laut.de-Kritik

Schöne Soundlandschaften im poppigen Flachland.

Review von

Bereits im Vorfeld spekulierte man darüber, dass Blumentopf-Plattenleger sich auf seiner dritten Soloplatte eher poppigen Klängen widmen würde. Nach der hitverdächtigen Vorabsingle "Rainbows" waren derartige Befürchtungen alles andere als unbegründet.

Das Gesamtwerk dürfte alle radikalen Mainstreamfreinde jedoch ein wenig beruhigen. Mit "Chasing Clouds" präsentiert Sepalot keinesfalls ein durchgehend eingängiges Pop-Album. Dennoch entdeckt man immer wieder ungewohnt melodische Stücke, bei denen der Produzent teilweise in Belanglosigkeit abrutscht.

Dabei handelt es sich beim Ohrwurm "Rainbows" bei aller Radiotauglichkeit um eine interessante Nummer. Aus dem zunächst plumpen Beat geht ein soulig angehauchtes Instrumental hervor, bei dem Sepalot wie gewohnt nicht an Synthieklängen spart. Darüber hinaus greift er höchstpersönlich zum Mikro und beweist ansprechende Gesangsqualitäten. Während des kompletten Songs wiederholt er eine einzige schlichte Melodielinie, ohne zu langweilen - ein Kunststück, das man sonst eher von Moby kennt.

Leider geraten auf "Chasing Clouds" nicht alle poppigen Ausflüge so spannend, selbst die Featuregäste bleiben teilweise erstaunlich blass. Gerade von der Zusammenarbeit mit Ladi6 war durchaus mehr zu erwarten. Mit Bedauern vernimmt man mit "Pick Up The Pieces" eine unspektakuläre R'n'B-Nummer ohne große Innovation.

Noch schlimmer kommt es bei "Rollercoster" mit Hanz Gable. Der Track bewegt sich mit hohlen Phrasen ("Life is like a Rollercoster") und schäbiger Radiomelodie erstaunlich nah an Taio Cruz und Konsorten. Für einen billigen Clubhit ist der Beat wiederum viel zu lahm. Was auch immer Sepalot hier vor hatte, es ging kräftig in die Hose.

Über derartige Ausrutscher wundert und ärgert man sich. Denn auch auf "Chasing Clouds" serviert Sepalot über weite Strecken innovative und ausgefeilte Instrumentals. Dabei verlässt er sich bei Tempo und Rhythmus zwar oft auf seine Hip-Hop-Wurzeln, unternimmt aber auch immer wieder Ausflüge in ganz andere Bereiche.

Auch klanglich variiert die Platte zwischen den unterschiedlichsten Instrumenten, Samples und Synthies. Während eine verzerrte Gitarre die Gesangslinien von Gastsänger Ono in "Behind The Moon" untermalt, baut das jazzige "Can't Feel Nothing" auf herkömmlichen Pianosounds und breitem Percussionfundament auf.

Ansonsten greift Sepalot überwiegend auf elektronisch erzeugte Klänge zurück. Synthetische Orgelsounds begleiten den weiblichen Gesang in "Warum Kann Ich Nicht Mehr?" und erzeugen düstere Stimmung. Immer wieder baut der Produzent seine Stücke zu vielschichtigen Klangkörpern auf ("Walk With Me", "Baby Goodbye", "You Shine") und entwickelt so eine angenehme Intransparenz.

Das rhythmisches Fundament bieten meist Breakbeat-typische Schlagzeugsounds als organisches Gegenstück zu den modernen Harmonieinstrumenten. Diese bescheren "Chasing Clouds" trotz zahlreicher elektronischer Mittel einen sehr authentisch wirkenden Klang.

Bei Fashawn handelt es sich nicht nur um den namhaftesten sondern auch um den bereicherndsten Featuregast des Albums. Im Opener "Change" ergänzen sich die energiegeladenen Zeilen des Jungspunds optimal mit Sepalots wohlklingendem Beat. Mit dem perfekt gewählte Sample von Sam Cookes "A Change Is Gonna Come" gewinnt der Track einen tollen Retrocharakter.

"Would you like to come on a wonderful trip with me?", fragt eine Frauenstimme im einleitenden Stampfer "Servus I". Tatsächlich nimmt Sepalot den Hörer auf eine vielfältige Reise durch schöne Soundlandschaften mit. Leider hinterlässt der ein oder andere Ausflug ins poppige Flachland einen faden Beigeschmack.

Trackliste

  1. 1. Servus I
  2. 2. Change
  3. 3. Rainbows
  4. 4. Me & You
  5. 5. Why Don't you
  6. 6. Behind The Moon
  7. 7. Rollercoster
  8. 8. Can't Fell Nothing
  9. 9. Poppin
  10. 10. Pick Up The Pieces
  11. 11. Clocks Ticking
  12. 12. Walk With Me
  13. 13. Baby Goodbye
  14. 14. You Shine
  15. 15. Get Out Of My Way
  16. 16. Warum Kann Ich Nicht Mehr?
  17. 17. Too Fast For You
  18. 18. Servus II

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