

Rap für Teletubbies und den kleinen Maulwurf.

Review von

"Mit Einflüssen von Macklemore, Fettes Brot und den frühen Fantastischen Vier zeigen Andre, Cengiz und Jan, dass Musik ihre größte Leidenschaft ist und die Affenbande eine klare Konkurrenz für die Pandas werden wird. Es gibt schnelle, freshe Reime über Geschichten aus dem Leben im Großstadtdschungel. Die Hürden des Lebens werden genauso besungen wie die Party danach und so ergibt sich ein erfrischender Mix, bei denen alle Generationen angesprochen werden." – so verspricht es der Pressetext zum Debütalbum der Youtube-Stars ApeCrime, die sich mit den Singles "Ich Trau' Mich Nicht" und "Swing Dein Ding" bereits die hiesigen Charts enterten.

Haben die da was verwechselt? Ist es wirklich fresh, wenn man "Thermometer" auf "Erbsenzähler" reimt? Wodurch genau werden sämtliche Generationen angesprochen? Also meine Oma hat mit Selfies bei McDonald's und Twitter-YOLO-Hashtags nicht allzu viel am Hut. Und wer sind diese Pandas, denen man Konkurrenz machen will? Ich kenn' da nur einen und der würde sich über den kläglichen Versuch, radiotaugliche Gute-Laune-Musik zu produzieren, ins Fäustchen lachen.

Dazu sind die Texte von ApeCrime zu banal, die Beats zu 08/15. Dreizehn Songs inklusive der vorab präsentierten Hit-Singles haben sich Jan, Andre und Cengiz aus den Ärmeln gezogen, wie es scheint, in aller Eile. "Wenn die Sonne draußen scheint, alle Füße gehen hoch/Und der Chef nicht guckt, alle Füße gehen hoch/Ohohooohoooo" – Zeilen wie diese klingen nicht nur beim Lesen unstimmig. Die durch Autotune hochgepushten Stimmen im Refrain machen es nicht besser und ergänzen den banalen Inhalt perfekt.

In "Einer Von Uns" heißt es doch tatsächlich "Wir sind Popcorn, Popcorn, Pop in 'ner Tüte". Wie schön für euch. Welcher halbwegs vernünftig denkende Fan da allerdings mit Begeisterung einstimmen soll, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, es sei denn, er oder sie ist dreizehn Jahre alt und liest noch die Bravo. Oder besser, die Popcorn. Ha ha. Mit "Hoebusters" folgt eine Parodie des Ghostbusters-Titelsongs, allerdings liefern ApeCrime die Beschreibung des Songs gleich selbst mit: "ausgeleiert wie der Leierkastenmann". Danke für diesen schönen Vergleich. Spätestens hier fällt der immer gleiche Aufbau der Songs auf, sodass ApeCrime wie SDP für Noch-Ärmere wirken.

"Zum Geburtstag" bringt einen wenigstens noch ansatzweise zum Schmunzeln: Obwohl der Track musikalisch dahinplätschert, sind hier Ansätze von schwarzem Humor zu erkennen, die man sonst vergeblich sucht. Diese übertönen allerdings die dünnen Stimmchen der Wahl-Kölner nicht. Vor allem Cengiz glänzt größtenteils durch Abwesenheit und darf sich nur hier und da mal im Refrain austoben. So geschehen im elekronisch-anmutenden Song "Drunk", der von einer durchzechten Partynacht handelt. "Sowas passiert halt, wenn man trinkt" und "Ist doch alles ganz normal, wenn man trinkt" gibt er mit eingestreutem Aufstoßen zum Besten. Na dann, Prost.

Vereinzelte Lichtblicke in den Hooks ("Ich zieh' mehr Köpfe als 'ne gottverdammte Hebamme" aus dem Kiffer-Song "Wir roll'n") werden grundsätzlichen von peinlichen und banalen Refrains verdorben. Das Trio geht sogar so weit, mit der doppelten Bedeutung von "Ich Steh' Auf" zu hantieren, was dann so anmutet: "Ich steh' nich' auf, denn ich steh' auf dich". Wow, Glückwunsch zu diesem gelungenen Wortspiel. Die "Gerüchteküche" offenbart eine Affäre der Teletubbies mit dem kleinen Maulwurf. Wie alt ist noch mal die Zielgruppe?

"Jenny Aus'm Kaff" erinnert den kreativen Hörer ganz entfernt am "Jenny From The Block", die hier beschriebene Dorfmatratze hat den Jungs wohl dermaßen den Kopf verdreht, dass sie alles verlernt haben, was sie bei "Swing Dein Ding" noch so gut hinbekommen haben.

Denn da konnte man sich sogar vorstellen, dazu halbwegs nüchtern zu tanzen, das Klangbild war durch die eingestreuten Bläser abwechslungsreich und die gute Laune wirkte noch echt und ungekünstelt. Auch das schon bekannte "Ich Trau' Mich Nicht" hat Ohrwurmpotenzial. Das Beste kommt bei "Affenbande" in der Tat zum Schluss, aber alles davor ist so einfallslos, unlustig und nervtötend, dass man ApeCrime dorthin zurückwünscht, wo sie hergekommen sind: In ihren Youtube-Channel.

Trackliste

  1. 1. Affengang
  2. 2. Füße Hoch
  3. 3. Einer Von Uns
  4. 4. Hoebusters
  5. 5. Zum Geburtstag
  6. 6. Drunk
  7. 7. Wir Roll'n
  8. 8. Ich Steh' Auf
  9. 9. Gerüchteküche
  10. 10. Dorfmatratze
  11. 11. Lichter Der Stadt
  12. 12. Swing Dein Ding
  13. 13. Ich Trau' Mich Nicht

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15 Kommentare mit 50 Antworten

  • Vor 9 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.

