Porträt

laut.de-Biographie

Edge Of Sanity

Die schwedische Band Edge Of Sanity startet ursprünglich als eine Art Projekt im November 1989 und setzt sich aus den Mitgliedern zweier recht junger Bands zusammen. Neben Sänger Dan Swanö, der anfangs auch die Drums spielt, gibt es noch Basser Andreas Axelsson, der sich später hinter die Gitarre klemmt und dessen Platz Anders Lindberg einnimmt, sowie den zweiten Gitarristen Sami Nerberg und Drummer Benny Larsson. Mit diesem Line-Up spielen sie ein paar Demos ein und können mit "Kur-Nu-Gi-A" beim Black Mark-Label Aufsehen erregen. Dieses nimmt sie unter Vertrag und schickt sie ins Montezuma Studio, um das Debüt "Nothing But Death Remains" einzuspielen. Obwohl der Erstling von "Boss", dem Besitzer von Black Mark produziert wird, der den Bathory-Scheiben immer einen hundsmiserablen Sound verpasst hat, kann sich das Album hören lassen, und obwohl es auch noch nicht wirklich herausragend ist, lassen sich doch interessante Ansätze ausmachen.

Edge Of Sanity - Purgatory Afterglow
Edge Of Sanity Purgatory Afterglow
Aus den Hits dieses Albums entwickelte Dan Swanö später ganze Bands.
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Auf dem nächsten Album "Unorthodox" bleiben sie ihren Death Metal-Roots zwar treu, jedoch variieren sie die vorgegebenen Schemata mit neuen Ideen und, neben mehrstimmigen Gitarren-Leads, auch mit akustischem Material, was bis dato im Death Metal eher unüblich ist. Mit dem Track "When All Is Said" ist sogar eine Art Ballade auf der Scheibe, zu der es auch ein Video gibt. Bei dem Song "Enigma" zeigt Dan zum ersten Mal, dass er mehr kann, als nur ins Mikro zu grunzen. Zu dieser Zeit macht er mehr und mehr als Produzent anderer Bands von sich reden, denen er in seinem Gorysound (später Unisound) Studio zu einem anständigen Klang und stellenweise auch zu Songs verhilft.

Die Arbeiten mit seinem Nebenprojekt Unicorn scheinen großen Einfluss auf Dans Songwriting zu haben, denn "The Spectral Sorrows" kommt deutlich progressiver als die beiden anderen Outputs rüber und Edge Of Sanity machen sich endgültig einen Namen. Auf dem Album ist nicht nur eine gelungene Coverversion von Manowars "Blood Of My Enemies", sondern mit "Sacrificed" auch noch ein Song enthalten, der den Sisters Of Mercy zu Ehre gereicht. Danach folgt die EP "Until Eternity Ends", auf der man den Eindruck hat, dass Dan seine Kompositionen endlich mal so umsetzen kann, wie es ihm vorschwebt. Das Police-Cover "Invisible Sun" ist eine echte Konkurrenz zum Original.

Da Edge Of Sanity nie eine sonderlich tourfreudige Band sind, erscheint im selben Jahr auch schon "Purgatory Afterglow". Das Album scheint so etwas wie ein Kompromiss zwischen den eher auf Death Metal ausgerichteten anderen Musikern der Band und Dan zu sein, der immer wieder für Experimente zu haben ist und seine klare Stimme auch öfter einsetzt. Die Scheibe wächst fast komplett auf Dans Mist, und erste Zwistigkeiten zwischen ihm und dem Rest der Band tauchen auf, was dem Erfolg der Platte aber keinen Abbruch tut. Danach widmet sich Dan zunächst einem Projekt, das deutlich in der Gothic Ecke angesiedelt ist und im Gegensatz zu Unicorn, die als eine Art Band durchgehen, macht Dan bei Nightingale alles alleine. Nachdem Unicorn zwischenzeitlich zu Grabe getragen sind, begleitet ihn Nightingale fortan ständig.

