Porträt

laut.de-Biographie

The Black Keys

Ein großer Dünner (Patrick Carney) und ein Kleinerer (Dan Auerbach) überraschen Anfang des 21. Jahrhunderts mit einer aufregenden Mixtur aus Blues, Country, Soul, Boogie und Rock'n'Roll. Dabei stammen die beiden nicht einmal aus den US-Regionen, die als erste Verdächtige herhalten müssen, wenn es um musikalische Umtriebe dieser Sorte geht. Nix mit Texas, Mississippi, Chicago oder sonstwas. Die ehemalige Gummi-Metropole der USA und mittlerweile ziemlich verschlafene Akron im Bundesstaat Ohio ist die Heimat der beiden.

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Das Duo lebt fast Tür an Tür und lernt sich bereits im Sandkasten kennen. 1997 beschließen sie aus einer Laune heraus, zusammen Mucke zu machen. Musik um ihrer selbst willen, nicht um damit die große Kohle abzusahnen oder sonstwie in die Schlagzeilen zu kommen. In diesen Anfängen sind auch die Gründe zu suchen, weshalb aus dem Zweier kein flotter Dreier oder eine größere Band wurde, Derartiges spielt in den Überlegungen der beiden keine Rolle. Im Keller von Patricks Vater nisten sie sich ein; ein simples Vierspur-Gerät ist alles, was sie brauchen, um ihre Ergebnisse auf Band zu bannen.

Einflüsse saugen Dan und Pat aus der Musik von Devo (die ebenfalls aus Akron stammen), Frank Zappa, alten Stax-, Motown-Platten und Classic-Rock-Sachen. An Devo lieben sie deren abgedrehten Humor, aber nachdem Auerbach den Bassisten Jerry V. Casale persönlich kennen lernt, ist die Sympathie dahin. "He's a fucking dick. He was a jaded egomaniac and his parents came to pick him up".

Etwa um die Zeit des Keller-Einzugs entdeckt Auerbach seine Liebe zum Blues. Robert Johnson, dessen Mentor Son House, T-Model Ford und vor allen anderen Junior Kimbrough, dessen eindringliches Gitarrenspiel einen unüberhörbaren Einfluss auf Dan hat, haben es ihm angetan.

Seine Liebe zu Kimbroughs und Fords Musik geht sogar so weit, dass er eines Tages seine Sachen packt, gen Süden reist, um die beiden Legenden zu besuchen. Kimbroughs Gesundheitszustand ist jedoch derart schlecht, dass es zu keiner Begegnung kommt. Mit T-Model jedoch hängt er drei Tage lang ab und spielt mit ihm seine alten Songs. Die Fertigkeiten an den sechs Saiten bringt sich Dan autodidaktisch bei, nachdem er nach nur einer Gitarrenstunde bei einem Musiklehrer merkt, dass dessen Musikverständnis mit seinem eigenen zu etwa 0% übereinstimmt.

So gniedeln die zwei auf ihren Instrumenten, ohne Druck, irgendetwas Wichtiges auf die Beine stellen zu müssen. An Auftritte ist nach wie vor nicht gedacht, nicht einmal ein Bandname existiert. 2002 spielen sie dann zum ersten Mal vor Publikum. Die Feuerprobe bestehen sie und so treten sie in den Clubs in und um Akron auf, bevor es sie weiter in die Ferne zieht. In einem abgewrackten Kleinbus bestreiten sie ihre Konzertreisen und müssen auch in ebendiesem übernachten, da die Kohle für andere Schlafgelegenheiten schlicht und einfach nicht vorhanden ist.

The Black Keys - Dropout Boogie
The Black Keys Dropout Boogie
Kleine, bodenständige Experimente.
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Nun spielen sie sogar mit dem Gedanken, ihre Songs auch auf Platte zu veröffentlichen. So entsteht in kürzester Zeit das Debüt "The Big Come Up", das über Alive auf den Markt kommt. Zum ersten und wohl einzigen Mal spielen sie dabei mit einem dritten Musiker, der ein paar Sounds auf einem Moog-Synthie beisteuert. Nach dieser Erfahrung ist Dan und Pat jedoch klar, dass ein drittes Mitglied nicht nötig ist und in den Kontext ihrer Musik auch gar nicht hinein passt.

