laut.de-Kritik

Schwarze Wolken am Himmel: Fehlanzeige.

Review von

Großbritanniens Indie-Pop-Institution The Stranglers darf die Champagnerkorken in diesem Jahr mit ruhigem Gewissen knallen lassen. Das dritte Jahrzehnt im Musikgeschäft vollendet das Quintett 2004 und feiert den Geburtstag mit einem neuen Album. "Norfolk Coast" sind die 13 Songs des Albums betitelt, die The Stranglers so frisch wie lange nicht mehr zeigen. Melodiöse Up-Tempo Songs mit deutlich folkigem Touch prägen den Höreindruck von "Norfolk Coast" und unterstreichen einmal mehr das außergewöhnliche Feeling der Stranglers für gute Popmusik.

Popmusik ist überhaupt das Stichwort, um sich mit The Stranglers zu beschäftigen. Jahrelang verbuchten findige Journalisten The Stranglers aufgrund einer zufälligen Synchronität auf der Zeitachse unter Punk und lobten die Band in den Himmel. Später als sich heraus stellte, dass The Stranglers keine Kopie von The Clash oder The Damned waren, verteufelten die einstigen Lobpreiser die Band auch gleich wieder. Stichwort "Golden Brown". Was damals schon jedem ohne großes Zutun hätte auffallen können: auch Popbands dürfen ein "The" im Namen führen.

Mit Basser Jean-Jacques Burnel, Keyboarder Dave Greenfield und Schlagzeuger Jet Black spielen The Stranglers fast wieder in Originalbesetzung auf. Frisches Blut in die 'Altherrrenriege' injezieren Gitarrist Baz Wayne sowie Sänger Paul Roberts, der jedoch auch schon seit zwölf Jahren den Stranglers Songs seine Stimme leiht. Die Mischung indes stimmt bei den Briten, wie selten zuvor, das macht gleich der Opener "Norfolk Coast" deutlich. Trocken und präzise schlägt die Bassline das Tempo an, forsch rockende Gitarrenakkorde gesellen sich hinzu bis schließlich Sänger Roberts den Song mit seiner Ohrwurmmelodie ausstattet.

Überhaupt wirken The Stranglers vier Jahre nach ihrem letzten Studioalbum, als hätten sie gerade eine Frischzellenkur hinter sich. Locker und direkt fließen die Songs aus den Boxen und überraschen mit viel elektronischen Spielereien. Ob "Long Black Veil" oder "Lost Control", sie alle leben von ihrem eleganten Indie-Pop Charme, der heute allenfalls noch Songs von Phillip Boa zu eigen ist.

Exotenstatus kann der deutsch betitelte Song "Sanfte Kuss" für sich beanspruchen. Nicht nur auf textlicher Ebene, wo sich deutsche, französische und englische Verse zu einem seltsamen Mix vermischen, hebt sich "Sanfte Kuss" von allen anderen Liedern auf "Norfolk Coast" ab. Groovende Swingrhythmen machen den Song auch rein musikalisch zur Ausnahmeerscheinung. Eine solche sind auch The Stranglers, und deshalb dürfen sie auch nach drei Jahrzehnten Bandgeschichte, trotz aller tiefschwarzen Wolken, die das Cover zieren, zuversichtlich in die Zukunft schauen.

Trackliste

  1. 1. Norfolk Coast
  2. 2. Big Thing Coming
  3. 3. Long Black Veil
  4. 4. I've Been Wild
  5. 5. Dutch Moon
  6. 6. Lost Control
  7. 7. Into The Fire
  8. 8. Tucker's Grave
  9. 9. I Don't Agree
  10. 10. Sanfte Kuss
  11. 11. Mine All Mine

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