laut.de-Biographie
Brant Bjork
Wenn man sich Brant Bjork so anschaut, muss einem nicht unbedingt die Berufsbezeichnung Musiker einfallen. Der braungebrannte Mann mit der lässigen Rotzbremse könnte genauso gut Surfer sein, Maler oder sagen wir's gleich: Lebenskünstler. Bis auf den Maler vereinigt Bjork denn auch alle Attribute in sich.
Seine Liebe zum Surfen entstammt dabei nicht unwesentlich der Lage seiner Heimat: Palm Desert im sonnigen Kalifornien. Pazifikzugang inklusive. Doch auch die Musik zieht ihn schnell in ihren Bann und so weiß die Legende, dass Brant bereits mit dreizehn Jahren zum ersten Mal eine Bühne betritt.
In der High School macht er Mitte der 80er Jahre die folgenschwere Bekanntschaft von Josh Homme, der bald als Gitarrist in seine Band einsteigt. Diese besteht zunächst aus Trommler Brant und Bassist Chris Cockrell und nennt sich, einem Dungeon & Dragon-Spiel zu Ehren, Sons Of Kyuss. Als mit John Garcia noch ein Sänger hinzustößt, entstehen erste Songskizzen, die 1990 auf das heute ultrarare Prä-Kyuss-Album "Sons Of Kyuss" (im durchsichtigen Vinyl) gelangen.
Zwar können Kyuss mit ihrem dunklen, psychedelischen Heavy Rock und den dicken Black Sabbath-Riffs recht schnell eine Plattenfirma für sich begeistern, bis zur Auflösung im Jahr 1995 gelingt der Desert Rock-Formation jedoch nie der Sprung über den heißen Szene-Tipp hinaus.
Brant selbst verlässt Kyuss bereits ein Jahr zuvor, nach dem Ende der Tournee zum Klassiker "Welcome To Sky Valley" und setzt sich ins nordkalifornische Humboldt County ab, wo er erst einmal vom Musikertrip abspringt, bei einem Pizzaservice anheuert und dem Fußballspiel frönt.
Der häufige Regenniederschlag treibt ihn jedoch bald wieder zurück in den Süden, wo er in der Hardcore Punk-Band De-Con trommelt (später holt er sie auf sein Label) und Mario Lallis Band Fatso Jetson als Rhythmusgitarrist verstärkt. Doch schon nach zwei Singles muss Brant den Fatsos wieder Lebewohl sagen, denn Scott Hills legendäre Fu Manchu bitten für ihre anstehende Tour um seine Drumming-Dienste. Natürlich zögert der eingefleischte Fu-Fan Brant keine Sekunde.
Obwohl er mit El Camino Records (später Duna) gerade sein eigenes Label gründet, bereist er 1996 mit den Fus die Welt und spielt anschließend als reguläres Bandmitglied die Alben "The Action Is Go" (1997), "Eatin' Dust" (EP, 1998), "King Of The Road" (1999) und "California Crossing" (2002) mit ein; das '94er Debüt "No One Rides For Free" produziert er.
Ebenfalls im Jahr 1996 läuft Brant mal wieder Josh Homme über den Weg, und höchstwahrscheinlich geschah es in einer lauen Wüstennacht mit ein paar Flaschen Corona und etwas Weed auf der Sonnenterrasse des Rancho De La Luna-Studios, als beide beschließen, eine lose Jam-Reihe mit dem naheliegenden Titel Desert Sessions ins Leben zu rufen. Als mit Vol.1 und 2 die ersten Scheiben der Serie erscheinen, ist Bjork allerdings schon wieder mit Fu Manchu beschäftigt, so dass im weiteren Verlauf Homme die Kontrolle des Projekts übernimmt und die Jam-Idee kurzerhand auch für seine neue Band Queens Of The Stone Age weiterspinnt.
Nach drei gemeinsamen Jahren mit Fu Manchu verspürt Bjork 1999 einen nachhaltigen Drang, seine Ideen auch außerhalb eines festen Bandgefüges umzusetzen. So entsteht sein Debütalbum "Jalamanta", auf dem er sämtliche Instrumente selbst einspielt. "Low Desert Punk", wie er einen Song betitelt, ist eine Selbstbeschreibung, da Bjork in der Low Desert aufgewachsen ist. 2016 erscheint die Wüstenrock-Dokumentation von Jörg Steineck mit den Namen "Lo Sound Desert".
