Porträt

laut.de-Biographie

Fred Astaire

"Er kann nicht singen, er kann nicht schauspielern, aber er kann ein bisschen tanzen" - zu dieser wenig schmeichelhaften Einschätzung kommt 1931 ein amerikanischer Film-Talentsucher über jenen jungen Bewerber, der den bürgerlichen Namen Frederick Austerlitz trägt. Doch die Geschichte schreibt später ein völlig anderes Urteil. Denn der anfangs geschmähte Nachwuchskünstler entwickelt sich zu einem der größten Showstars aller Zeiten - der Tänzer, Schauspieler und Sänger Fred Astaire steht für bahnbrechendes, unnachahmliches und unvergessliches Entertainment.

Am 10. Mai 1899 kommt er als Sohn österreichischer Einwanderer in Ohama, Nebraska zur Welt. Ungewöhnlich für einen Jungen: bereits mit vier Jahren erhält Fred Ballettunterricht, den er allerdings nicht sonderlich schätzt. Zusammen mit seiner fast zwei Jahre älteren Schwester Adele absolviert er mit sieben erste öffentliche Show-Auftritte. Das junge Geschwisterpaar erweckt 1917 die Aufmerksamkeit des Broadways, und gemeinsam stehen sie in dem erfolgreichen Stück "Over The Top" erstmals als Profis auf der Bühne.

Fred und Adele bleiben als Partner gut im Geschäft. Doch nach der Hochzeit Adeles mit einem britischen Lord beendet die Schwester 1931 die gemeinsame Arbeit. Sie zieht sich von der Bühne zurück, und Fred sieht sich gezwungen, den eingeschlagenen Weg allein fortzusetzen. Er setzt seine Hoffnungen nach all den Jahren mit Bühnen-Shows auf ein brandneues Medium: den Tonfilm.

Trotz der hier eingangs erwähnten Bedenken des Talentscouts unterzeichnet Fred 1933 bei RKO einen Vertrag. Ebenfalls in diesem Jahr heiratet er Phyllis Livingston Potter, mit der er später zwei Kinder aufzieht. Als ausgeliehener Schauspieler dreht er für den Filmriesen MGM dann seinen ersten Musical-Streifen: "Dancing Lady" prunkt mit der Starbesetzung von Clark Gable und Joan Crawford.

Fred verbleibt darin als Newcomer natürlich nur eine Nebenrolle - doch in die setzt er all sein Können und Talent. Und er überzeugt auf Anhieb mit Schauspiel, Gesang und natürlich diversen Tanzauftritten. Im selben Jahr dreht Astaire erstmals mit seiner späteren Traumpartnerin Ginger Rogers: im Musikfilm "Flying Down To Rio" nimmt eine Kintopp-Romanze ihren Anfang, die Generationen von Film- und Musikfreunden immer wieder aufs neue begeistert. In insgesamt neun Streifen treten die beiden Künstler als singendes und tanzendes Paar auf, und revolutionieren dank ihrer Klasse das Genre des Zelluloid-Musicals.

Den Löwenanteil daran besitzt allerdings Astaire. Dank harter Disziplin und immer neuen Einfällen bezaubern Ginger und Fred mit bahnbrechenden Choreographien ihr Publikum. Katherine Hepburn kommentiert später das Erfolgsgeheimnis des Duos so: "Sie gab ihm Sex, er gab ihr Klasse". Eine Formel, die auch für Astaires weitere Partnerinnen gilt. Im Laufe der Karriere-Jahrzehnte finden u. a. Eleanor Powell, Syd Charisse, Judy Garland, Audrey Hepburn und Rita Hayworth den Weg auf Freds Tanzparkett.

Es ist die goldene Zeit einer Ära, deren Songs später als klassisches American Songbook gelten. Als Texter und Songwriter agieren Ausnahme-Talente wie Irving Berlin, George und Ira Gershwin oder Cole Porter. Songs wie "Cheek To Cheek", "Dancing In The Dark" und "A Fine Romance" erhalten aufgrund der gesanglichen und/oder tänzerischen Umsetzung Astaires ihren bis heute leuchtend goldenen Glanz.

