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Seymour Stein: Siren Song - My Life In Music

Worum geht's?

Ramones, Talking Heads, Madonna, Lou Reed, Depeche Mode, The Cure: er hatte sie alle. Und viel wichtiger: Er glaubte an sie, bevor alle anderen es taten. Seymour Stein gründete in den 70er Jahren (aus einer Not heraus) mit Sire Records eines der bekanntesten Indie-Labels der Welt. Er wurde zu dem A&R-Gott, zu dem alle aufschauten. Sein Buch ist die Papierwerdung des goldenen Sprichworts, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. In Steins Fall: New York, 1975, in einem siechenden musikalischen Umfeld, das kurz vor einer Revolte steht.

"Siren Song - My Life In Music" beginnt mit Steins Kindheit in einer mittelständigen, jüdischen Familie in Brooklyn über sein erstes Engagement als Praktikant bei Billboard, wo er erstmals die branchenüblichen Hinterzimmerpraktiken mitbekommt, die ihn zeitlebens anwidern sollten. Es ist herzerwärmend zu sehen, mit welcher idealistischen Standhaftigkeit Stein Künstlern vertraute, an die er glaubte - und dafür mehr als nur einmal belohnt wurde. Bestes Beispiel ist Madonna, eine unbekannte New Yorker Danceteria-Besucherin, deren Demokassette er 1982 auf seinem Sony-Walkman erstmals im Krankenhausbett hört und sofort alle Hebel in Bewegung setzt, sie unter Vertrag zu nehmen.

Die Liebe, die ihn als Jugendlichen in die Arme von Chuck Berry, Fats Domino und längst von der Geschichte vergessenen Musikern trieb, schärfte seinen Pioniergeist, der zu seinem Markenzeichen und Lebensinhalt werden sollte. Ab Ende der 70er führt er ein Jetset-Leben, Stein ist umgeben von Stars oder entdeckt neue - er ist nun selbst ein Rockstar. Doch auch der Labelboss und Familienvater lernt die Schattenseiten des Ruhms kennen: Seine Ehe zerbricht, gefolgt von einer weiteren privaten Tragödie.

Wer hat's geschrieben?

Der mittlerweile 77-jährige Seymour Stein, den Henry Rollins mit diesen Worten beschreibt: "Der ultimativste und visionärste mit Herz und Verstand gesegnete Musikmanager aller Zeiten."

Wer soll's lesen?

Alle, die sich für die unsichtbaren Praktiken des Musikgeschäfts interessieren, die später in großen Erfolgsgeschichten münden. Stein schreibt immer anschaulich und verzichtet auf hochtrabende Fachtermini. Seine Erinnerungen sind ein Muss für Anhänger von ikonischen Plattenfirmen und Fans von den genannten Gruppen und der goldenen Ära der Pop- und (Punk-) Rockmusik sowieso.

Das beste Zitat

Ice-T: "Seymour Stein told me 'I don't totally understand what you're doing as far as rap music but I know it's important.' That's the day I realized 'smart' people will know something is there even if they're not sure what it is. That vibe he felt launched my career."

Wertung: 5/5. Text von Michael Schuh

Seymour Stein: Siren Song - My Life In Music, St Martin's Press, englisch, 352 Seiten, gebunden, 25 Euro

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