Die Platte kommt bei der Presse äußerst gut an. So hören auch Sleater Kinney, die Jon Spencer Blues Explosion und Guided By Voices, für die sie 2003 im Vorprogramm spielen dürfen, von dem kruden Duo. Die positiven Resonanzen auf das Debüt locken sogleich die Major-Labels herbei. Sie verhandeln sogar mit ihnen, aber nachdem ihnen ein Labelsprecher von Sony mitteilt, der Vertrag wäre in zwei Wochen fertig, packen sie ihre Sachen, denn zwei Wochen sind im Black Keys-Kosmos eine zu lange Zeit, um sie mit Warten zu vergeuden.

Das renommierte Blues-Label Fat Possum erhält letztendlich den Zuschlag und schickt sie in eine Studio, in dem bereits Green Day und Fleetwood Mac Alben aufnahmen. Das Ambiente und die für ihre Verhältnisse überladene Studiotechnik lassen das Ergebnis nicht im Sinne der Band klingen und so beschließen sie, die Aufnahmen in die Tonne zukloppen und das kommende Album wieder im heimischen Keller aufzunehmen.

Im April 2003 erscheint der Zweitling "Thickfreakness", der noch besser beim Publikum und der schreibenden Zunft ankommt. Die Aufnahmen selbst gehen in 14 Stunden über die Bühnen, mit Mix und ein paar Overdubs ist die komplette Platte innerhalb von vier Tagen im Kasten. Bei einem Abstecher nach Europa nehmen sie in England mit Radio-Legende John Peel eine Session auf, die im Mai über den Äther geht. So langsam stellen auch die Europäer ihre Lauscher beim Namen The Black Keys auf. Mit dem im September 2004 erscheinenden dritten Album "Rubber Factory", das sie - wie der Albumtitel bereits andeutet - in einer ausrangierten Gummifabrik einspielen, erspielen sie sich auch im deutschsprachigen Raum viele Sympathien.

Im Anschluss an den Release lärmen sie überall dort, wo es noch Saft auf der Steckdose hat, sogar ein Auftritt auf dem rennomierten Lollapalooza 2005 steht auf dem Programm. So nach und nach steigt ihr Popularitätsgrad, was ihnen sogar eine Einladung zu Conan O'Brien einbringt. Mittlerweile haben sie nicht nur eine stetig wachsende Fangemeinde, sondern auch prominente Bewunderer. Dazu zählen neben Robert Plant auch noch Billy Gibbons sowie die Radioheadler Thom Yorke und Jonny Greenwod. Das dürfte mit ein Grund sein, weshalb die Black Keys für ebendiese auf der kleinen US-Tour 2006 den Support abgeben.

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The Black Keys "Wir haben uns bepisst vor Lachen"
Dan Auerbach und Patrick Carney über "El Camino", Danger Mouse und ein Naturtalent.
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Nach dem sperrigeren "Magic Potion" tasten sie sich unter der Produktion von Danger Mouse langsam aber sicher an den Hip Hop heran. Schließlich schlägt sich diese Annäherung im von Damon Dash produzierten Projekt "Blakroc" nieder, was einen lang gehegten Traum des Duos in Erfüllung gehen lässt: "Wir haben als die Black Keys angefangen, weil wir den Sound der RZA-Produktionen so sehr liebten. Vom ersten Tag an wollten wir, dass unser Demo so dreckig klingt wie das Wu-Tang-Zeug. Im Prinzip war es so, dass wir die Blakroc-Aufnahmen vorbereiten, seit wir 16 Jahre alt waren."

Passend zum Ausflug in das Rap-Geschäft gibt es ordentlich Bling Bling: Mit dem Blakroc Camaro geht 2010 der zum Album passende Straßenkreuzer an den Start. Selbstverständlich mit massiv Ausstattung und Extras.

Nach dem bisher eher gemächlichen Reifen des Gesamt-Konzeptes knallt es plötzlich im Gebälk. Studio-Album Nummer sechs, "Brothers" , schlägt ein wie eine Bombe: "Wir hätten nicht gedacht, das 'Brothers' dermaßen einschlägt. Auf einmal setzt sich ein Rad in Bewegung, das größer ist, als alles was du dir vorher hättest vorstellen können," erinnert sich Drummer Patrick Carney.

