Porträt

laut.de-Biographie

Hans Nieswandt

Kennern der Club- und House-Szene und eifrigen Spex-Lesern ist der Name ein fester Begriff: 1964 in Mannheim geboren und in der Ecke Oberschwaben-Bodensee aufgewachsen, fühlt sich der junge Hans schon in der Schule dazu berufen, auf den dortigen Partys das Kommando über die musikalische Beschallung der Mitschüler zu übernehmen.

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In gleichem Maße versucht er, die Diskurshoheit innerhalb der Musikseiten in der Schülerzeitung für sich zu gewinnen. Daneben tritt Hans Nieswandt als Mitherausgeber eines Fanzines in Erscheinung; das zukünftige Wirken als Autor nimmt bereits konkrete Formen an.

Außerdem spielt er ständig in Bands, die Punk oder New Wave-Dancepop mit deutschem Gesang in ihrem Repertoire haben. 1983 schließlich ergattert Nieswandt zum ersten Mal einen bezahlten DJ-Job. Seine damaligen Sets im süddeutschen Irgendwo pendeln zwischen frühen Rapgeschichten und eben Dance sowie New Wave.

Nachdem er Mitte der achtziger Jahre eigentlich für ein Amerikanistik-Studium nach Hamburg umgezogen war, beendet Hans dieses kurzerhand wieder, um als Redakteur, verantwortlich für das Ressort Film, bei einem Hamburger Stadtmagazin anzuheuern. Daneben schreibt er als Freischaffender für verschiedene Publikationen wie den Stern, die Hamburger Morgenpost sowie für die Kölner Musikzeitschrift Spex.

Im ungefähr gleichen Zeitraum kommt Hans mit der damals nachhaltig aufkommenden Welle elektronischer Tanzmusik – Acid-House, Garage- bzw. Deep-House – in Berührung. Neben Vocal-House seine neuen Leidenschaften, was sich auch in seiner Sammlung sowie im Plattenkoffer bemerkbar macht. Hans Nieswandt entwickelt sich nach und nach zu einem respektierten DJ mit entsprechenden Mixkünsten und weist bis heute eine Vielzahl an Engagements um den ganzen Globus herum vor.

1990 erhält er von der Spex das Angebot, als festes Mitglied in der Redaktion mitzuarbeiten. Der Job seiner Träume schlechthin - da fällt der Umzug nach Köln nicht allzu schwer. Dort etabliert Nieswandt mit seinem Partner Dirk Scheuring unter dem Alias Sirius Sound System die Veranstaltungsreihe "Alternative Clubbing" und treibt sich für kurze Zeit mit den Galeristen Christian Nagel und speziell Daniel Buchholz herum, bei deren Vernissagen er hinter den Plattentellern steht.

Nach drei Jahren als Spex-Redakteur, mit der Kolumne "H-Muzik" als der Mann vor Ort, im Club, hängt er diesen Job an den Nagel, um sich fortan verstärkt seiner Tätigkeit als DJ und der Produktion eigener Musik widmen zu können. Das Schreiben gibt er aber nicht auf. Groove, taz oder Spex veröffentlichen weiterhin Artikel aus seiner Feder.

Gemeinsam mit Justus Köhnke und Eric D. Clark gründet Nieswandt Mitte der neunziger Jahre Whirlpool Productions, deren Alben zunächst bei Lado, später dann bei der WEA erscheinen. Mit dem Stück "From: Disco To: Disco" landen sie völlig unerwartet einen veritablen Nummer eins-Hit in den italienischen Charts. In Italien werden sie als Popstars herumgereicht, absolvieren Auftritte bizarren Ausmaßes. Doch der Spuk ist schnell wieder vorbei. 2000 entschließt sich das Trio, ihr so genanntes Kunstprojekt vorerst ruhen zu lassen.

Um Nieswandt selbst wird es dennoch nicht ruhig. Ein Jahr zuvor hat er bereits sein Debüt-Soloalbum "Lazer Muzik" veröffentlicht. Mit dem Segen des Goethe-Instituts reist er sozusagen als Kulturschaffender bzw. –botschafter u.a. nach Mexiko und Brasilien. Eindrücke, die er in seinem ersten Buch "Plus Minus Acht – DJ Tage DJ Nächte" (2002 bei KiWi erschienen) neben zahlreichen anderen Anekdoten aus dem Alltag eines DJs verarbeitet. Das Buch wird ebenfalls ein Erfolg, Nieswandt geht auf Tournee mit einem Programm aus Lesen plus Auflegen, und sein Werk wird nachträglich als Hörbuch nochmals aufgelegt.

Ab dem Jahr 2003 stellt Nieswandt im Rahmen der Radiosendung Elektronische Melodien bei WDR 1Live Platten vor, ab 2004 berät er das Goethe-Institut als musikalischer Beirat. Sozusagen als Krönung all dessen bringt Nieswandt im gleichen Jahr sein zweites Album "The True Sound Center" an den Start.

2006 folgt mit "Disko Ramallah Und Andere Merkwürdige Orte Zum Plattenauflegen" ein weiteres Buch. "Ich hatte Familie und brauchte das Geld", so Nieswandt im Vorwort, in dem er unter anderem seine Auslandsaufenthalte beschreibt. Auch zu dieser Zeit ist Nieswandt als DJ gefragt - und wieder einmal lässt er seine Erlebnisse in ein Buch einfließen.

Ende 2010 erscheint "DJ Dionysos – Geschichten aus der Diskowelt". Außerdem remixt er für Künstler aus dem In- und Ausland und veröffentlicht eine Auswahl davon 2011 auf dem Album "Hans Is Playing House".

2012 kommt mit "Hildegard Knef Remixed" eine weitere Soloplatte auf den Markt. Darauf traut sich Nieswandt an die Originalbänder von 12 Stücke der Chansonsängerin, die er behutsam überarbeitet und in einen modernen Kontext bringt.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Nieswandt ein Knef-Stück zu Eigen macht: Schon 2002 wagt der gebürtige Mannheimer sich an den Track "Bei dir war es immer so schön." Er schwört hinterher, es sei einer der besten Remixe seiner Karriere geworden – insofern war der Nachschlag wohl eher nur eine Frage der Zeit.

Als brauche der Tausendsassa niemals Pause, geht sein kreatives Schaffen natürlich weiter. Nieswandt ist auch im Jahr 2012 noch Botschafter und Berater in elektronischen DJ-Angelegenheiten beim Goethe-Institut. Dazu Privatgelehrter, Radio- und Live-DJ, Produzent ... Ein erster Roman befindet sich ganz nebenbei auch noch in Arbeit – wer hätte das gedacht?

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plus minus acht Lesung und DJing. Hans Nieswandt an der Friedrich Hecker Universität Konstanz

Lesung und DJing. Hans Nieswandt an der Friedrich Hecker Universität Konstanz, plus minus acht | © LAUT AG (Fotograf: Florian Schade) Lesung und DJing. Hans Nieswandt an der Friedrich Hecker Universität Konstanz, plus minus acht | © LAUT AG (Fotograf: Florian Schade) Lesung und DJing. Hans Nieswandt an der Friedrich Hecker Universität Konstanz, plus minus acht | © LAUT AG (Fotograf: Florian Schade) Lesung und DJing. Hans Nieswandt an der Friedrich Hecker Universität Konstanz, plus minus acht | © LAUT AG (Fotograf: Florian Schade)

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