laut.de-Kritik

Arschwackeln statt Kopfdisco.

Review von

Was Southside und Hurricane für Deutschland, ist das Rock Werchter für unsere belgischen Nachbarn. Seit Jahren spielen hier die Acts, die in der Alternative-Szene Rang und Namen haben. In diesem Jahr mischte sich ein Fremdkörper darunter.

Nachdem Pearl Jam, Interpol und die Beastie Boys ihre Sets gespielt hatten, gehörte die Bühne Dr. Lektroluv. Electro statt Rock lautete nun das Motto.

Keine leichte Aufgabe für einen DJ. Gut dass Dr. Lektroluv ein altgedienter Plattendreher ist und die richtigen Tracks mit sich führt. Wäre es vor einigen Jahren noch recht schwierig gewesen, ein auf Gitarren eingetuntes Publikum mit Electro zu begeistern, so ist dies heute viel leichter möglich.

Zahlreiche Crossover-Projekte versöhnten elektronische Beats mit Gitarren. Jüngste Beispiele dafür sind Acts wie Simian Mobile Disco, Justice und Digitalism.

Sie alle rocken kräftig nach vorn, allerdings mit elektronischen Mitteln. Auf diese großen Namen muss ein Insider wie Dr. Lektroluv zwar nicht zurückgreifen. Sein Set funktioniert aber ähnlich.

Dicke Beats (Kavinsky - "Testarossa"), ab und an ein plakativer Trommelwirbel (Acid Jacks - "Awake Since 87"), knarzende Basslines (Tiga - "You Gonna Want Me"), verschwurbelte Acid-Einlagen (LFO - "Freaks") und immer mal wieder ein paar eingestreute Vocals - diese Welt ist dann auch Alternative-Fans gar nicht mehr so fremd.

Wenn sich zwischendurch sogar noch eine bekannte Nummer (Mighty Dub Cats - "Magic Carpet Ride") daruntermischt, steht einem bierseligen Festivalausklang zu Electro-Klängen nichts mehr im Weg.

Dennoch: Bei der Trackauswahl, dem Mix und der Dramatik des Sets muss man einige Abstriche hinnehmen. Bestenfalls durchschnittlich ist die Performance von Dr. Lektroluv unterm Strich.

Das Set überzeugt allenfalls mit dem pragmatischen Ansatz, vor dem Publikum den Hut zu ziehen. Dr. Lektroluv gibt daher nicht den großen Technomissionar, sondern will seinen Zuhörern einen Zugang zu Techno aufzeigen, der eher über Arschwackeln als über Kopf-Disco funktioniert.

Trackliste

  1. 1. Dr. Lektroluv - Intro
  2. 2. Feist - My Moon My Man (Boys Noize Classic Remix)
  3. 3. Acid Jacks - Awake Since '78
  4. 4. Shiny Toy Guns - Le Disko (Boys Noize Remix)
  5. 5. Tiga - You Gonna Want Me (Tocadisco Mix)
  6. 6. Mighty Dub Katz - Magic Carpet Ride ‘07 (Claude Vonstroke Sucker Free City Edition)
  7. 7. Radar - War Out There (Tomboy Dub)
  8. 8. The Subs - Kiss My Trance
  9. 9. Mason - Quarter (The Subs Remix)
  10. 10. LFO - Freak
  11. 11. Kavinsky - Testarossa (Sebastian Remix)
  12. 12. Teenage Bad Girl - Cocotte (Boys Noize Rework)
  13. 13. The Subs – Fuck That Shit
  14. 14. Polysics - Coelakanth Is Android (MSTRKRFT Remix)
  15. 15. Klaxons - Gravity's Rainbow (Soulwax Dub)
  16. 16. Federico Franchi - Cream
  17. 17. Spektrum - Kinda New (Dirty South '07 Remix)
  18. 18. Moby - Go (Trentemøller Remix)

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Dr. Lektroluv

Kurz nach der Jahrtausendwende war es soweit. Dr. Lektroluv wühlt die belgische Clublandschaft auf. Grüne Gesichtsmaske, schwarze Sonnenbrille, akurat …

Noch keine Kommentare