laut.de-Biographie
Rhiannon Giddens
Der Konzertabend "Another Day, Another Time" im September 2013 ist aus mehreren Gründen ein besonderer: Einerseits, weil viele große Namen zusammen kommen, um die Musik des Folk-Revivals Anfang der 1960er Jahre hochleben zu lassen, andererseits, weil er Rhiannon Giddens den Durchbruch verschafft. Auch wenn sie zu diesem Zeitpunkt alles andere als ein unbeschriebenes Blatt ist.
In Greensboro, North Carolina geboren und aufgewachsen, studiert sie bis 2000 Gesang am Oberlin-Konservatorium in Ohio. Aus einer Karriere als klassische Opensängerin wird aber nichts, da sich Giddens viel mehr für Folk, Blues und die Wurzeln der US-amerikanischen Musik interessiert. Sie spielt auch Banjo, Gitarre und Fiddle.
Mit dem Multi-Instrumentalisten Dom Flemons gründet sie Sankofa Strings. Nach dem Zugang von Justin Robinson (Fiddle) nennen sie sich 2005 in Carolina Chocolate Drops um und treten in North Carolina beim ersten Black Banjo Gathering auf. Ihr Mentor ist der über 80-jährige Fiddle-Player Joe Thompson, den sie gelegentlich begleiten und der sie als Mentor unter seine Fittiche nimmt.
Eine Arbeit, die Früchte trägt, denn 2010 holen die Chocolate Drops mit ihrem dritten Album "Genuine Negro Jig", ihr Debüt bei Nonesuch, den Grammy für das beste traditionelle Folk-Album. Danach steigt aber erst Robinson aus, nach "Leaving Eden" (2012) auch Flemons, wodurch sich die Band fortan an ihrer Sängerin ausrichtet.
Giddens beteiligt sich auch an anderen musikalischen Projekten. Bei ihrer Mitarbeit zum Soundtrack der "Hunger Games" lernt sie 2012 den Produzenten T Bone Burnett kennen, der gleichzeitig am Soundtrack zu "Inside Llewyn Davis" arbeitet und sie einlädt, beim Promokonzert "Another Day, Another Time" auf der Bühne zu stehen.
Dort überwältigt Giddens die anwesenden Kritiker mit Odettas "Waterboy" und einem traditionellen irischen Stück, plötzlich steht sie auch ohne Band im Rampenlicht. Burnett ist so begeistert, dass er ihr anbietet, ein Soloalbum zu produzieren. So entsteht 2014 in Los Angeles und Nashville das Album "Tomorrow Is My Turn", das 2015 bei Nonesuch erscheint. Noch im selben folgen auf der EP "Factory Girl" zunächst nicht berücksichtigte Aufnahmen.
"Als ich sie zum ersten Mal gehört habe, war mir klar, dass sie in einer Reihe mit Marian Anderson, Ethel Waters, Rosetta Tharp, Odetta, Mahalia Jackson oder Nina Simone steht. Wir brauchen wieder so eine Persönlichkeit in unserer Zeit", lobt Burnett die Sängerin. "Sie IST diese Persönlichkeit!"
2014 ist Giddens auch an den Sessions zu den New Basement Tapes beteiligt, bei denen unter anderen Elvis Costello und Marcus Mumford Texte von Bob Dylan musikalisch umsetzen. Giddens, die 2007 den irischen Musiker Michael Laffan heiratet und mit den gemeinsamen zwei Kindern einen Teil des Jahres in Irland lebt, offenbart hier ihr Interesse für keltische Musik.
Der Beginn der Solokarriere bedeutet nicht das Ende der Chocolate Drops, mit denen Giddens weiterhin auftritt. Neues Material gibt es 2017 aber unter Giddens' eigenem Namen. "Freedom Highway" bietet wieder eine abwechslungsreiche Sammlung an Stücken aus eigener und fremdes Feder. Um die Produktion kümmert sie sich diesmal selbst, zusammen mit dem Multi-Instrumentalisten Dirk Powell, der auch auf dem Album zu hören ist und sie auf Tour begleitet.