Das ganz Besondere an Freds Kunst bedeutet die scheinbar smarte und mühelose Leichtigkeit, mit der er seine Partnerinnen führt und all seine Tanz- und Stepeinlagen auszeichnet. Dahinter steckt jedoch harte tägliche Trainingsarbeit, verbunden mit Ehrgeiz und großem Ideenreichtum. Als einer der Ersten entwirft er gemeinsame Nummern mit gezeichneten und später in den Film eingefügten Figuren.

Eine weitere herausragende Stärke sind durchgehend und ohne Zwischenschnitt gedrehte, komplette Tänze, gekoppelt mit hohem Schwierigkeitsgrad. So findet sich in Freds Repertoire etwa der einzigartige Tanz mit einem Kleiderständer. Kollege Gene Kelly kommentiert in den Siebzigern diese Arbeit anerkennend: "Eine großartige Nummer! Und wie immer lässt Fred seinen Partner gut aussehen".

Eben diesen Tänzer, Choreographen und Entertainer Gene Kelly ("Singin' In The Rain", dt.: "Du Sollst Mein Glücksstern Sein") baut MGM in den Vierzigern als konkurrierenden Gegenpol zu Astaire auf. Der Vergleich zwischen beiden Künstlern ist fraglos reizvoll, arbeiten sie doch mit unterschiedlichsten Stilmitteln. Kelly betritt gern choreographisches Neuland und entwirft faszinierende Bühnenbilder mit einer Schar Statisten, während Fred den Tanz zu zweit bevorzugt.

Es gibt eigentlich keinen Gewinner, was persönliche Klasse, Ideenreichtum und künstlerische Umsetzung angeht - und doch hat für viele Kritiker Astaire die Nase vorn. Denn während Kelly besonders auf Athletik setzt, bleibt Freds Eleganz einfach unerreicht, unnachahmlich und nicht zu überbieten. Der Film "Zigfeld Follies" (dt.: "Broadway Melodie 1950") enthält den einzigen gemeinsamen Auftritt von Astaire und Kelly.

1954 verstirbt Ehefrau Phyllis, und Fred heiratet erst 1980 ein zweites Mal: Robyn Smith begleitet ihn in diesem späten Lebensabschnitt. Nach dem altersbedingten Ende der Karriere als Musical-Tänzer betätigt er sich in unterschiedlichsten Film-Rollen, darunter als Landarzt ("Un Taxi Mauve", 1977, dt.: "Das Malvenfarbige Taxi") oder Wissenschaftler ("On The Beach", 1959, dt.: "Das Letzte Ufer"). Zum Welterfolg entwickelt sich der Katastrophenfilm "The Towering Inferno" (dt.: "Flammendes Inferno"). Hier glänzt Fred in einer bewegenden Nebenrolle.

In der stimmungsvollen Verfilmung des Peter Straub-Horror-Romans "Ghost Story" (dt.: "Rache Aus Dem Reich Der Toten" bzw. "Zurück Bleibt Die Angst") absolviert Fred 1981 seinen letzten großen Leinwandauftritt. Als Mitglied einer vierköpfigen Altherrengesellschaft bleibt er nach dem Rachefeldzug eines weiblichen Gespensts als Einziger am Leben. Doch 1987 muss die Welt Abschied nehmen: mit 88 Jahren stirbt der große Film- und Bühnenstar am 22. Juni in Los Angeles an einer Lungenentzündung.

Bereits Mitte der siebziger Jahre fasst Frank Sinatra die Bedeutung des Jahrhunderttalents Fred Astaire knapp und unverrückbar zusammen: "Ich habe mit Vielen gearbeitet. Doch Fred Astaire war, ist und bleibt die absolute Spitze des Showgeschäfts".

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