Der soulige Rock auf "Brothers" landet auf Platz drei der Billboard-Charts und beschehrt den beiden Musikanten aus Ohio zwei Grammys. Die Jungs werden ordentlich rumgereicht und zahlen im Frühjahr 2011 den Preis des Preis des Ruhms, als sie - kurz vor dem Burnout stehend - einen Großteil ihrer Tour canceln, um zuhause den Akku wieder aufzuladen.

Das gelingt fixer als erwartet und schneller als sie gucken können befinden sich die Beiden mitten im Songwriting-Prozess für den "Brothers"-Nachfolger "El Camino" der im Dezember 2011 erscheint und prompt in vielen Jahresranking weit nach oben schießt.

Nach Headliner-Auftritten bei unter anderem Lollapalooza und Coachella wollen Auerbach und Carney zunächst die catchy Linie von "El Camino" auch auf dem nächsten Album weiterführen. "Wir gingen auf Nummer sicher", erklären sie dem Rolling Stone später im Interview – ein Unding im Hause Black Keys. "Also stoppten wir die Sessions." Sie richten sich neu aus, klingen auf "Turn Blue" pompöser als je zuvor und zeigen sich extrem jamfreudig. Statt mit einem sicheren Hit eröffnen sie die Platte mit dem fast siebenminütigen "Weight Of Love". Außerdem schlagen sie melancholischere Töne an, da Auerbach eine Scheidung verarbeitet.

Trotz Neuausrichtung brauchen The Black Keys im Anschluss eine längere Pause. Auerbach vertreibt sich die Zeit mit den neu gegründeten The Arcs und veröffentlicht sein zweites Soloalbum "Waiting On A Song". Außerdem produziert er – wie Carney – für diverse andere Künstler. Carney schreibt zudem die Titelmelodie für die erfolgreiche Netflix-Serie "BoJack Horseman".

Erst 2019 veröffentlichen die beiden neue Musik als The Black Keys. Der Song "Lo/Hi" läutet den Countdown zum neunten Studioalbum ein. Alles scheint zu sein wie früher: "Wenn wir zusammen sind, sind wir The Black Keys, dort liegt die wahre Magie und das nun schon, seit wir 16 sind, freut sich Auerbach. Sein Bandkollege ergänzt: "Das Album ist eine Hommage an die elektrische Gitarre. Wir haben einen simplen Ansatz gewählt und alles überschüssige Beiwerk weggelassen, ganz so, wie wir es früher handhabten." Das Motto ist simpel und eindeutig: "Let's Rock"!

Zum zwanzigjährigen Bandjubiläum schauen die Black Keys zurück auf die Anfänge. "Delta Kream" ist eine Liebeserklärung an den Delta Blues, während einer Jam Session mit dem Gitarristen Kenny Brown und dem Bassisten Eric Deaton (beide in der Band von R.L. Burnside) entsteht ungeplant das zehnte Album der Black Keys.

Der Nachfolger "Dropout Boogie" ist dann wieder eine Original-Platte mit eigenen Songs. Der Trend, sich andere Musikerinnen und Musiker ins Studio einzuladen, bleibt aber. Die Black Keys sind eben schon lange keine reine Zwei-Mann-Combo mehr.

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München, 2012 Die Fans in der Olympiahalle bekamen, was sie wollten: eine dicke Show!

Die Fans in der Olympiahalle bekamen, was sie wollten: eine dicke Show!, München, 2012 | © laut.de (Fotograf: Bjørn Jansen) Die Fans in der Olympiahalle bekamen, was sie wollten: eine dicke Show!, München, 2012 | © laut.de (Fotograf: Bjørn Jansen) Die Fans in der Olympiahalle bekamen, was sie wollten: eine dicke Show!, München, 2012 | © laut.de (Fotograf: Bjørn Jansen) Die Fans in der Olympiahalle bekamen, was sie wollten: eine dicke Show!, München, 2012 | © laut.de (Fotograf: Bjørn Jansen)

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