Für das überragende "Crimson"-Album gelingt es ihm, seine Ideen bei der Band komplett durchzusetzen, was dazu führt, dass "Crimson" aus einem einzigen 40-minütigen Song besteht, der alle Stärken der Band schlüssig vereint und zwischen schnell und langsam, melodisch und brutal alles abdeckt, was das Herz begehrt. Noch erstaunlicher ist die Tatsache, dass der Song innerhalb von 24 Stunden entstanden ist. "Crimson" wird zum erfolgreichsten Werk der Band, eine Headliner-Tour durch Deutschland folgt, was eine bedauerliche Ausnahme bleibt.

Mit "Infernal" muss Dan dann aber wieder deutliche Kompromisse eingehen, denn die eine Hälfte der CD besteht aus seinen Kompositionen, bei denen er bis auf die Drums alles selbst spielt, und die andere besteht aus Songs der übrigen Bandmitglieder, zu denen er ausschließlich singt. Die Aufnahmen gehen im Abyss Studio von Peter Tätgren (Hypocrisy, Pain) über die Bühne, und schon kurz danach ist klar, dass die Zusammenarbeit zwischen Dan und dem Rest der Band wohl nicht mehr von langer Dauer sein wird.

 - Aktuelles Interview
Edge Of Sanity "Sie machten eins ohne mich, ich mach eins ohne sie"
Nicht wenige Edge Of Sanity-Fans dürften ganz feuchte Windeln bekommen haben, als sie hörten, dass Dan Swanö ein finales Edge Of Sanity-Album schreiben würde. Dan selbst zeigt sich so selbstkritisch wie erzählfreudig und kaut LAUT-Redakteur Michael Edele am Telefon beinahe ein Ohr ab.

Dan geht also zu Black Mark und möchte die Band allein weiterführen, dort erzählt man ihm aber, dass er aus der Band raus sei und die restlichen Mitglieder bereits mit Robert Karlsson am nächsten Album "Cryptic" arbeiten. Dieses geht wieder deutlich back to the roots und erscheint ebenfalls 1997. Auch eine weitere Tour folgt, wonach aber nicht mehr viel passiert im Lager von Edge Of Sanity, außer dass '99 noch die Doppel CD "Evolution" folgt, die einer Best Of gleichkommt. Die Band bricht 2001 schließlich komplett auseinander und das Thema scheint abgeschlossen zu sein.

Nach seinem Austritt bei Edge Of Sanity widmet sich Dan zunächst seinem Moontower-Projekt und dem gleichnamigen Album und bringt Nightingale weiter voran. Trotz regen Interesses und vielen Anfragen seitens der Fans kommt es für ihn lange Zeit nicht in Frage, sich an einem weiteren Edge Of Sanity-Album zu beteiligen. Erst als ihn Ende 2002 ein iranischer Fan förmlich auf Knien anbettelt, "Crimson II" zu schreiben, dass er notfalls auch finanzieren würde, fängt Dan an, ernsthaft darüber nachzudenken. Als ihm dann Black Mark ebenfalls ein anständiges Budget zusichert und auch vorschnell die Kunde von einem neuen Album verbreitet, lässt sich Dan breit schlagen und beginnt mit dem Komponieren.

"Crimson II" spielt Dan komplett und im Alleingang in seinem Studio "The Room" ein und holt sich nur für die Leadgitarren Mike Wead (u.a. Mercyful Fate, King Diamond) und Simon Johansson (Memory Garden). Auch für die derben Vocals holt er sich in Form von Roger Johansson (Pagonizer) Verstärkung, da er von seinen Leistungen gar nicht überzeugt zu sein scheint. Das ändert sich während der Aufnahmen zwischen Mai und Juli 2003 aber, und letztendlich übernimmt Dan auch beinahe 50% der Death Growls.

Die Scheibe knüpft beinahe nahtlos an "Crimson" an und kann musikalisch voll überzeugen. Auch textlich ist "Crimson II" eine Besonderheit, denn kein Geringerer als Clive Nolan (Arena), ein persönlicher Freund von Dan und seiner Frau, schreibt die Geschichte zum Album. Somit wird "Crimson II" zu einem außergewöhnlichen Stück Musik und definitiv auch zum letzten Lebenszeichen der Band.

Interviews

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Edge Of Sanity - Crimson II: Album-Cover
  • Leserwertung: 5 Punkt
  • Redaktionswertung: 5 Punkte

2003 Crimson II

Kritik von Michael Edele

Auf dieses Album hat uns Dan Swanö viel zu lange warten lassen. (0 Kommentare)

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