Ein Jahr später folgt, nach einem Zwischenspiel bei den Desert Sessions 5 + 6, das Album "Sounds Of Liberation" unter dem Pseudonym Ch'e. Auch im Mondo Generator-Studio darf er sich 2000 bei den Aufnahmen zu "Cocaine Rodeo" am Drum-Kit austoben. Kurz nach den Aufnahmen zur Fu Manchu-Platte "California Crossing" verkündet der tourmüde Bjork 2002 seinen Ausstieg bei der Hill-Combo, und schließt sich wieder in sein Studio ein, aus dem er mit der erneut schwer relaxten Platte "Brant Bjork And The Operators" wieder heraus kommt.
Hinter den ominösen Operators verbirgt sich allerdings niemand anderes als Meister Bjork himself, der sich aus Spaß einfach eine fiktive Band ausdenkt. Mit "Keep Your Cool" setzt er 2003 sein laid back-orientiertes Songwritertum fort. An Bjorks Seite stehen die Bros. (seine Brothers), namentlich Michael Pfeffer (drums), Dylan Roche (bass) und ein gewisser Cortez (guit) - dazu Bjork: "His name is Scott but he's too slick for Scott". 2004 erscheint mit "Local Angel" ein durch und durch reines, hippieeskes und Brants vielleicht bestes Wohlfühlwerk.
Im Rahmen der Veröffentlichung tourt er mit den Bros. und Nick Oliveris Mondo Generator durch Europa. Nach einem Aussetzer Oliveris während des Konzerts in Trossingen im Sommer 2004, als jener mitten im Set von der Bühne springt und sich mit dem örtlichen Mischer prügelt, gibt Bjork vor Ort den professionellen und geübten Schlichter. Im Namen seines Freundes Oliveri entschuldigt er sich wortgewandt für dessen ungebührliches Verhalten und initiiert für die rund 80 geschockten Konzertbesucher eine spontane Jam-Session aus Mondo- und Bros.-Bandmitgliedern. Eine Desert Session vor Publikum quasi, allerdings mit traurigem Hintergrund.
Im Zuge des "Saved By Magic"-Releases supportet der Kalifornier 2005 eine Weile den kanadischen Starkstromrocker Danko Jones und veröffentlicht in der Folge in schöner Regelmäßigkeit weitere Soloalben mit seinem unverkennbar abgehangenen Sound, der ihn als Hohepriester des Hängematten-Grooves auszeichnet.
2011 stellt er sich in den Dienst der guten Sache und geht mit seinen alten Freunden John Garcia und Nick Oliveri als Kyuss Lives! auf Tour. Die Vorarbeit zu diesem ewigen Fan-Traum leistete der frühere Kyuss-Sänger, der bereits 2010 mit Garcia Plays Kyuss eine überaus erfolgreiche Tour absolvierte und den Ruf nach dem 'Original' verstärkte. 2013 erscheint sogar ein neues Studioalbum der Gruppe, allerdings aus rechtlichen Gründen unter dem Namen Vista Chino. Danach widmet sich Bjork wieder Soloaktivitäten.
Parallel zu seinem 13. Studioalbum "Mankind Woman", das im September 2018 erscheint, kommen auch längst vergriffene Oldie-Alben in schicker Neuauflage auf Heavy Psych Sounds Records in den Handel, darunter "Tres Dias" (2007) und "Local Angel" (2004).
2019 veröffentlicht er über seine neue italienische Label-Heimat mit "Jacoozzi" ein weiteres Album, dessen Ursprung im Jahr 2010 liegt. Für Brant kommt erst mit dem Wechsel zu Heavy Psych Sounds der richtige Zeitpunkt zur Veröffentlichung dieser Ansammlung von Studio-Jams. 2020 folgt, zusätzlich zu den Neuauflagen von "Punk Rock Guilt" und "Gods & Goddesses", mit dem selbstbenannten "Brant Bjork" wieder ein vollständig neues Album des Meister. Darauf fokussiert er nicht nur sein kreatives Schaffen. In bester DIY-Manier spielt er ebenfalls alle Instrumente im Alleingang ein.
Im Interview erklärt Brant Bjork seinen zutiefst humanen Ansatz an das Musizieren wie folgt: "Ich möchte mit anderen Menschen in Austausch treten und will sie innerlich bewegen und ihnen mit meinem Rhythmus etwas auf die gleiche Art und Weise mitteilen, wie ich es mit den Texte und den Melodien mache. Deswegen ist Musik, die nichts übermittelt für mich unattraktiv. Ich will, dass es da eine intentionale menschliche Verbindung gibt. Ich will, dass mir Musik etwas mitteilt." Let there be groove!
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