  • Vor 9 Jahren

    Yo, 20, 1-er Abi, Student in Philosophie und Kunstgeschichte ... Ich höre vermutlich „bessere“ Musik als die meisten, die hier meinen, einen auf absolut Obergeilen Musikkritiker machen zu müssen (zumindest Musik, die man noch als ECHTE Musik bezeichnen kann), Led Zeppelin steht neben meinem Bett, Foreigner, CDs von Bands, die nicht mal die Musikkritiker von laut.de kennen, die aber 100 mal besser sind als die meisten Leute, die in den Charts sind ...
    Na ja, und neben meinem Bett steht die CD von ApeCrime und ich finds geil!
    Ja, von mir aus sind das keine Beats wie ein David Guetta sie dahin legt, und nein, von mir aus können sie auch nicht singen wie ein Robert Plant oder rappen wie ein Tech N9ne... wow ... das war auch nie Sinn der Sache oder der Grund für dieses Album. Das Album war so gesehen ein "Geschenk" für die Fans und einfach ein Projekt, das ihnen selbst Spaß gemacht hat. Wenn jetzt nur noch Leute Musik machen dürfen, die das auch wirklich gut können und die ernsthaft Ahnung davon haben, dann sollte Punk gleich verboten werden und die Hälfte aller Leute, die in den Charts sind, gleich mit. Und wenn man dann noch überdenkt, dass Autotune hier kritisiert wird - gut, schmeißen wir alle Leute aus dem Radio, die Autotune benutzen ... Oh, da bleiben ja noch viele übrig :o
    Mhmmm ... oder schauen wir uns mal diese tollen Songtexte an ...... öhm, hat einer von euch schon mal "Whistle Baby" oder "Wiggle Wiggle" übersetzt? Ja, die Texte sind so tiefsinnig und haben so viel Bedeutung ^^
    Ne, mal ernsthaft, ApeCrime sind nicht meine liebsten Yotuber (wenn auch vorne dabei, wie ich gestehen muss) und sie sind auch nicht meine größten Idole, die ich hier uuuunbedingt verteidigen muss. Ich bin einfach nur der Meinung, dass eine Kritik ordentlich und sachgemäß sein soll. Und wenn man schon liest "Sie sollen zurück in ihren Youtube-Channel" - Youtube ist ja auch so winzig und unbedeutend und kaum ein Star hat es erst durch Youtube geschafft, erfolgreich zu werden. Also, zu behaupten, Youtube sei irgendsoeine Höhle, in der anscheinend nur Noobs und Nerds zu Hause sind – ist nicht so. Tja, da fragt man sich schon, was sich der Verfasser dieser Kritik gedacht hat und ob das wirklich durchdacht war.
    Gut, du magst ApeCrime nicht, ist okay, dann behalte deine persönliche Meinung für dich oder schreib sie von mir aus in irgendwelche Foren - aber sei nicht so über die Maßen abwertend in einer offiziellen Kritik. Vor allem, da es nicht sein sollte, in einer Kritik die Fans zu beleidigen, wie es hier der Fall war
    Schreib von mir aus, dass die Beats nicht die besten sind und die Texte stumpf, aber alle anderen Ausschmückungen lass bleiben.
    Den Fans gefällt es, die Texte sind witzig (und man SOLL sie ja auch nicht ernst nehmen) und man kann durchaus den ein oder anderen Ohrwurm bekommen.
    Das Album ist wie gesagt entstanden, weil ApeCrime selbst daran Spaß hatten und weil ihre Fans es sich gewünscht haben. Dass sie damit auch noch relativ erfolgreich waren zeigt doch nur, dass es anscheinend doch vielen gefällt.
    Das nächste mal einfach ein bisschen mehr recherchieren, ein wenig sachlicher und weniger beleidigend. Dann sieht so eine Kritik doch schon viel besser aus ;)

    • Vor 9 Jahren

      Wieder so jemand: uninspirierter Troll oder breitwillige Selbstdemontage.

    • Vor 9 Jahren

      Yo, gib dir das nächste Mal doch ein bisschen mehr Mühe. Dann lese ich den Beitrag auch zu Ende.

    • Vor 9 Jahren

      Meya: führe dir bitte den Anal Intruder XXXL quer in dein Rektum ein.

    • Vor 9 Jahren

      20 Jahre jung und grün hinter den Ohren wie Tutels. ApeCrime!

    • Vor 9 Jahren

      Student in Philosophie und Kunstgeschichte. :lol:

      Kannst mir ja mal ein paar deiner unbekannten Bands empfehlen, wenn ich demnächst einen McRib bei dir bestelle.

    • Vor 9 Jahren

      Meya, ich finde, du hast vollkommen recht! Danke, dass es mal jemand ausspricht! Fans beleidigen ist ein Unding. Was würdet ihr denn sagen, wenn ihr Fan von jemandem seid und dann ein anderer kommt uns laut rumposaunt, dass alle Fans von dieser Person dumm sind, weil sie so eine Schei*e hören? Ich glaube, da würdet ihr euch auch angegriffen fühlen...
      Und jetzt würde ich sagen, haltet ihr alle mal den Ball flach! Wieso müsst ihr andere sofort beleidigen, nur weil sie ihre Meinung schreiben und ihr sie nicht teilt? Das ist Kindergarten... Ehrlich -.- Wie alt seid ihr, dass ihr euch so aufführt? Sowas tun nur kleine Kinder!

    • Vor 7 Jahren

      Philosophie und Kunstgeschichte.. naja.. Arbeitslose werden immer gesucht..

  • Vor 9 Jahren

    Komm mal von deinem Ross, bevor du von Sachlichkeit redest -.-