Porträt

laut.de-Biographie

Joe Jackson

Joe Jackson ist für einen Musiker natürlich ein unmöglicher Name. Doch David Ian Jackson - so wird er getauft - geht noch weniger, und so nennt er sich selbst Joe. Geboren am 11. August 1954, fördern seine Eltern sein Talent durch die Anschaffung einer Geige. Die aber gefällt Jackson nicht, er will ein Klavier. Sein Wunsch wird Befehl, der Vater holt ein Piano ins Reihenhaus. Mit 16 beginnt der junge Mann durch Bars zu tingeln. Dort entdeckt er, dass auch Jazz eine coole Sache ist, und so keimt die Vorliebe des Multitalents fürs Saxophon.

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Raumfahrtlegende William Shatner hat mit Henry Rollins, Joe Jackson, Ben Folds, Brad Paisley und Kris Kristofferson ein 'echtes' Album aufgenommen.

Später führt ein erstklassiger Schulabschluss im Fach Musik dazu, dass Joe Jackson ein Stipendium für die Royal Academy of Music in London erhält, wo er drei Jahre lang Klavier, Schlaginstrumente, Komposition und Orchestrierung studiert.

Während seines Studiums, auch danach, spielt der frisch gebackene Berufsmusiker Jackson in diversen Cover-Bands. 1976 wird er zudem musikalischer Direktor des Playboy Clubs in Portsmouth. Bald darauf bildet er mit einigen Mitstreitern aus früheren Projekten die Joe Jackson Band und beginnt mit den Aufnahmen zum ersten eigenen Album. Im August 1978 unterschreibt er einen Vertrag mit A&R-Records, Anfang '79 erscheint mit "Look Sharp!" Jacksons erste Scheibe. Kurz zuvor kam mit "Is She Really Going Out With Him?" bereits eine erste Single auf den Markt, die jedoch erst nach ihrer Wiederveröffentlichung ein Jahr später, als Jackson schon etwas bekannter ist, die Charts erreicht.

Überhaupt dauert es eine Weile, bis "Look Sharp!" so richtig wahrgenommen wird. In der Musik dieses Albums sind bereits viele Elemente, mit denen Jackson später arbeiten wird, enthalten. Überraschende Wendungen in Melodie, Harmonik und Rhythmus verhindern, dass die flotte Rock'n'Roll-Scheibe allzu leicht zu konsumieren ist, zugleich garantieren ausgefeilte Arrangements höchsten Hörgenuss. Dabei macht er es dem Hörer nie ganz einfach: selbst das mit seinen gefühlvollen Balladen vergleichsweise eingängige "Night And Day"-Album (1982) braucht fast ein Jahr, um seine beste Chartsplatzierung (Platz drei in GB) zu erlangen.

Dass Jackson ein begnadeter Arrangeur ist, beweist er später in so unterschiedlichen Disziplinen wie Swing (Jumpin' Jive, 1981), Klassik (Symphony No. 1, 1999) oder Filmmusik (z.B.: "Mike's Murder", 1983, "Shijin No Ie", 1985). Doch auch als Live- und Studiomusiker macht er sich einen Namen. Auf Joan Armatradings "Secret Secret" beispielsweise spielt er die Keyboards, und sein Livealbum "Live 80/86" zeigt ihn ganz und gar als Vollblutmusiker.

Im Lauf der 90er Jahre nimmt der Rock'n'Roll-Anteil in seiner Musik ab. Seine Kompositionen werden immer ausgefeilter, Jackson nähert sich dem Klassik-Rock. Er liebt die gewagte Idee und den großen Wurf, schon an den Titeln seiner Scheiben ("Body And Soul", "Night And Day") lässt sich ablesen, dass er die Gegensätze zusammen zwingen will.

Mutig und mit kompetentem Beistand (z.B. Suzanne Vega und Crash Test Dummies' Brad Roberts auf "Heaven And Hell", 1997) wagt er das Seichte genau so wie das Pathetische, ohne dass es peinlich wird. Niemand wirft diesem Mann Rückwärtsgewandheit vor, wenn er Alben wie "Volume 4" (2003) oder "Rain" (2008) wieder mit seiner alten Band einspielt und damit auch frühere Stilmittel wieder aufgreift.

"Rain" greift er Anfang 2019 für seine Rückblicks-Tour wieder auf. Fünf Jahrzehnte auf der Bühne, diese Zeitspanne will er in zweistündigen Shows zum Jubiläum mal eben so durchqueren. Dafür kürt er aus jeder Dekade ein Album zum persönlichen Highlight - natürlich nur seine eigenen. Neben dem gemäß dem Anlass noch schnell produzierten, gelungenen und detailverliebten "Fool" und der 2008er-LP "Rain" entscheidet er sich für drei alte Platten: Das Debüt "Look Sharp!" (70er) und die zeitlich - mit drei Jahren Abstand - eng daran liegende "Night And Day"-Platte (80er). Zudem für das von Fans und Fachwelt bis auf den eingängigen Tune "Stranger Than Fiction" recht vergessene "Laughter And Lust" (1991).

1979 bis 2019, das macht vierzig Jahre, daher nennt er seine Retrospektive die "Four Decade Tour". Für alleine zwanzig Konzerte (von insgesamt 45) kommt Jackson dabei aufs europäische Festland, "a tight schedule", wie der Brite selbst es wohl nennen würde, ein straff gezurrter Kalender. Sechs Gigs finden in Deutschland und der Schweiz statt. Das Spielen vor Publikum lag ihm stets: Immerhin zehn Live-Platten zeugen von dieser Leidenschaft.

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Als waschechter Mittelengländer gräbt er sich von 2019 bis 2023 tief in die Historie des Musiktheaters im England des 19. Jahrhunderts ein. Als musikalischer Supervisor kümmert er sich um eine Vertonung der Music Hall-Satiren des viktorianischen Großbritanniens, der Ära, als das Reich sein Expansions-Maximum als Seemacht erreichte und wirtschaftlich prosperierte. Wohlhabende wie ärmere Gesellschaftsschichten einte, dass sie sich ins verpönte, aber witzige Variété begaben. Themen rund um Sex, Eifersucht und Prostitution durchzogen die Musikstücke. Geschaffen hatte die Arbeiterklasse diese Kunstform, als Antwort aufs Vaudeville-Theater New Yorks.

Um 1900 wurde Max Champion ein junger Londoner Star dieser Szene, und Joe erinnert mit einem Orchester an zehn Lieder, deren Noten er in mühsamer Arbeit auftreiben konnte. Zu "What A Racket" gehören so klingende Sprachspielereien wie "Monty Mundy Is Maltese!" und das vielsagende "The Bishop And The Actress" - "Der Bischof und die Schauspielerin". Die Platte erscheint beim Hamburger Label earMusic, wo bereits "Fool" im Programm ist.

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Joe Jackson - Fool: Album-Cover
  • Leserwertung: 4 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2019 Fool

Kritik von Philipp Kause

Blue Eyed Soul meets Rock'n'Roll. (0 Kommentare)

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