laut.de-Kritik

Gitarren-Papst spricht das Urbi et Orgy und die Promis folgen ihm.

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Der Guns N' Roses-Gitarrero gibt sich ganz in Blau und widmet der Bluenote ein ganzes Album. Dabei wartet Saul Hudson alias Slash mit Blick auf die Songauswahl mit wenig Überraschungen auf. Er huldigt den alten Meistern, jedoch mit einer erfrischend energetischen Performance. Aufgedrehter, aggressiver Blues trifft es als Label am besten. Gary Moores Slo-Mo-Blues war gestern. Bei Slash gibts voll auf die Zwölf. Man könnte auch sagen: Guns N' Blues oder Slash Metal. Bezeichnend, dass die einzige Eigenkomposition "Metal Chestnut" heißt.

Dies ist gleichzeitig die Stärke und Schwäche der Kompilation. Die Energie bringt die Luft zum Britzeln. Doch bei wenigen dynamischen Abstufungen treten auf Dauer der insgesamt 70 Minuten Spielzeit Ermüdungserscheinungen auf. Einzig Punk-Ikone Iggy Pop zwingt Slashs Backings Band in "Awful Dream" an die akustischen Instrumente, und Beth Hart entlockt ihrer Stimme die nötige Dramatik, die die Band zu einer entsprechend illustrierenden Darbietung von "Stormy Monday" motiviert.

Der Gitarren-Papst spricht das Urbi et Orgy und seine Blues-Buddies folgen ihm aufs Wort. Allein die Trias auf "Hoochie Coochie Man" mit The Black Crowes-Frontpfau Chris Robinson ("The Pusher"), "Crossroads" mit Gary Clark Jr. und dem bekanntesten Bart des Rock Business, Billy Gibbons von ZZ Top, lässt frisches Blut durch die Arterien pulsieren. Roots und Rotz - Der Zylinder-Träger platziert seine Interpretationen zwischen den Genre-Stühlen. Die illustre Gästeschar greift die Steilvorlage auf.

Pop-Sternchen Demi Lovato mimt die entrüstete Tochter in "Papa Was A Rolling Stone" und echauffiert sich über den Lebenswandel ihres Alten Herren. Slash, der an keiner Whiskey-Flasche zweimal vorbeigegangen ist, lässt auf der Temptations-Nummer die Gitarren glühen und gibt den verruchten Musikus. Leider performt Demi nur semi. Die Raubeinigkeit, die den Reiz des Originals ausmacht, findet nur instrumental statt. Aber auch die Jugend muss an die Tradition herangeführt werden. Nennen wir es musikalische Früherziehung.

Anders dagegen die Kollabo mit AC/DC-Kreischsäge Brian Johnson auf "Killing Floor", im Original von Howlin Wolf. Das Leben des Brian prägen Rauchwaren und Hochprozentiges - was zwar für ein klassisches Stimmbandtraining nicht empfehlenswert ist - im Rock-Kontext genau das Timbre ergibt, das du für eine markerschütternde Darbietung benötigst. Dieser Motorcycle-Blues kämmt das Resthaar auf links. Textlich simpel, aber effektiv und wie bei Johnsons Stammband nicht weit davon entfernt, die Niveau-Limbo-Dance-Stange zu reißen.

Der voluminöse Klang der bauchigen Gibson Les Paul ist perfekt auf den BMI der in Würde ergrauten Zielgruppe abgestimmt. Auch die dem Blues innenwohnenden Repetitionen tragen dem alterbedingten Hörverlust und der nachlassenden Gedächtniskapazität Rechnung. Spiel's nochmal Slash. Die Neunziger-Alben mit Slashs Snakepit geraten deutlich abwechslungsreicher, aber das Konzept aus Blues-Standards und Promi-Gästen hat seinen Reiz sowie die nötige Breitenwirksamkeit. Wie sagte einst Willie Dixon: "Blues is the roots and everything else is the fruits". Diese Frucht hat den Kaloriengehalt eines fettigen Burgers mit Ketchup und Mayo. Wohl bekomms.

Trackliste

  1. 1. The Pusher feat. Chris Robinson
  2. 2. Crossroads feat. Gary Clark Jr.
  3. 3. Hoochie Coochie Man feat. Billy F. Gibbons
  4. 4. Oh Well feat. Chris Stapleton
  5. 5. Key To The Highway feat. Dorothy
  6. 6. Awful Dream feat. Iggy Pop
  7. 7. Born Under A Bad Sign feat. Paul Rodgers
  8. 8. Papa Was A Rolling Stone feat. Demi Lovato
  9. 9. Killing Floor feat. Brian Johnson
  10. 10. Living For The City feat. Tash Neal
  11. 11. Stormy Monday feat. Beth Heart
  12. 12. Metal Chestnut

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