Porträt

laut.de-Biographie

Polyphia

"G.O.A.T." heißt ihre Durchbruchssingle – "Greatest Of All Time". An Selbstbewusstsein mangelt es den damals Anfang 20-jährigen Musikern von Polyphia jedenfalls nicht. Zurecht, denn womöglich sind sie zu dieser Zeit tatsächlich die besten ihrer Zunft. Polyphia loten die Grenzen dessen, was in Gitarrenmusik möglich ist, neu aus.

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Die noch minderjährigen Gitarristen Tim Henson (16) und Scott LePage (17) gründen die Band 2010 gemeinsam mit dem gleichaltrigen Drummer Brandon Burkhalter sowie Sänger Lane Duskin. Diese Besetzung hält allerdings nicht lange, der Sänger ist bald wieder raus, und Polyphia konzentrieren sich auf instrumentales Schaffen. Zum Beispiel erarbeiten sie frickelige Metalversionen von "Carol Of The Bells" und Johann Sebastian Bachs Concerto No. 1 in D-Moll. Die erste EP mit eigenem Material erscheint im November 2011 und offenbart schnell gespielten, harten und fast dauerhaft mit Soli gespickten progressiven Modern Metal(core) zwischen Trivium, Periphery und The Black Dahlia Murder – nur eben ohne Vocals.

Schon auf der zweiten EP "Inspire" – inzwischen mit Clay Gober am Bass – integrieren Polyphia zunehmend auch genrefremde Elemente wie Synthsounds und Pianoklänge, schrauben den Härtegrad etwas zurück und setzen zwischen den Riffattacken auf sphärischen Clean-Gitarrenton. Von da an schreitet die Entwicklung in ungewohntes Terrain unaufhaltsam voran. Auf dem ersten Full-Length-Werk "Muse" stehen Polyphia bereits weiter im Mathrock als im Progmetal (vergleiche Plini), alle Beteiligten haben sich zu Virtuosen an ihren Instrumenten aufgeschwungen, spielen technisch viele Kolleg:innen der ihnen mittlerweile zugewiesenen Djent-Szene schwindlig. Henson ist da gerade einmal 20 Jahre alt.

Mit den technischen Fertigkeiten wächst auch das Selbstbewusstsein. Auf ihr zweiten Album "Renaissance" hatten Polyphia bereits Trap-Beats gemogelt, mit der Single "Lit" stoßen sie so manchen Metalhead ganz offen vor den Kopf. Pinke Anime-Ästhetik, EDM-Einflüsse, durchgehend elektronische Drums und der Flirt mit optimistischen Pop-Melodien katapultieren die Band einerseits stilistisch in eine neue Sphäre, bescheren ihnen andererseits aber auch eine wachsende Menge an Zweiflern. Unbeeindruckt davon taufen sie ihre nächste EP einfach "The Most Hated" und streifen den Metal fast vollständig ab. Inzwischen stehen Touren mit Coheed And Cambria, Intervals und Between The Buried And Me zu Buche und Clay Aeschliman hat Burkhalter an den Drums ersetzt.

Auf "New Levels New Devils" arbeiten Polyphia mit den aus EDM und Hip Hop-Kontexten bekannten Produzenten Judge (Young Thug) und Y2K (Doja Cat) zusammen. Mit den beiden entsteht die Single "G.O.A.T.", in der Polyphia ein unverschämt kompliziertes Riff zu Pop machen. Henson und LePage spielen inzwischen bevorzugt clean, prägen damit den Stil einer neuen Generation Gitarrenvirtuosen entscheidend mit und nötigen selbst Großmeister Steve Vai Respekt ab. Der bezeichnet Henson später gegenüber Guitar World als einen der seiner Meinung nach fünf wichtigsten jungen Gitarristen, um das Instrument auf ein neues Level zu heben: "Ich erkenne Entwicklung in eine Richtung, die ich nicht mal habe kommen sehen. Und es ist grandios. Ich liebe es einfach, diese Ideen zu hören und ihre Umsetzung zu beobachten."

2022 wirkt Vai schließlich sogar selbst auf dem vierten Album der Band mit. "Remember That You Will Die" erscheint im Oktober des Jahres, kurz nach einer fast vollständig ausverkauften US-Tour mit der deutschen Band Unprocessed (mit denen sie zuvor bereits einen gemeinsamen Song gemacht hatten) im Vorprogramm. Neben Vai gastieren auf dem Album auch Chino Moreno, $not und R'n'B-Produzent Rodney Jerkins (Mary J. Blige, Destiny's Child, Michael Jackson). Innovationen gibt es auch diesmal wieder, Konventionen spielen längst keine Rolle mehr. So landen zum Beispiel Elemente von Djent und Progressive Metal auf der Akustikgitarre. Polyphia spielen mittlerweile in ihrer eigenen Liga.

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Rock am Ring, 2024 Die Texaner auf der Mandora Stage am Festivalsonntag.

Die Texaner auf der Mandora Stage am Festivalsonntag., Rock am Ring, 2024 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Texaner auf der Mandora Stage am Festivalsonntag., Rock am Ring, 2024 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Texaner auf der Mandora Stage am Festivalsonntag., Rock am Ring, 2024 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Texaner auf der Mandora Stage am Festivalsonntag., Rock am Ring, 2024 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof)

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