Porträt

laut.de-Biographie

Torsten Knoll

Seit er sich erinnern kann, hat der gebürtige Balinger auf den Tasten des hauseigenen Klaviers herumgehauen. Den ersten Klavierunterricht genießt er im zarten Alter von fünf Jahren, die ersten Auftritte gibt er beim Sprießen erster Bartstoppeln und unzüchtiger Gefühle.

Die Unmittelbarkeit des Chansons, der direkte Kontakt zum Publikum auf der einen Seite zeichnen Torsten Knoll aus. Dem gegenüber steht die Subtilität filmmusikalischer Strukturen und Klänge sowie deren widerstrebende Zugänglichkeit, die nur auf intermedialer Ebene funktioniert.

Die besondere Note liegt wohl im detailreichen Verweben unterschiedlicher Stilistiken, die auf den ersten Blick keine Schnittmengen aufweisen. Doch durch den Einfluss avantgardistischer, experimenteller Filmmusik auf die Chanson- oder Theater-Kompositionen entsteht eine eigene musikalische Sprache.

Oder, wie es Knoll in Bezug auf seinen Einfluss und seinen Stil selbst so schön ausdrückt: "Das Gewicht verlagert sich ständig." Varieté, Rock'n'Roll-Strukturen, Tänze wie Tango oder Polka, Balkan-Beats oder Ska, jazzige Harmonien, verspielte, introvertierte klassische Einsprengsel: All dies fügt sich zu einer mannigfaltigen Melange. Dennoch verkommt der Stilmix nie zum Selbstzweck, sondern befördert stets das poetische Miteinander von Musik und Lyrics.

Musikalische Mittel in minutiöser Auskleidung des Geschehens und geschwungene, Breitengrad-umspannende Phrasierungen hüllen jede Szenerie in ihr passendes musikalisches Gewand. Dazu gesellt sich die raue, markante und stets zum melodischen Säuseln aufgelegte Stimme, die entzückt, verstört und mit Geschichten zwischen zwischenmenschlicher Tragikomödie und introspektiver Nabelschau genügend Reflexionsfläche bietet, wie ein Ozean im gleißenden Sonnenlicht.

Der produktivste Zustand: Wenn Frühling ist, es ihm gut geht, aber genügend Dinge im Argen liegen. Entsprechend sind der springende Punkt analog den frühlingshaften Gefühlen sehr oft Frauen. "Unter Dieser Sonne" beleuchtet die Flucht vor dem "traumlosen Gepolter", dem marktschreierischen, inhumanen Lärm um einen herum. Der Rückzug in die Zweisamkeit, "Komm Wir Gehen Nach Haus", steht am Ende doch nur als Metapher für die bröckelnde Beziehung.

Ebenso wirft Torsten auf seine Art sarkastische oder zynische Perspektiven auf gesellschaftliche Gemengelagen, die jedoch durch diesen Blickwinkel um so drastischer in ihrer Schieflage erscheinen. Dem Stammtisch-Revoluzzer in der "Arie Der Revolutionären Zelle Herr Keuner" platzt aufgrund politischer Missstände der Kragen. So ganz artikulieren kann er seine schäumende Wut nur im stillen Kämmerlein:

"Jetzt haben sies zu weit getrieben, ich halt' jetzt nicht mehr länger still, weil mir offenkundig jeder große Fisch ans Leder will, bring' jetzt alles hier zum Beben, jetzt mach' ich euch alle rund, doch davor geh ich noch eben eine Runde mit dem Hund."

Musikalische Vorbilder lassen sich nur schwer bestimmen, da bei Torsten Knoll der Grundsatz vorherrscht, sich keinen Einflüssen zu verschließen. Bei den Texten ist es klarer: die deutschen Liedermacher-Granden wie Wecker, Wader oder Klaus Hoffmann bis zu ihren Ausläufern in der heutigen Zeit, namentlich an Heinz Ratz oder Rainald Grebe festzumachen.

Das Lebensmotto im Sinne seiner Wahrnehmung lautet: "Es ist Hass und es ist Liebe, doch Gleichmut ist es nie." Viel mehr nach der Lust leben, viel mehr dem inneren Kompass denn dem äußeren Bohei Recht geben. Das sind Prinzipien, die Torsten Knoll verinnerlicht hat und ihnen mit seinen Werken Gehör verschafft.

Hinzu kommt die Begeisterung für Technik und Kreativität. Das Phantasma der Musik ist Physik und gehört fest zu unserer Welt. Das zerstört jedoch keine Illusionen, sondern übt gleichsam Faszination aus. Weil man Tönen, Rhythmen und Klängen somit nicht entgehen kann. Erst recht nicht, wenn sie aus der Feder eines solch vielseitigen Musikers stammen.

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